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Feenland

Feenland

Titel: Feenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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hier der
starke Mann. Billy Rock kannst du vergessen. Total fertig, der Typ.
Läßt sich von seinen Baufirmen voll über den Tisch
ziehen, ob du’s glaubst oder nicht!«
    »Das Problem ist nicht Billy Rock.« Alex schaut Doggy
Dog fest in die blutunterlaufenen Augen. »Das Problem ist seine
Familie.«
    »Was heißt da schon Familie? Ein Verein von
Saftsäcken in teuren Anzügen, die in diesem großen
alten Haus draußen in Hampstead leben! He, du Blödmann,
die haben doch null Ahnung von der Straße! Genau wie du,
stimmt’s?«
    »Stimmt.«
    »Noch ein Wort zu deinem Deal mit Billy Rock«, sagt
Doggy Dog. »Er will Puppen, die miteinander vögeln und
Nachwuchs kriegen. Schon mal dran gedacht, selber Puppen zu
vögeln? Menschen, die Puppen vögeln, das wär’s
doch!« Der Junge stemmt Alex drei Finger in die Brust und
richtet sich auf. »Überleg dir’s, Mann!« Mit
diesen Worten wendet er sich zum Gehen.
    Der unerschütterliche Fahrer nickt Alex zu und folgt ihm.
    Ma Nakome kommt an seinen Tisch, um sich zu entschuldigen. Sie
schwört Alex, den kleinen Skorpion nie mehr in ihr Haus zu
lassen. Sie läßt frischen Joghurt und Kaffee kommen und
setzt sich.
    »Er war hier, um das Schutzgeld zu kassieren«,
erklärt sie.
    »Ich habe das Gefühl, daß er in die eigene Tasche
arbeitet«, sagt Alex.
    »Der Junge ist nicht ganz richtig im Kopf, wenn er glaubt,
daß er Mister Rock austricksen kann.«
    Alex gibt ihr recht. Das Problem mit den Yardies ist, daß
sie zwar nicht dumm, aber völlig ausgeflippt sind. Sie haben
keine Hierarchie, außer ihrer
Alpha-Männlichkeits-Hackordnung, kein eigenes Territorium,
außer da, wo sie ihre Frauen versteckt halten, keine echten,
gut durchdachten Pläne. Gewalt entspringt in der Regel einem
Impuls und richtet sich größtenteils gegen ihresgleichen.
Ins Depot eines Drogendealers eindringen, aufs Geratewohl
herumballern, den Stoff und die Kohle an sich reißen und
verschwinden – das ist ihre Vorstellung von einem Plan. Ein
Yardie wird selten alt, mal abgesehen von ein paar sehr brutalen,
sehr reichen und sehr gerissenen Typen. Doggy Dogs Karriere
beschreibt eine aufsteigende Kurve, und er wird sich den Weg nach
oben freischießen, bis er von jemandem umgelegt wird, der etwas
mehr Glück, Verstand oder Hunger hat als er.
    Alex erzählt Ma Nakome von seinem neuesten Projekt, aber
nicht, wozu es dienen soll. Das erzählt er ihr nie. Er hat zu
große Achtung vor ihr. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin
im Queen Mary Hospital, bis die großen
Versicherungsgesellschaften die Gesundheitsvorsorge übernahmen
und die Forschungsgelder zu einem Nichts schrumpften. Sie
schätzt sein Fachwissen. Sie hat früher die gleichen
Verfahren verwendet wie er, und er bietet ihr einen Job an, den sie
lachend ablehnt. Sie hat zu viele Kinder, sagt sie, und es wird
höchste Zeit für ihn, sich nach einer Frau umzusehen, die
ihn umsorgt – alle Männer tun das.
    Alex stimmt ihr zu. Er denkt an seine Mutter und die Zeit in dem
windgeschüttelten Mietblock hoch über der Themse. Ein
Zwei-Personen-Staat, mit der Hauptstadt zu ihren Füßen. Im
Dunkel sitzen und die Lichter beobachten, während sich Lexis
langsam mit Rum-Cola vollaufen läßt. Feenland,
erzählt sie ihrem Sohn. Da draußen ist alles, was du dir
wünscht, einfach alles. Alex muß irgendwie dafür
sorgen, daß sie diesen kleinen Schmarotzer von einem
Bettgefährten rauswirft und sich einen richtigen Mann sucht,
einen anständigen Kerl. Das zumindest hat Lexis verdient.
    Ma Nakome fragt, ob er Kummer hat und ob sie ihm eines ihrer
Mädchen vorbeischicken soll. »Heute, morgen, wann immer du
willst, Alex.«
    »Morgen«, wehrt Alex ab. Er fühlt sich vage
bedrängt. Sex wird nie eine große Rolle in seinem Leben
spielen, das weiß er, und deshalb versucht er, nicht zu oft
darüber nachzudenken.
    »Alice«, sagt Ma Nakome resolut. »Das ist die
Richtige für dich. Ich weiß, daß sie erst
kürzlich bei dir war.«
    »Ja.« Alex nickt geistesabwesend.
    Sicher, er liebt und pflegt seine Gewohnheiten, aber gerade jetzt
spürt er eine Schubkraft, die sich hinter seinem Rücken
zusammenballt wie ein Sturm, das gleiche Gefühl wie damals, kurz
bevor sie ihn verhafteten – als würde er durch die
nächtliche Stadt rasen, ohne daß ihn eine Ampel
aufhält, und alles weicht ihm aus, während er schneller und
schneller und schneller wird, unbezwingbar in seinem Tempo. Aber dann
schnappten sie ihn doch und sperrten ihn ein, einfach so, ohne
Prozeß. Die

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