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Feenland

Feenland

Titel: Feenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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unsere eigenen Methoden,
solche Dinge zu regeln. Daran ließ ich keinen Zweifel, als ich
mit ihm sprach. Ich bezweifle, daß er wiederkommt.«
    »Du als Schläger – das ist nur schwer vorstellbar,
Jules.«
    Jules grinst und wirkt auf einmal sehr jung. »Das ist eine
Frage des Auftretens. Hör zu, ich mache jetzt eine Runde bei den
Patienten. Das dauert nicht lange.«
    Morag lächelt. Sie weiß, daß Jules auch
hinausgeht, um eine Zigarette zu rauchen. Ihr ist ebenfalls danach
zumute. In Afrika hat sie ständig geraucht. Alle haben geraucht.
Aber sie will nicht wieder damit anfangen, nicht jetzt.
    Sie döst wieder ein und erwacht mit steifem Hals. Auf dem
Bildschirm ist ein halbes Dutzend Männer und Frauen zu sehen,
die an einem Tisch sitzen und durcheinanderreden; dahinter erscheint
der Mars in Großaufnahme, und in einer Ecke des Studios
läuft eine Uhr rückwärts.
    Der Kaffee ist um einiges kälter. Morag trinkt ihn dennoch
und geht dann nach draußen, um Jules zu holen. Zunächst
ist sie nicht beunruhigt, als sie ihn nirgends sehen kann. Sie geht
die Plattform entlang, vorbei an den Patienten in ihren
Schlafsäcken, und dann zurück bis ans andere Ende.
    Dort entdeckt sie einen Mann, der sein Gewicht geübt von
einem Fuß auf den anderen verlagert, in der Art derer, die fast
den ganzen Tag irgendwo stehen und warten. Eine orangefarbene Decke
ist um seine ausgemergelte Gestalt gewickelt. Er hat Schlagspuren um
die Augen, die sich allmählich gelb verfärben, und eine
frisch genähte Kopfwunde, grobe, schwarze Stiche, wie sie in
öffentlichen Ambulanzräumen üblich sind. Die Haut um
die offene Wunde ist mit einer blauen antiseptischen Tinktur
eingepinselt.
    Der Mann stiert Morag dumpf an und meint: »Ich habe ihn
gewarnt. Der Zug muß jede Minute durchkommen.«
    »Jules!«
    »Ich weiß nicht, wie er heißt. Hat gesagt, da
seien Kinder. Da… da is’ er langgelaufen!« Der Mann
umklammert die Decke mit beiden Händen und deutet mit dem
Ellbogen in Richtung Tunnel.
    Morag drückt so heftig auf den Alarmknopf, daß ein
Stich durch ihr Handgelenk geht. Sie weiß nicht, wie sie
zurück in die Klinik gelangt, ist so außer Atem, daß
sie eine volle Minute braucht, um Louis zu wecken und ihm zu
berichten, was geschehen ist. Draußen donnert der erste
Morgenzug in die Station, und Morag schreit gegen den Lärm
an.
    Louis zwingt sie, sich hinzusetzen, und geht. Er bleibt eine ganze
Weile verschwunden. Morag starrt den Bildschirm an. Er zeigt ein
Gewirr pockennarbiger roter Felsbrocken in Nahaufnahme. Ein dumpfes
Verharren. Nichts scheint verändert. Ihre Hände zittern.
Sie preßt sie zusammen. Ihr wird kalt, immer kälter.
Schockwirkung, denkt sie. Die periphere Zirkulation wird
abgeschottet, damit mehr Blut zu den wichtigen Gefäßen
gelangt. Adrenalin durchflutet ihren Körper. Sie nimmt wie aus
weiter Ferne wahr, was mit ihr geschieht.
    Nach und nach betreten einige der Obdachlosen den Raum, verhuscht
wie Mäuse. Sie beobachten Morag mit verstohlenen Blicken und
wenden sich dann dem Fernseher zu. Das Bild wackelt, als das Objektiv
herumschwenkt. Man erkennt Felsbrocken aller Größen und
dahinter Dünenketten, rot unter einem lachsfarbenen Himmel. Die
Filmkamera hält dieses Panorama einen Moment lang fest und
fährt dann zur Seite. Ein glitzerndes Segment klappt von
irgendwo jenseits des Bildrands nach unten. Es ist eine Rampe. Einer
der Obdachlosen hat die Fernbedienung gefunden, und mit einem Mal
dröhnt eine Männerstimme durch die Klinik und erklärt,
daß diese Aufnahmen genau zweiundzwanzig Minuten alt sind. Wir
befinden uns, sagt die Stimme, bereits mitten in einem neuen
Zeitalter.
    Louis kommt zurück. Seine Miene ist düster. Die
Obdachlosen mustern ihn kurz und wenden sich dann wieder dem
Fernseh-Geschehen zu. Rotes Licht fällt auf die nach oben
gerichteten Gesichter. Ein Schatten fällt über die Rampe,
bewegt sich vorwärts. Es ist eine Gestalt in einem
unförmigen weißen Druckanzug.
    Louis kniet neben Morag nieder und sagt ihr, daß Jules tot
ist. Morag hat es gewußt. Es ändert nichts, daß sie
es gewußt hat. Louis umklammert ihre kalten Hände. Er will
ihr nicht sagen, wie Jules umgebracht wurde.
    »Die Polizei muß jeden Moment eintreffen«, sagt
er. »Das ist eine schreckliche Geschichte.«
    »Jemand hat ihn gesehen. Ein junger Typ mit kahlgeschorenem
Kopf und einer Wunde – hier.« Morag faßt sich an den
Hinterkopf. »Wir müssen ihn suchen.«
    »Der Bahnhof ist wieder geöffnet. Die

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