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Feenland

Feenland

Titel: Feenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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ihm ein paar Flüche hinterher, und die Kindsoldaten
lachen. Amerikanische Schimpfworte kennen sie. Einer sagt zu Todd:
»Dieser Mann nicht gut. Bleib bei uns! Gib uns
Zigaretten!«
    »Die UN ist lokalen Restriktionen unterworfen«, meint
Spike. »Was erwartest du eigentlich?«
    »Herrgott, ich bin hier als Außenkorrespondent im
Einsatz!«
    »Reg dich endlich ab! Die Typen sind auch so nervös
genug. Du verschlimmerst die Sache nur.«
    »Dieser verdammte Marku! Er hat mich tatsächlich
reingelegt!«
    »Natürlich hat er dich reingelegt«, sagt Spike.
»Aber laß das nicht an mir aus!«
    Der Soldat, der ein paar Brocken Englisch versteht, fährt
sich mit dem Finger über die Kehle. »Wir machen Marku tot.
Will uns verraten. Wir machen ihn tot. Wir kümmern uns um
euch.«
    Todd schleudert den zweiten Schuh beiseite. »Arbeitet ihr
für Antoinette?« fragt er.
    Der Soldat zuckt die Achseln.
    »Die Frau, mit der ich ein Interview hatte – hat sie
euch befohlen, uns zu entführen?«
    Spike reicht seine Zigaretten herum. »Wohin bringt ihr uns
eigentlich?«
    Die Soldaten stoßen sich grinsend an, hocherfreut über
die feinen Import-Camels. Sie sind wie übereifrige junge Pferde,
ihre Muskeln zucken vor innerer Spannung, ihre Augen rollen bei den
leisesten Geräuschen, die Todd nicht hören kann. Ihre
Hände verlassen keine Sekunde die Schäfte ihrer
Kalaschnikows Mark V. Geschwollene Finger mit abgekauten Nägeln
trommeln auf abgewetzten Sicherungsmechanismen herum. Immer wieder
starren sie in den schwarzen Nachthimmel.
    »He, Leute!« beharrt Todd. »Das ist doch eine
harmlose Frage. Wer ist euer Boss?«
    Der Soldat, der Englisch spricht, streckt die Hand aus, und Spike
gibt ihm seine restlichen Zigaretten. »Reicher Griechen-Ficker
uns kaufen. Für einen Tag. Um euch herbringen. Hier ihr seid.
Wir gut.«
    »Glass«, sagt Todd. Er spürt eine gewisse
Erleichterung. »Das kann nur Glass sein. Ich wußte es von
Anfang an, Spike! War eine Frau bei ihm?«
    Aber die Soldaten hören ihm nicht zu. Todd schaut auf und
sieht den Helikopter, der aus der Nacht kommt und auf sie
zuhält.

 
7    Die Zornigen
     
     
    Als Alex aufwacht, ist das Licht am Schwinden, und die Luft hat
sich merklich abgekühlt. Sie befinden sich fünfzehnhundert
Meter über dem Meeresspiegel, hoch in den uralten Bergen der
Region, die einst Illyrien hieß, und die Sommernächte sind
kalt. Alex wirft einen Blick auf seine Uhr, einen einzelnen Punkt mit
zwei Linien, erzeugt von einem Chip, der unter der Haut seines
Handgelenks implantiert ist. Die Wirkung des Narkosegases
müßte vor etwa einer Stunde nachgelassen haben, Zeit genug
für die Leute von Glass, ihrer Spur zu den Tempelruinen zu
folgen. Alex spürt, daß der Druck von ihm weicht. Sie sind
nicht gekommen. Vermutlich haben sie sich in den Jeep gesetzt und
Hals über Kopf die Flucht ergriffen. Allmählich stellt sich
das Gefühl ein, daß sein Plan tatsächlich klappen
könnte.
    Katrina ist nirgends zu sehen, aber das beunruhigt Alex nicht
weiter. Sie kann für sich selbst sorgen. Mistress Powell lehnt
mit dem Rücken an einem niedrigen Mauerrest und murmelt in ihren
Reiseführer. Das Laser-Diffraktometer tickt zu ihren
Füßen und schleudert im steten Wechsel rote
Lichtfäden zu den ringsum verteilten Wünschelruten. Sie
schaut auf, als Alex sich bewegt, und berichtet, daß der
Schrein absolut energiegeladen ist.
    »Aber es ist so still hier. Der Ort scheint seit langem
völlig ungestört zu sein.«
    Alex geht an die Quelle, um sich das Gesicht zu waschen, und in
diesem Moment tritt der Elf hinter einer halb eingestürzten
Mauer hervor.
    Es ist Erste Strahlen der Neu Aufgehenden Sonne, betont elegant
wie immer. Er trägt eine Art Tarnjacke mit
Reißverschlußtaschen und gleitenden grünbraunen
Flecken, die unentwegt ihre Form verändern. Dutzende von
Amuletten glitzern darin, und von dem breiten Schlaufengürtel
hängt eine große Pistole.
    »Lange Zeit nicht gesehen«, sagt Ray.
    Alex streckt ihm die Rechte entgegen, und Ray klatscht seine Pfote
dagegen. Die scharfen Nägel des Elfs ritzen Alexs
Handfläche.
    »Du bist diesen Blödtypen entkommen«, sagt Ray.
»Ich wußte, daß du es schaffen
würdest.«
    »Waren das Leute von Glass?«
    »Das mußt du selbst herausfinden, dicker
Mensch!«
    »Vielleicht hätte ich mit dir gehen sollen.«
    »Ich war sehr beschäftigt.«
    »Wie verlief deine Reise?«
    Ray zuckt die Achseln, und seine Talismane klirren.
»Wölfe jagen mich, vor ein, zwei Tagen.

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