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Feenland

Feenland

Titel: Feenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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wiegen dürfte und so ausladend ist, daß
selbst Alex sie als fett empfindet, bewegt ihre Fülle mit Hilfe
der Servos eines Exo-Gestells aus Kohlefaser-Streben. Während
sie vorbeirollt, übertönt das Surren der Motoren einen
Moment lang die lärmende Unterhaltung der Reisegruppe.
    Alex nimmt einen letzten Mundvoll teerigen Rauch und drückt
das Zigarettenende an dem grüngestrichenen Eisengeländer
aus. »Woher haben Sie die Adresse?«
    »Aus Billy Rocks File. Wir besitzen eine File über Billy
Rock, ob Sie’s glauben oder nicht.«
    »Und Sie haben Zugang zu diesen Unterlagen?«
    »Lehnen sich nicht zu weit aus dem Fenster, Sharkey. Und
jetzt passen Sie auf! Diese Adresse ist das einzige Update, das im
letzten Jahr auf die File kam, nur diese eine kleine Notiz zwischen
all den alten Aufzeichnungen. Ich mußte danach suchen, aber
nicht allzu heftig. Offenbar wollte jemand, daß ich fündig
werde.«
    »Machen Sie mir keine Angst, Perse. Ihre Paranoia ist
allmählich ansteckend.«
    Perse nimmt die Spiegelbrille ab und reibt sich mit Daumen und
Zeigefinger die Druckstellen, die der Steg hinterlassen hat. Er ist
müde, erkennt Alex. Seine Augen haben dunkle Ringe und liegen
tief in den Höhlen.
    »Ihre Angst ist nicht ganz unberechtigt«, sagt Perse.
»Billy Rocks Familie sucht den Einstieg ins seriöse
Geschäftsleben. Und wenn sie das schaffen, ist wohl eine
Säuberungsaktion fällig.«
    Alex schiebt den großen schwarzen Hut nach hinten und wischt
sich mit dem Taschentuch über die Stirn. »Die schütten
Sie mit Arbeit zu. Vielleicht sehen Sie deshalb Gespenster.«
    Er denkt an Doggy Dogs große Sprüche bei Ma Nakome.
Perse sagt er allerdings nichts davon – vielleicht braucht er
einen kleinen Vorsprung.
    »Ich habe vergangene Nacht etwa zwanzig Usbeken
vernommen«, erklärt Perse. »Die meisten verstanden
kein Englisch. Oder taten zumindest so. Jeder dieser
Scheißkerle behauptete, er wüßte, wer die beiden
Toten auf dem Gewissen hätte, und jeder nannte eine andere
Tätergruppe. Außerdem fanden wir den Mercedes, den einer
der Messerstecher geklaut hatte, aber er war ausgebrannt. Vom Fahrer
keine Spur, und seine Kumpel machen den Mund nicht auf. Ich
bräuchte dringend Unterstützung, aber die Chance,
zusätzliche Leute zu kriegen, ist nach der Explosion in Heathrow
gleich Null.«
    »Was für eine Explosion?«
    »Auf dem Dach von Terminal Vier detonierte eine
mittelgroße Bombe. Ebenfalls vergangene Nacht. Ohne jede
Warnung. Es war reines Glück, daß niemand dabei umkam. Bis
jetzt haben sich bereits die Monarchisten und die Brigade der
Tierbefreier zu dem Anschlag bekannt, und weil wir befürchten,
daß noch mehr Verrückte aus dem Busch kriechen und sich
als Trittbrettfahrer betätigen, haben wir die Meldung bis jetzt
unterdrückt und wollen sie den Medien als Transformator-Defekt
verkaufen. Aber wer immer dieses Ei gelegt hat, mußte es durch
zehn Sicherheitskontrollen schmuggeln. Deshalb bin ich total platt
und kann kein blödes Gequatsche mehr vertragen, Sharkey. Nicht,
wenn ich Ihnen zu helfen versuche. Also, hören Sie zu! Ich bin
mir verdammt sicher, daß jemand diesen Deal als eine Art
Köder ausgelegt hat. Vielleicht steckt Billy Rocks Familie
dahinter. Sie können Billy nicht so einfach abknallen. Sie
müssen ihr Gesicht wahren, wenn sie ihn beseitigen. Eine Falle,
in die er tappt, wäre genau das Richtige.«
    Mit Daumen und Zeigefinger schiebt Perse die Haut an den
Schläfen nach außen, um auf diese Weise Schlitzaugen
anzudeuten. »Raffiniertes Chinesenpack!«
    »Es paßt mir nicht, daß Sie mich vorschieben, um
an Billy ranzukommen, Perse. Warum warten Sie nicht einfach ab, bis
ihn seine Onkel kaltmachen – wenn sie das Ihrer Meinung nach
ohnehin vorhaben?«
    »Weil er mir gehört«, sagt Perse. »Ich will
seine Ohren in meiner kleinen Sammlung.«
    »Mann, Perse, nun kriegen Sie sich wieder ein! Ich spiele da
nicht mit.«
    »Und ob Sie mitspielen werden, Sharkey! Was bleibt Ihnen
anderes übrig? Wenn Billy Sie nicht abserviert, rücke ich
Ihnen auf den Pelz. Ich tauche jeden Morgen punkt acht in Ihrer
Hobby-Werkstatt auf und lasse alles zerlegen, bis Sie selbst zu Billy
rennen und ihn auf Knien anflehen, daß er Sie von dieser Plage
erlöst. Ich bitte Sie um ein Minimum an Kooperation, und das ist
wirklich nicht zuviel verlangt, wenn man bedenkt, daß ich seit
zwei Jahren über Ihren Fettsteiß wache und zuhöre,
wenn Sie Ihre armseligen Hacker-Sprüche vom Stapel
lassen!«
    Alex öffnet das

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