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Feentod

Feentod

Titel: Feentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Breinl
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bewusst, dass alles, was sie vorbringen konnte, irgendwie seltsam anmutete. Also hielt sie den Mund.
    Â»Was machst du denn hier im Kaufhaus? Warum bist du nicht in der Schule?«, wollte Herr Kranzler als Nächstes wissen.
    Â»Wir haben zwei Freistunden. Die wollte ich nutzen. Wegen der bügelfreien Hemden. Aber die sind ja viel zu teuer.« Noraya hoffte inständig, dass er sich mit dieser Erklärung zufriedengeben würde. Zum Glück bestätigte der Verkäufer ihre Version.
    Â»Na, dann tut es mir leid«, entschuldigte sich der Detektiv und reichte Noraya zum Abschied die Hand.
    Als sie fünf Minuten später wieder auf dem großen Platz vor dem Kaufhaus stand, bemerkte Noraya erst, wie wackelig ihre Knie waren. Das Chaos in ihrem Leben zerrte immer stärker an ihren Nerven.
    Um sich ein bisschen von dem aufwühlenden Vormittag zu beruhigen, kochte sie sich zu Hause einen Kräutertee. Dann beschloss sie zu üben. Bisher war das immer noch das beste Mittel gegen Frust, Verzweiflung und Angst gewesen – und sogar gegen Bauchschmerzen hatte es sich bereits bewährt.
    Tatsächlich taten ihr die Gesangsübungen gut. Nur an das nahende Konzert durfte sie keinen Gedanken verschwenden, sonst stieg sofort wieder die Panik in ihr hoch. Zwar hatte Vale ihr eine SMS geschickt mit der frohen Botschaft, dass er eine super Ausrede für ihren Vater gefunden hätte. Demnach wollte er sie mit auf eine türkische Hochzeit nehmen, auf der sie angeblich für eine erkrankte Sängerin einspringen würde.
    Aber trotz der guten Nachricht saß ihr immer noch die perverse Forderung des Schattens im Nacken. Am liebsten hätte sie so getan, als hätte sie seinen Brief nie gelesen und als hätte sie sich das rote Oberteil selbst gekauft. Nur für dieses Konzert. Aber allein schon die Farbe des Tops machte ihr den Selbstbetrug unmöglich. Niemals zog sie rote Klamotten an! In Kombination mit ihren roten Haaren sah das einfach nur verboten aus.
    Verzweifelt fragte sich Noraya, ob es überhaupt noch einen Sinn hatte, an Engelhauch festzuhalten. Seit dem Festival war alles so anders. Ihr Leben geriet völlig aus dem Ruder. Sie fühlte sich wie ein Stück Treibholz, das in einen wilden Strudel geraten war und auf einen tiefen Wasserfall zusteuerte. Sie musste unbedingt die Kontrolle zurückbekommen. Schweren Herzens fasste sie einen Entschluss. Auf keinen Fall würde sie am Sonntag diesen roten Fetzen anziehen. Sie würde sich für das Konzert einfach krankmelden. Lieber bekam sie riesigen Knatsch mit den anderen, als dass sie sich zum Spielball des Schattens machen ließ.
    Die Türglocke ertönte und riss Noraya aus ihren Gedanken. Als sie die Treppe heruntergeeilt war, zögerte sie. Was, wenn der Schatten vor der Haustür stand?
    Leise schlich sie durch den Flur und spähte mit angehaltenem Atem durch den Türspion. Noraya zuckte zusammen, als im gleichen Moment erneut die Klingel ertönte. Es war der Postbote. Sie öffnete die Tür und nahm ein Päckchen in Empfang. Es war an ihren Vater adressiert. Kurzzeitig flammte in Noraya die Angst auf, dass der Schatten nun auch noch direkt an ihren Vater verräterische Dinge schickte. Aber dann sah sie, dass dieses Päckchen von einer Firma kam, bei der ihr Vater häufiger Waren bestellte.
    Â»Ich werde noch wahnsinnig, wenn das nicht bald aufhört!« Noraya ließ sich erschöpft auf das Sofa im Wohnzimmer fallen und schaltete den Fernseher an. Eine halbe Stunde später fand Mama sie dort schlafend vor. Noraya bemerkte gar nicht, wie sie behutsam eine Wolldecke über ihr ausbreitete und den Fernseher abschaltete.

18.
    H i Valentino,
    gerade habe ich erfahren, dass kommenden Montagnachmittag, ab 17 Uhr, Raum und Equipment im JUZ zur Verfügung stehen. Wenn alle Zeit hätten, dann könnten wir eine erste Aufnahmesession machen.
    Beste Grüße,
Staff
    Es war Freitagabend und Noraya öffnete zum wiederholten Male die Mail, die Vale an sie alle weitergeleitet hatte. Je häufiger sie die begeisterten Antworten der anderen Bandmitglieder las, desto klarer wurde ihr, dass sie ihren Plan unmöglich durchziehen konnte. Wenn sie sich für Sonntag krankmeldete, könnte sie montags nicht plötzlich wieder fit sein für die Aufnahme. Und überhaupt! Wenn sie kniff, würde sie auch den anderen alles kaputt machen und der Schatten fände das wahrscheinlich noch viel

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