Feentod
endlich Zeit für einen Krankenbesuch bei Alina hatte. Nicht die Freundin oder deren Eltern öffneten ihr die Tür, sondern Hagen.
»Hallo Nora.« Ehe sie sich versah, drückte ihr Hagen zwei Schmatzer auf die Wangen. Als er sich zu ihr hinabbeugte, fuhr ihr sein Aftershave in die Nase. Es roch edel oder, wie Alina gesagt hätte, umwerfend männlich.
»Sie leidet sehr.« Hagen zwinkerte Noraya zu, nahm ihr Tasche und Jacke ab und hängte sie an die Garderobe. »Ihr müsst bestimmt über Dinge quatschen, die mich nichts angehen. Ich mache einen Tee«, schlug er mit einem verschmitzten Lachen vor und verschwand in der Küche.
»Wo ist Hagen?«, begrüÃte sie Alina nur einige Augenblicke später in ihrem Zimmer.
»Macht dir einen Tee«, antwortete Noraya und ärgerte sich prompt über Alinas Manie für ihren Freund.
»Ist er nicht supersü�«
»Sehr höflich. So höflich, dass er uns sogar alleine lässt, damit wir ungestört quatschen können. Hast du ihm etwa von der Drohung erzählt?«
»Nur ganz vage.«
»Ach komm, gibâs zu. Du hast ihm sicher brühwarm alles erzählt.«
»Jetzt flipp nicht gleich aus!«
»Ich finde das nicht okay.« Noraya lieà sich neben Alina aufs Bett fallen und verschränkte die Arme.
»Aber er hat dazu eine geniale Idee!« Alina richtete sich auf.
»Ach, habt ihr schon hinter meinem Rücken eine Aktion ausgeheckt?« Noraya fuhr herum, als hinter ihr die Tür aufging.
Dort stand Hagen und lächelte schief. »Sorry, wollte nicht stören. Aber ich will nicht der Grund für einen Streit sein. Warum sollte Alina mir denn nicht von der Sache erzählen?«
»Alsoâ¦Â«, stotterte Noraya und spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. Ihr war es mehr als unangenehm, dass Hagen ihr Gespräch mitbekommen hatte. »Also ich kenne dich doch kaum«, sagte sie dann ganz offen.
»Aber gerade dann ist es doch halb so wild, wenn ich weiÃ, was los ist. Ich bin ein AuÃenstehender. Und das ist doch von Vorteil, denn so bin ich objektiv. Vielleicht kann das weiterhelfen.«
Trotz ihres Ãrgers musste Noraya sich eingestehen, dass er damit recht hatte. Mit einem Mal kam ihr der Maulkorb, den sie Alina verpasst hatte, etwas übertrieben vor.
»Jetzt zeig uns doch mal die Droh-SMS«, forderte Hagen sie auf.
Nach kurzem Zögern stand Noraya auf und holte ihre Tasche aus dem Flur. Als sie den Posteingang ihres Handys öffnete, traf sie fast der Schlag. Wo war die SMS? Sie war sich sicher, dass sie sie nicht gelöscht hatte. Aber im Posteingang befanden sich nur die letzten Nachrichten von Alina.
»Was ist los?«, hakte Alina ungeduldig nach.
»Ich finde sie nicht. Sie ist weg!«
»Du hast sie gelöscht?«
»Nein. Habe ich nicht. Aber sie ist â¦Â«
»Gib mal her.«
Völlig perplex hielt Noraya Alina das Handy entgegen. Sie kaute nervös auf ihren Fingernägeln. Wo war die verdammte SMS? Hatte sie die Nachricht in ihrer Wut vielleicht doch gelöscht?
»Also wenn noch einmal so etwas kommt, Nora, dann lösch es auf keinen Fall«, mischte sich nun Hagen ein und Alina pflichtete ihm eifrig nickend bei.
»Jetzt hör dir mal an, was Hagen zu der Sache eingefallen ist!« Hagen strich sich über seinen blonden Schopf.
»Also, was ich überlegt habe. Könnte nicht vielleicht auch eine âºSieâ¹ hinter der Geschichte stecken? Eine, der du mal den Freund ausgespannt hast und die sich rächen will.«
»Ich habe noch nie irgendwem den Freund ausgespannt!«, antwortete Noraya, empört über solch eine Unterstellung.
»Na gut. Aber vielleicht schon mal mit jemandem angebandelt, für den eine andere geschwärmt hat? Ich hab mal so was mitbekommen. Da hat sich die Ex von meinem besten Freund an ihm gerächt, indem sie seiner neuen Flamme fiese Drohungen geschickt hat.«
»Aber ich habe gar keinen Typen. Weder einen Ex noch einen in spe«, entgegnete Noraya und kam sich im gleichen Augenblick doof vor. Vor Alina war es ihr nicht peinlich, noch nie eine richtige Beziehung gehabt zu haben. Aber vor Hagen? Was dachte der jetzt von ihr? Dass sie verklemmt war?
Alina kuschelte sich an ihren Freund und grinste Noraya vielsagend an: »Ach komm, Nora, du kannst mir nicht erzählen, dass Faris dich nur so als guter Freund und Kumpel zum Zeltplatz gebracht hat.
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