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Feenland

Feenland

Titel: Feenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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müssen…«
    »Das war es, Alex. Mir geht der Saft aus.«
    »Welcher Saft?«
    »Den ich für unser VR-Treffen verplempere. Mach’s
gut, Mann!«
    Der Homeroom verschwindet, und Alex sieht und hört nur noch
statisches Rauschen. Ihm wird schwindlig, und er kippt fast nach
vorn, ehe ihm einfällt, die VR-Brille abzunehmen.
    Grünes Licht erfüllt die Kabine des Helikopters. Ray,
der in der offenen Luke steht, dreht sich um. »Sie haben uns
eingeholt«, sagt er.
     
    Die Zwillinge warten am Rand der Schneise, die der Helikopter bei
seiner mißglückten Landung in den Wald gepflügt hat.
Der gehörnte Mann steht hinter ihnen. Grüne, von Feen
gehaltene Lampen bilden ein weit zerstreutes Sternbild gegen die
dunklen Bäume.
    Mistress Powell steht unter der Luke des Helikopters, die
Hände auf den Schultern des geblendeten Cowboys.
    Alex versucht sie zu beruhigen. »Wir haben jetzt eine bessere
Verhandlungsbasis.«
    Der geblendete Cowboy sagt: »Die machen dich platt, du
Fettsack!«
    Ray stellt sich vor ihn hin. »Du brauchst nur ein Wort zu
sagen, dicker Mensch, und ich trinke sein Blut!«
    »Laß ihn«, meint Alex. »Er war nie besonders
wichtig und ist jetzt ein Nichts.«
    Genau genommen tut ihm der junge Cowboy leid – einer mehr von
denen, die Milena betrogen hat. Sie sollten einen Club gründen,
und Alex könnte den Vorsitz übernehmen.
    Alex geht mit ausgestreckten Händen auf die Zwillinge zu. Sie
starren ihn unter verfilzten Ponyfransen hervor böse an.
»Sie hat euch hiergelassen«, sagt er schlicht, denn er
weiß nicht, wie sie Milena nennen. Auf keinen Fall Mutter,
davon ist er überzeugt. »Ich kann euch helfen«,
fährt er fort, »aber nur, wenn auch ihr mir helft.
Andernfalls trägt sie den Sieg davon, und ihr steht mit leeren
Händen da.«
    »Wir haben bereits Freunde…«
    »… Freunde, die mehr für uns tun können als
du.«
    »Diese Kinder sind nichts für euch«, sagt Alex.
»Sie haben Söldner angeheuert, und die Söldner
würden Feen eher töten als ihnen dienen. Ich kann euch das
in Kürze beweisen. Vergeßt die Versprechen, die man euch
gab. Ihr kennt mich. Ihr wißt, was ich in Amsterdam tat. Ich
biete euch ein Bündnis an.«
    Die Zwillinge wechseln einen Blick und sehen dann Alex an.
    »Du kennst uns nicht…«
    »… du verstehst uns nicht.«
    »Ich weiß. Ich habe auch sie nie ganz verstanden, von
Anfang an nicht.«
    »Wir wissen alles über dich, Dicker…«
    »… wie du sie geliebt hast…«
    »… ganz verzweifelt geliebt hast…«
    »… und immer wieder der Verlierer warst…«
    »… einfach nie gewinnen konntest.«
    »Ich habe ihr geholfen, ganz am Anfang. Sie ist gegangen. Sie
hat euch im Stich gelassen. Ihr wißt das. Nun will ich euch
helfen. Sie gab mir eine Waffe, mit der ich euren König
vernichten könnte. Bis jetzt habe ich ihn verschont.«
    »Laß sie doch in ihr Unglück rennen, dicker
Mensch!« sagt Ray.
    Alex ignoriert den Elf, selbst als Rays Fingernägel sein
Handgelenk umklammern.
    Die Zwillinge wechseln wieder einen Blick. »Du willst uns
helfen…«
    »… um ihnen zu helfen…«
    »… den wilden Feen?«
    »Ihr habt das gleiche vor wie die wilden Feen. Und ihr werdet
alle das gleiche verlieren, wenn ihr nicht zusammenarbeitet. Frodo
McHale und die anderen Cowboys heuerten Söldner an, die
früher auf Feenjagd gingen, um sich ihren Lebensunterhalt zu
verdienen. Sie sind nur so lange eure Verbündeten, so lange sie
euch brauchen. Danach bringen sie euch um.«
    »Kannst du das beweisen?« fragen die Zwillinge, und Alex
weiß, daß er gewonnen hat.

 
16    Leskoviku
     
     
    Leuchtmunition steigt auf und zerplatzt am schwarzen Himmel,
während Todd und Spike sich hinter ihrem Feen-Führer
über den Polymer-See quälen, und plötzlich breiten
sich die Ruinen von Leskoviku unter ihrem grellweißen Licht
aus. Fembots haben das Städtchen völlig verändert.
Phantastische, organisch wirkende Türme wachsen in Gruppen aus
Häusern, die zu Stein-Filigranen zerfressen sind. Die Pfeiler
und Grate, die überkrusteten Klippen und gekehlten Säulen,
in ihrer Formen- und Farbenvielfalt Korallenriffen ähnelnd,
beschwören die postapokalyptischen Naturformen Max Ernsts in
seinen Dekalkomanie-Gemälden [iv] herauf.
    Über ihnen dreht Spikes Kamera-Drohne eine Schleife, um das
alles einzufangen. Die Aufzeichnung läuft, seit sie den Hang
hinter sich gelassen und den Polymer-See betreten haben. Da Spike
Handschuhe und seine Telepräsenz-Brille trägt, um die
Drohne zu steuern, muß

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