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Feenland

Feenland

Titel: Feenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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voll
bewußt, als er sagt: »Du weißt doch, womit ich
meinen Lebensunterhalt verdiene, Delbert, oder? Ich stelle
psychoaktive Viren her. Die meisten zur Entspannung, aber ich habe
auch Dinge auf Lager, die dich für alle Zeiten fertigmachen. Ich
kann dir ein paar Sachen verpassen, die dein Gehirn in
Hüttenkäse verwandeln. Ein Schuß, und du traust dich
für den Rest deines Lebens nicht mehr allein über die
Straße! Und glaub mir, du bist dran, wenn du mir nicht genau
erzählst, wie das mit dem Feuer war!«
    »Wir dachten, die Wohnung sei leer, Mann. Verdammt noch mal,
wir hatten eigens gewartet, bis die Alte fortging. Den halben
Nachmittag lang. Was können wir dafür, wenn da noch jemand
drin war?«
    Alex geht um den Stuhl herum und versucht sich zu beruhigen. Er
hat ein Cool-Z in der Tasche, aber Leroy beobachtet ihn. »Was
ist los, Delbert? Was wollt ihr noch von mir? Habe ich etwa meinen
Teil des Handels nicht eingehalten?«
    »Mann-o, das war doch bloß zur Sicherheit! Daß du
uns nicht an Billy Rock verpfeifst. Wir hatten dich gewarnt, Mann,
aber das schien dir völlig egal zu sein. Wir wollten, daß
du die Angelegenheit ernst nimmst!«
    »Was heißt das alles, Alex?« fragt Leroy.
»Kannst du mir das mal erklären?«
    Also muß Alex mit der Sprache raus: daß er bei Billy
Rock in der Kreide steht, daß er versprochen hat, ihm was von
seinem Zeug zu liefern, und daß Doggy Dog und Delbert
beschlossen haben, ihre eigenen Geschäfte hinter dem Rücken
ihres Brötchengebers zu machen. Er rechnet damit, daß
Leroy ihm eine saftige Predigt halten wird, aber Leroy schüttelt
nur den Kopf. Was in gewisser Weise noch schlimmer ist, denn
irgendwie hätte es Alex erleichtert, von anderen zu hören,
daß er Mist gebaut hat.
    Delbert versucht es mit Argumenten. »Es war eine rein
geschäftliche Angelegenheit, kapierst du das nicht?
    Warum also hältst du mich hier fest? Mann, wenn ich wollte,
könnte ich dich echt wegen Entführung verklagen. Das ist
das mindeste, was ich tun könnte. Wann schnallst du
endlich, daß du bis über den Hals in der Scheiße
steckst?«
    »Erzähl mir alles, was du über dieses kleine
Mädchen weißt«, sagt Alex.
    Delbert denkt angestrengt darüber nach. Er schielt in eine
Ecke des Raums und murmelt vor sich hin. Dann erklärt er mit
einem Grinsen: »Shit, warum denn nicht? Du hast doch nicht den
Mumm, mich umzulegen, stimmt’s? Und früher oder später
wirst du diese Sache noch bereuen, das schwöre ich dir! Also,
los – was willst du wissen?«
    »Erst mal ihre Telefonnummer.«
     
    »Hey«, sagt Alex, als Milena sich meldet, und Milena
entgegnet: »Sehr gut, Alex. Was gibt es?«
    »Delbert und Doggy Dog sind aus dem Spiel«, meldet er.
»Wenn du das Zeug haben willst, wirst du mir beweisen
müssen, daß es funktioniert. Und zwar heute
abend.«
    »Schön und gut, Alex, aber ich habe kein Testexemplar.
Es war nie geplant, die Umwandlung sofort vorzunehmen.«
    »Entweder heute oder nie.« Alex erklärt ihr, wo sie
sich treffen werden, und legt auf, ehe sie antworten kann. Es schadet
gar nichts, wenn zur Abwechslung mal sie sich wundert.
    Von der anderen Seite der Bartheke sagt Leroy: »Gib deiner
Mutter zum Abschied einen Kuß, Alex. Ich bin nicht sicher, ob
wir dich wiedersehen.«

 
15    The Killing Fields
     
     
    Alex blendet kurz die Scheinwerfer des Transits auf, als Milena
die Treppe der Aldgate-Station nach oben kommt. Sie überquert
die Straße und klettert auf die Seitenbank des Busses. Sie
trägt eine rosa Jacke aus Jeansstoff über einem braven,
langärmeligen blauen Kleid mit einem großen weißen
Kragen, die Art von Kleid, wie sie japanische Schulmädchen
tragen, die Art von Kleid, die Sittsamkeit und treuherzige Unschuld
signalisiert. Eine Schultertasche aus einem nahtlosen, silbrigen
Material ist unter einen ihrer dünnen Arme geklemmt.
    Alex kommt sofort zur Sache. »Du hast diese beiden Idioten
beauftragt, mir das Hormon abzunehmen.«
    »Es ist nicht so, daß ich dir persönlich
mißtraue«, sagt Milena. »Ich mißtraue jedem.
Was willst du, Alex? Dieses Treffen mit dir kostet mich einiges.
Meine Firma erwartet, daß ich heute abend an einer Diskussion
über unsere Zukunftsplanung teilnehme.«
    »Du hast Angst. Ich kann das verstehen, denn ich habe
ebenfalls Angst.«
    Alex fädelt sich in den Verkehr ein. Es ist früher
Abend, und die Hälfte der Autos hat die Scheinwerfer an, die
andere Hälfte nicht. Wolken ziehen breite schwarze Striche
über den roten

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