Feentod
logo«, antwortete Vale und Staff schlug vor, diesen gleich mal anzuspielen.
Noraya wurde auf der Stelle wieder ganz heiÃ. Wie immer hatte sie sich zu Hause eingesungen, aber beim Gedanken daran, den neuen Song zu performen, spürte sie einen Kloà im Hals. Zeit für einen Gegenvorschlag blieb ihr aber nicht, denn Anton hatte schon in die Tasten gegriffen. Der Song, ein Blues, begann mit vier Takten Keyboard-Solo, in das Noraya dann einsetzte. Die anderen Instrumente folgten erst zur zweiten Strophe. Es gab also kein knackigen Beat, keine drängende Gitarre oder einen satten Bass, deren dichter Klangteppich sie etwas hätte auffangen können. Sie startete quasi ohne Fangnetz in den Song. Aber erstaunlicherweise reichten ihr die ersten zwei Akkorde, um voll und ganz da zu sein. Vom Kloà keine Spur mehr.
Als meine Wünsche sich erfüllten, geschah dies unverhofft, mit rücksichtsloser Wucht, gut getarnt als Missgeschick, sang sie mit geschlossenen Augen und gab sich mit jedem Ton ganz und gar dem Blues hin. Zog die Töne wie Perlen auf eine Kette â dicht aneinandergereiht, mal hell, mal dunkel, mal erstaunt, fast geflüstert, oder einfach nur hingehaucht. Sie dachte an nichts mehr. Machte Musik, fühlte den Text, wusste genau, warum sie ihn so sang und kein bisschen anders.
Staff klatschte erst, als völlige Stille herrschte. »Toller Blues, echtes Gänsehautgefühl und dann auch noch ein so spannender Text. Respekt«, beglückwünschte er die Band und schaute dabei auffallend lange Noraya an.
»Ja, wie gut, dass wir damals nicht die Erstbeste genommen haben, die sich uns angeboten hat«, fiel Vale in das Loblied ein. »Sonst wäre uns Nora durch die Lappen gegangen. Sie hat nicht nur goldene Stimmbänder, sondern auch absolut ein Händchen für Songtexte. Eigentlich müsstet ihr euch prächtig verstehen, Nora und du!«
»Jetzt beleidigst du aber Noraya, wenn du meine Röhre mit ihrer Seidenstimme vergleichst«, lachte Staff. Noraya beobachtete ihn neugierig. »Und wenn du damit auf meine Karriere als Songwriter anspielst, das ist längst vorbei. Jetzt verschanze ich mich hinter Kabeln, Reglern und Lautsprechern und überlasse das Texten Leuten wie Noraya. Sie lässt Herz, Kopf und Seele gleichzeitig sprechen und sieht dabei auch noch gut aus.«
Noraya wusste nicht, wo sie hinschauen sollte, so verlegen machten sie Staffs Bemerkungen.
»Lass uns jetzt mal das weitere Vorgehen besprechen, Kumpel. SüÃholzraspel gehen so schlecht aus dem Teppich hier raus«, merkte Chris auf seine typisch trockene Art an und brachte damit alle zum Lachen. Im Stillen dankte Noraya ihm. Wenn sie seine etwas schroffe und direkte Art manchmal auch befremdlich fand â jetzt kam sein Spruch goldrichtig.
Am Ende der Bandprobe versprach Staff, sich bald mit einem Termin für eine erste Probeaufnahme bei ihnen zu melden. Noraya hoffte inständig, dass das kein später Abendtermin sein würde, für den sie wieder tief in die Papa-Lügenkiste greifen musste. Bereits am nächsten Wochenende musste sie nämlich schon wieder tricksen. Da hatte Engelhauch einen kleinen Gig in der Nachbarstadt.
»Noraya, hast du noch eine Minute?« Sie war schon die Kellertreppe des Probenraums nach oben gegangen und stand am Gartentürchen, als Staff sie zurückrief. Zwei Stufen auf einmal nehmend eilte er ihr hinterher.
»Da haben wir uns ja schneller wiedergesehen als gedacht«, meinte Noraya.
Staff stutzte kurz und lächelte dann. »Ich konnte ja nicht ahnen, dass Vale euch nichts von mir erzählt hat.«
»Doch, hat er. Aber er hat nur was von einem Bekannten gesagt, der heute kommt. Woher sollte er auch wissen, dass wir uns schon kennen.«
»Das stimmt«, Staff nickte und griff sich in den Nacken. Norayas Blick fiel auf seinen angespannten Oberarm. »Bist du eigentlich Schwimmer?«, fragte sie frei heraus.
»Ãh. Wie kommst du darauf?«, wunderte sich Staff und Noraya wäre vor Scham am liebsten im Erdboden versunken. Warum stell ich ihm auch so eine blöde Frage?
»Ãhm. Ja, ich weià auch nicht. Siehst eben nach Schwimmer aus«, versuchte sie, die Situation zu retten.
Staff inspizierte seine Finger und lachte. »Keine Schwimmhäute.« Zum Beweis streckte er Noraya seine linke Hand entgegen.
»Was wird das denn? Kannst du jetzt schon aus der Hand lesen?«, unterbrach sie
Weitere Kostenlose Bücher