Feentod
Chris, der gerade aus dem Probenraum polterte.
»Noraya hält mich für einen Bademeister. Dabei hatte ich gehofft, sie erkennt in mir den begnadeten Tonmeister!« Staff grinste breit und Chris wiegte vielsagend seinen Kopf. Zu Norayas Erleichterung zog er ohne weitere Kommentare ab.
»Was ich dir sagen wollte: Wenn du magst, kannst du nächste Woche mal mit mir zu Faris ins Krankenhaus kommen. Sein Bruder hat mir gesagt, dass er jetzt ab und zu Besuch bekommen darf. Er liegt zwar immer noch auf Intensiv, aber das soll gut sein für ihn.«
»Und ich dürfte auch mal zu ihm?«, versicherte sich Noraya mit einer Mischung aus Vorfreude und Angst.
»Klar.«
»Obwohl ich gar keine richtige Freundin von ihm bin.«
»Aber du bist vielleicht die letzte Person, mit der er gesprochen hat, bevor es passiert ist. Und, na ja, Faris würde es sicher gefallen, wenn er wüsste, dass du neben seinem Bett sitzt«, fügte Staff stockend hinzu.
»Wann würde es denn bei dir gehen?«, beeilte sich Noraya, den unangenehmen Moment zu beenden.
»Ãbermorgen wäre gut. Sagen wir gegen 16 Uhr?«
»Gerne.«
12.
W as ist denn das?« Als Noraya nach Hause kam, erwartete sie auf dem Fenstersims neben der Eingangstür ein kleiner Engel aus Porzellan. Er hielt ein Notenbuch in den Händen und seinen roten Mund hatte jemand mit reichlich Lippenstift umrandet. Ein singender Engel. Ziemlich kitschig und definitiv sieben Monate zu früh, fand Noraya. Dennoch griff sie nach dem Engel und nahm ihn mit hinein. Während sie ihn auf dem kleinen Spiegelschränkchen abstellte, brüllte ihr Helia entgegen: »Noraya. Telefon für dich!« Schnell streifte sie die Schuhe ab und eilte auf Socken ins Wohnzimmer.
»Alina ist dran.« Helia streckte ihr das Telefon entgegen.
»Hey du«, glücklich, ihre Freundin zu hören, machte sich Noraya auf den Weg in ihr Zimmer. Sie brannte darauf, Alina von Staffs Angebot zu erzählen. Aber so schnell kam sie nicht dazu.
»Ich bin ja soo verknallt!«, begann Alina und schwärmte in den höchsten Tönen und ausgiebig von Hagen.
Mehr als »Echt?«, »Ist ja nicht zu glauben« oder »Wie süà von ihm!« konnte Noraya in der ersten halben Stunde ihres Gesprächs nicht einwerfen.
»Na ja. Aber ich laber dich hier zu und weià gar nicht, was du so machst«, bemerkte Alina schlieÃlich. »Gibt es Neuigkeiten von Faris?«
»Staff nimmt mich übermorgen mit ins Krankenhaus«, antwortete Noraya und erzählte Alina dann von dem zufälligen Treffen, das sie unter der Woche gehabt hatten. Und von dem tollen Angebot, das Engelhauch nun durch ihn bekommen hatte.
»Sieht ganz danach aus, als ob du bald eine Berühmtheit wirst. Und ich werde mich dann deiner Fans annehmen, die dich auf Schritt und Tritt verfolgen.«
Noraya lachte und erzählte Alina, was ihr Staff über den Police-Song Every breath you take berichtet hatte. »Wusstest du, dass das gar kein Liebeslied ist, sondern dass es da um Stalking geht.«
»Nee, wusst ich nicht. Aber macht irgendwie Sinn.« Alina überlegte. »Sag mal, hast du die anderen von der Band mal gefragt wegen möglichen Neidern?«
»Mist, das habe ich glatt vergessen. Ich werde beim nächsten Treffen nachhaken«, erwiderte Noraya und plötzlich fiel ihr der Engel wieder ein. »Alina. Ich muss dir noch was erzählen. Vorhin stand ein Engel auf dem Fenstersims neben unserer Eingangstüre. Ein singender Engel!«
»Ja und?«
»Ich hoffe nicht, dass das wieder so eine Aktion von meinem Schatten ist.«
»So ein Blödsinn! Noch sind du und Engelhauch nicht so berühmt, dass dir gleich jemand Engel vor die Tür stellt«, lachte Alina.
»Aber so meine ich das ja auch nicht. Nur der Schattenâ¦Â«
»Nora. Du musst schon zugeben, dass deine komische Schattenstory ein bisschen hysterisch klingt. Ich hätte diese ominöse SMS gerne einmal gelesen. Aber du hast sie ja unsinnigerweise sofort gelöscht. Am Ende war die gar nicht so bedrohlich und nur du hast sie wegen deiner ständigen Paranoia, dass dein Vater hinter dein Hobby kommt, als so krass empfunden!«
»Ich weià ja selbst nicht, wie die gelöscht wurde. Und was meinst du mit Paranoia?«, versuchte Noraya, sich zu verteidigen.
Doch Alina fiel ihr ins Wort: »Hagen fand das auch sehr komisch. Der hat gesagt, dass
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