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Feenland

Feenland

Titel: Feenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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Erkenntnis,
daß Milena ihnen entwischt ist. Sie ist skrupelloser und
raffinierter, als selbst ihre Besitzer ahnen. Alex hat sie bei ihren
Operationen beobachtet, und der Zauberer hat ihm alles über
Skrupellosigkeit beigebracht. Außerdem glaubt er zu wissen,
wohin sie sich begeben hat, als er herausfindet, daß Dr.
Luthers Räume leer sind.
    »Ist mir zwei Monate Miete schuldig geblieben«,
beschwert sich der ältliche Skinhead aus dem Comic-Laden. Sein
behaarter Bauch quillt unter dem T-Shirt hervor und wölbt einen
Wulst über dem Bund seiner Jeans. »War er ein Freund von
Ihnen?«
    »Ich bin ihm nur ein einziges Mal begegnet«, sagt Alex
und lehnt ab, als der Comic-Händler ihm Dr. Luthers
Edelstahl-Tisch zum Kauf anbietet.
     
    Alex muß den ganzen Weg bis zu Leroys Club zu Fuß
gehen. Er bleibt ein halbes dutzendmal stehen, um sein Handy zu
benutzen, und erwischt beim letzten Versuch Perses Partner Stevie
Cryer.
    Alex sagt: »Ich möchte diese Geschichte klären.
Richten Sie das Perse aus.«
    »Da kommen Sie am besten selbst vorbei und reden mit
ihm.«
    »Er will mir den Mord andrehen.«
    »Welchen Mord, Alex?«
    »Ich habe Doggy Dog nicht umgebracht. Ich meine, ich war
dabei, aber umgebracht habe ich ihn nicht.«
    »Schön, darüber können wir uns
unterhalten.«
    Alex erklärt Cryer, wo er ihn treffen möchte.
»Geben Sie mir ein paar Minuten, und ich serviere Ihnen Doggy
Dogs Partner. Er wird Ihnen sagen, was die beiden
vorhatten.«
    »Ich kann nichts versprechen«, meint Cryer.
    Als Alex Leroys Club erreicht, wartet auf der Straße bereits
ein Zivilfahrzeug der Polizei. Alex geht daran vorbei, ohne einen
Blick ins Innere zu werfen.
    Leroy ist schneller bereit, Delbert zu holen, als Alex ein paar
Worte mit Lexis wechseln zu lassen. Es ist kein einfaches
Gespräch, vor allem deshalb, weil Lexis ihm so leicht verzeiht.
Das mit der Wohnung wird schon wieder, tröstet sie ihn, und Alex
leistet alle möglichen Versprechen, ohne genau zu wissen, ob er
sie halten kann.
    Am Ende sagt Alex: »Weißt du noch, wie du mir die
vielen Lichter gezeigt hast? Mir ist jetzt klar, daß Feenland
kein Ort ist, sondern eine Idee.«
    »Du hast dir schon immer Sachen ausgedacht, Alex«,
entgegnet seine Mutter. Sie steckt ihm Geld zu und bittet ihn, eine
Postkarte zu schreiben.
    Alex zappt den Bodyguard mit einem alten Flimmerlicht aus Leroys
Soundsystem-Tagen an und befiehlt ihm, zu vergessen, was hier
geschehen ist, ehe er ihn auf die Straße schickt.
    Alex folgt ihm nach einer Minute. Drei Polizisten sitzen auf
Delbert, während ihm ein vierter die Arme auf den Rücken
dreht und Handschellen anlegt. Cryer steigt aus dem Zivilfahrzeug,
und Alex schlendert zu ihm hinüber.

 
18    Kein besonders großer
Vorteil
     
     
    Alex wartet lange in einem schäbigen Verhör-Raum in den
Eingeweiden des neuen Scotland Yard. Die übliche grüne
Wandfarbe, der übliche große Spiegel, der, wie jeder
weiß, ein Fenster zum Nebenraum verbirgt, die üblichen
abgetretenen Teppichfliesen. Billige Plastikstühle, ein
vergammelter Holzschreibtisch mit einem Kassettenrecorder und einem
überquellenden Aschenbecher. Selbst der Tee ist so, wie ihn Alex
in Erinnerung hat, trüb und lauwarm, mit einem staubigen
Nachgeschmack.
    Er raucht zwei Päckchen Zigaretten, während er wartet.
Die Sachen, die er seit mehr als einem Tag am Leib trägt,
fühlen sich klebrig feucht an. Die scharfen Falten in seinem
grünkarierten Anzug sind längst schlapp. Er ist sich sehr
wohl bewußt, daß Milena mit jeder Minute weiter und
weiter entschwindet. Nach einer Weile humpelt Perse auf Krücken
an der offenen Tür vorbei, den linken Fuß weiß
bandagiert. Er würdigt Alex keines Blicks.
    Alex wartet noch eine Weile, und schließlich kommt Stevie
Cryer herein. Er nimmt eine von Alexs Zigaretten und sagt: »Sie
haben genau einen Tag, um das Land zu verlassen.«
    »Ich muß erst meine Geräte verkaufen.«
    Cryer mustert Alex mit seinen müden blauen Augen. »Die
Geräte wurden vermutlich mit Gewinnen aus dem Drogenhandel
finanziert. Wir beschlagnahmen Ihr Labor morgen um die Mittagszeit.
Das ist zugleich der Moment, in dem Ihre Frist
abläuft.«
    »Also gar kein besonders großer Vorteil«, stellt
Alex fest.
    »Wollen Sie sich beschweren?«
    »Nicht direkt.«
    »Das finde ich klug von Ihnen.«
    »Vielleicht bin ich klüger, als Sie denken.«
    Cryer bläst eine blaue Rauchkaskade in die Luft. Er wirkt
erschöpft; das harte Neonlicht läßt sein klares,
jungenhaftes Gesicht

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