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Feentod

Feentod

Titel: Feentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Breinl
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bekannt wird.«
    Â»Oh«, Staff war sichtlich erschüttert.
    Â»Sie denken an die Schwester?«
    Staff nickte. »Kati hat mal für Faris geschwärmt. Er wollte aber nichts von ihr.«
    Â»Das wissen wir«, sagte der Kommissar knapp und zeigte deutlich, dass er sich über diese Spur nicht weiter auslassen wollte. Staff bohrte nicht weiter und widerstand dem Drang, dem Kommissar von Norayas »Schatten« zu erzählen.
    Â»Dann muss ich deiner Erinnerung mal auf die Sprünge helfen!« Hagen griff nun ein ganzes Haarbüschel.
    Schlimmer noch als der Schmerz an der Kopfhaut war die Angst. Was hat er mit mir vor? Noraya spürte, wie die Panik begann, sie zu lähmen. Ihr Mund wurde trocken, der Druck in ihrer Brust wuchs. Wie vor einem Konzert versuchte sie, sich ganz auf ihren Atem zu konzentrieren.
    Â»Du ganz in Schwarz. Die Haare offen. Deine Lippen rot und verführerisch. Du lachst mich an, schaust mir direkt in die Augen und dann singst du los.« Hagens Augen waren nur noch schmale Schlitze, als er langsam, jedes Wort betonend, den Text von Feentod zitierte.
    Â»Diesen Song haben wir damals zum ersten Mal präsentiert. Vale hat ihn geschrieben, nachdem ihn seine Ex verlassen hatte.« Noraya erinnerte sich. Das war wirklich ein ganz besonderer Abend gewesen. Eine elektrisierte Stimmung herrschte rund um ihren Auftritt. Alle waren sie davon infiziert gewesen.
    Â»Lüg nicht. Du hast diesen Text für mich geschrieben und für mich gesungen. Mit voller Inbrunst. Konntest dich gar nicht beherrschen. Hast aller Welt gezeigt, was ich dir bedeute. Allein für MICH singst du dieses Lied!« Hagen war laut geworden.
    Â»Das stimmt nicht. Ich singe es, weil es mir gefällt. Es ist mein Lieblingslied.« Norayas Stimme zitterte. Sie konnte gar nichts mehr denken, wusste nicht, ob sie sich gerade um Kopf und Kragen redete – sie reagierte einfach nur und betete, dass irgendwer hier runterkam und sie aus den Klauen dieses Wahnsinnigen befreite. Hagen schien gänzlich verrückt geworden zu sein. Ich darf ihn nicht so wütend machen, ermahnte sie sich selbst.
    Â»Es tut mir leid«, begann sie zögerlich.
    Â»Ich tue dir leid? Denkst wohl, du wärst was Besseres!«
    Noraya schluckte. Sie überlegte sich ihre nächsten Worte ganz genau. »Ich wollte deine Gefühle nicht verletzen. Wenn ich auf der Bühne stehe, bin ich wie im Rausch.«
    Â»Und dann stehst du auch mal aus Versehen auf so ätzende Typen wie mich?«
    Â»Ich stehe da auf gar keinen. Ich stehe da oben und fühle die Musik«, versuchte sie zu erklären.
    Â»So einen Schwachsinn kannst du anderen erzählen. MIR NICHT!«
    Â»Hagen, glaub mir doch. Ich habe dich zum ersten Mal gesehen, als Alina dich mir vorgestellt hat.«
    Â»Das ist eine LÜGE!« Hagen schlug mit der flachen Hand gegen die Wand, nur Zentimeter neben Norayas Gesicht. Sie zuckte zusammen, unaufhaltsam liefen ihr die Tränen die Wangen hinab. Was sie auch sagte – sie machte Hagen immer wütender.
    Faris atmete schon seit einer Weile selbstständig. Die Ärzte hatten gesagt, dass sie ihm nun den letzten Schlauch herausziehen würden, der durch seinen Kehlkopf bis hinunter in die Luftröhre reichte. Tarek schlug seine Finger nervös gegeneinander. Gemeinsam mit Staff und dem Kommissar saß er in dem kleinen Besucherraum und wartete.
    Â»Oh Mann, das ist die Hölle! Ich halte das kaum aus!«, stöhnte Tarek.
    Staff legte ihm einen Arm um die Schulter. »Gleich darfst du zu ihm!«
    Â»Wie war das eigentlich damals bei dir? Du warst doch andauernd bei deiner Tante hier im Krankenhaus, weil dein Onkel es nicht gepackt hat, sie zu besuchen. Hattest du bis zuletzt Hoffnung, dass sie wieder wird?«
    Staff schüttelte den Kopf. »Das war anders. Nach dem Herzinfarkt hatten wir alle große Hoffnung. Aber als dann auch noch diese Hirnblutung aufgetreten ist, war mir klar, dass sie niemals wieder so sein würde wie früher. Und wenn ich ganz ehrlich bin, dann habe ich ihr damals auch gewünscht, dass sie das nicht überlebt.«
    Der Kommissar horchte auf.
    Staff störte sich nicht daran und redete weiter. »Die Ärzte hatten damals festgestellt, dass ihr ganzes Sprachzentrum zerstört war. Wenn sie aufgewacht wäre, hätte sie wahrscheinlich nicht nur nie mehr sprechen können, sondern sie hätte auch nichts von dem verstanden, was man zu ihr

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