Feentod
ein Weg.« Alina lieà sich nicht von ihrer Theorie abbringen. »Wie wollen wir Urgro das Handwerk legen?«
»Ich weià nicht«, entgegnete Noraya zweifelnd.
»Sobald ich wieder gesund bin, werden wir ihn uns vorknöpfen! Vielleicht hilft uns ja Hagen dabei.«
»Bloà nicht. Sag bitte niemandem was davon. Auch nicht Hagen! Der Erpresser will nicht, dass ich irgend-jemandem davon erzähle.«
»Hey Nora! Lass dich nicht so von dem einschüchtern. Der ist kein Hellseher, dieser Typ!«
»Versprich es mir, dass du es für dich behältst«, blieb Noraya hart. Aber als sie das Telefonat beendet hatte, war sie sich sicher, dass Alina sich nicht daran halten würde. Ihre Freundin war wirklich lieb und superhilfsbereit, aber verschwiegen und einsichtig, das war sie höchst selten. Besonders dann nicht, wenn ein Typ im Spiel war.
11.
E very breath you take,
every move you make,
every bond you break,
every step you take,
Iâll be watching you«, trällerte Noraya leise vor sich hin, als sie von ihrer Gesangsstunde nach Hause radelte.
»Hey.«
Noraya zog sich die Kopfhörer aus den Ohren. Neben einem alten Motorroller stand Staff und winkte ihr zu. Etwas zu schnell fuhr sie rechts ran und kam ein bisschen aus dem Gleichgewicht, als sie einhändig lenkend mit dem Vorderreifen gegen den hohen Bordstein stieÃ. Wie automatisch griff Staff nach ihrem Arm, um sie aufzufangen.
»Nichts passiert«, lachte Noraya und merkte sofort, wie froh sie war, Staff wiederzutreffen.
»So, so. Du kannst also Rad fahren, dabei singen und gleichzeitig Musik hören. Beeindruckend.«
»Habe ich etwa so laut gesungen?«
»Na ja. Würde sagen, einen Klassiker von Police! Wusstest du, dass Every breath you take kein Liebeslied ist?«
»Echt? Was denn sonst?«
»Der Text ist ironisch gemeint. Da geht es um Liebeswahn. Stalking, auf Neudeutsch.«
»Ironisch?« Noraya überlegte und musste zugeben, dass da was dran war. Immerhin hieà es am Ende jeder Strophe Iâll be watching you.
»Schlimm, das mit Faris, was?« Staff sah Noraya direkt in die Augen. Fasziniert starrte sie zurück. Die Sonne fiel seitlich auf sein Gesicht und hinter seinen Brillengläsern glänzten die Pupillen in einem silbrigen Grau, mit einem leichten Stich ins Blau hinein.
»Ja, schlimm«, beeilte sich Noraya zu erwidern, als sie ihre Sprache wiedergefunden hatte. »Die Polizei geht davon aus, dass er hinuntergestoÃen wurde!«
»Das habe ich auch schon gehört.« Staff rieb sich nachdenklich über sein etwas stoppeliges Kinn. »Ich zerbreche mir schon seit Tagen den Kopf, was das zu bedeuten hat. Aber ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass irgendjemand Faris so etwas antun würde. Er ist zwar kein Engel, aber er hat sicher keine Feinde.«
»Woher kennt ihr euch eigentlich?«, fragte Noraya bemüht beiläufig.
»Habe früher mal viel mit Ef-Ef-Why zu tun gehabt.«
»Hast du für die die Tontechnik gemacht?«
»Ja, auch«, antwortete Staff ausweichend und Noraya hatte den Eindruck, dass ihm das Thema nicht besonders behagte. »Hast du Faris schon mal im Krankenhaus besucht?«, fragte er stattdessen.
»Wollte ich. Aber ich bin ja keine Angehörige. Die haben mir in der Klinik noch nicht mal gesagt, wo er liegt.«
»Er ist auf der Intensivstation«, klärte Staff sie auf.
»Warst du bei ihm?« Noraya war wie elektrisiert. Endlich konnte sie mehr über Farisâ Zustand erfahren.
»Ja, einmal. Aber nur vor seinem Zimmer. Sein Bruder hat mir gesagt, dass die Ãrzte ihn in einem künstlichen Koma halten. Man hat ihm ein kleines Stück seiner Schädeldecke geöffnet. Das macht man, um Druck abzulassen.«
Noraya erschrak. »Um Gottes willen, was hat er denn?«
»Ein Schädelhirntrauma. Ein Bein und das Handgelenk sind auch gebrochen. Es sieht ziemlich übel aus, sagt Tarek.« Als er Norayas fragendes Gesicht sah, ergänzte Staff: »Tarek ist sein Bruder. Wenn du willst, kann ich euch mal bekannt machen.«
»Das wäre toll!« Die Aussicht, wenigstens Farisâ Familie beistehen zu können, erleichterte Noraya sofort.
»Ich gebe dir mal meine Handynummer«, schlug Staff vor. »Schreib mir einfach eine SMS, dann habe ich deine auch.« Dann schwang er sich wieder auf sein Fahrrad.
Es war schon Donnerstagnachmittag, als Noraya
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