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Feenland

Feenland

Titel: Feenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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ebenso ernähren wie von der
Informationsenergie, die alle K-Leben-Organismen brauchen, um die zum
Überleben und zur Reproduktion notwendigen Algorithmen
durchzuführen. Obwohl sie Gefahr laufen, von ihren Wirtszellen
absorbiert zu werden, schnappen sich die Huckepack-Organismen lose
Teilchen Informationsenergie an den unscharfen Grenzen der riesigen
Clusterfuck-Ansammlungen.
    Diese beiden Arten von K-Leben-Organismen haben im Lauf der Zeit
ein stabiles Gleichgewicht erreicht, und das ist notwendig, wenn die
Clusterfucks sich nicht so stark ausbreiten sollen, daß sie
zusammenwachsen und das gesamte K-Leben-Ökosystem erobern –
wie Algen, die das Wasser in einem Aquarium umkippen lassen. Aber die
fragilen Randgleiter vermögen diesen Parasiten keinen Widerstand
entgegenzusetzen, und bis jetzt hat noch niemand herausgefunden, wie
man verhindern könnte, daß sie von den
Huckepack-Organismen dezimiert werden, ohne zugleich die Clusterfucks
und damit das komplexe Beziehungsgeflecht zu zerstören, das die
K-Leben-Ökosysteme stabilisiert.
    Das kleine Mädchen sagt zu Alex: »Ich könnte dir
eine Datei rüberschicken, die das Problem beseitigt.«
    »Wie kommst du ausgerechnet auf mich?«
    »Betrachte das Ganze als Test«, entgegnet sie. Ihr Bild
zerfällt in ein Gestöber weißer Pixels. »Willst
du sie kopieren? Ich habe nur noch begrenzt Zeit auf dieser
Leitung.«
    Alex öffnet einen Zwischenspeicher und beginnt mit dem
Downloaden.
    »Betrachte das Ganze als Test«, sagt sie noch einmal.
»Versuch herauszufinden, wie man das Programm benutzt. Ich werde
erfahren, ob du es geschafft hast.«
    Dann ist sie verschwunden.

 
7    Neue Verbindungen
     
     
    Detective Sergeant Howard Perse reicht Alex ein gefaltetes
Stück Papier und sagt: »Es war so leicht, daß ich es
fast für eine Falle halte.«
    »Was mache ich damit? Erst lesen und dann
runterschlucken?«
    Perse zieht ausgiebig an seiner Zigarette. »Machen Sie damit,
was Sie wollen, aber seien Sie vorsichtig!«
    »Sie wirken ja echt besorgt. Haben Sie mich deshalb
hierhergeschleift?«
    Sie stehen unter den Bäumen am flußseitigen Rand des
großen Parkplatzes, im Schatten des Tower von London, und
rauchen beide Zigaretten, die sie in der hohlen Hand halten, eine
Gewohnheit, die sich Alex im Gefängnis zu eigen gemacht hat. Sie
könnten zwei alte Knastbrüder sein, die gerade ein Ding
aushecken – wie in einem dieser alten Ealing-Filme, die in
jüngster Zeit wieder so populär sind, heraufgespült
von einer Woge nostalgischer Sehnsucht nach dem Daumenlutsch-Trost
einer sicheren, stabilen Vergangenheit, die es in Wirklichkeit nie
gab. Jenseits des Parkplatzes stehen Touristen geduldig Schlange vor
dem Metalldetektor des Sicherheitszauns. Eine Familie gruppiert sich
steif um einen schwitzenden Beefeater, während der Vater sie auf
Video bannt. Es ist zehn Uhr vormittags, aber bereits
unerträglich heiß unter der Glocke eines milchweißen
Himmels. Der Fluß führt Niedrigwasser, eine zähe
braune Brühe zwischen stinkenden Schlammbänken. Am anderen
Ufer flimmert die HMS Belfast in einem Dunstschleier.
    Perse starrt das alte Gemäuer an, das über den Parkplatz
aufragt. Seine verspiegelte Brille reflektiert das Sonnenlicht.
»Waren Sie schon mal hier drin?«
    »Im Tower? Du liebe Güte, nein. Was sollte ich
da?«
    »Genau.«
    »Es ist ja nicht so, daß sie dort immer noch die
Kronjuwelen verwahren. Glauben Sie, daß diese Geschichte mit
den Raben echt passiert ist?«
    Perse deutet ein Achselzucken an. »Sie sind nicht
weggeflogen, sondern krepiert wie alle anderen Vögel. Tatsache
ist, daß unsereiner da nicht mal reinginge, wenn sie den
König zurückholen und ausstellen würden. Kein Londoner
käme auf die Idee, den Tower zu besichtigen. Also ist er ein
sicherer Treffpunkt.«
    »Sie haben das schon öfter gemacht.«
    Perse leugnet es nicht.
    Eine schnatternde Touristenschar zieht an ihnen vorbei, die Fracht
des Flußboots, das vor wenigen Minuten am Tower Pier angelegt
hat. Es sind Amerikaner, alle im fortgeschrittenen Rentenalter –
Alex unterdrückt den Impuls, sie zu fragen, was der Krieg daheim
macht. Mindestens die Hälfte der Männer trägt karierte
Schottenmützen, T-Shirts und Bermuda-Shorts, die nicht den
geringsten Schutz gegen die UV-Strahlung bieten. Die Frauen sind
vernünftiger; sie haben sich wie die ältlichen Schönen
des Südens mit breitkrempigen Strohhüten oder
Sonnenschirmen ausgestattet. Eine Matrone, die gut und gern ihre
zweihundert Kilo

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