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Fehlfunktion - Warum Frischhaltefolie nie gerade abreißt und andere Alltagsärgernisse

Fehlfunktion - Warum Frischhaltefolie nie gerade abreißt und andere Alltagsärgernisse

Titel: Fehlfunktion - Warum Frischhaltefolie nie gerade abreißt und andere Alltagsärgernisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konrad Lischka
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im Januar, wegen der Tannennadeln.«
    Wie groß die Staubbeutelvielfalt ist, verdeutlicht ein Blick in Portens Beutellager: 700 Quadratmeter Grundfläche, 144 Palettenplätze, 80 Meter Regalflächen, weil die meisten Staubbeutel nicht in Palettenmengen am Lager sind. Vor zehn Jahren programmierte Porten - eigentlich Inhaber eines Haushaltswarenladens in Hermeskeil bei Trier - die erste Staubbeutelsuchmaschine. Auf die Idee brachten ihn seine Kunden im Ladengeschäft: »Täglich kamen Kunden, um Staubbeutel zu kaufen, und haben vergessen, die Typenbezeichnung von der Rückseite des Staubsaugers mitzubringen.«
    Dann kamen die ersten Bestellungen übers Internet, und Porten wurde zum Staubbeutelspezialisten: »Wir haben systematisch alle Altbestände gekauft, in unsere Suchmaschine eingepflegt und somit ein nahezu vollständiges Lager aufgebaut. Im Prinzip können wir Staubbeutel für Staubsauger aus den 1960er-Jahren genauso liefern wie Staubbeutel von Staubsaugern, die erst im Oktober von Tchibo verkauft werden.« Neben Privatleuten kaufen
auch Hotelketten, Ferienparks, Kreuzfahrtschiffe und Fregatten bei Porten Staubbeutel für ihre exotischen Sauger.
    Der Beutelhändler hat ständig 500.000 bis 800.000 Staubbeutel auf Lager - 1120 verschiedene Staubbeutelmodelle, die in rund 42.000 Staubsauger passen.
    Ein Staubbeuteltyp kommt also rein rechnerisch auf 38 Staubsaugermodelle.
    Immerhin!
    Aus dem echten Leben
    Welcher Münchner Drogeriemarkt führt so etwas? Mir sind die Staubsaugerbeutel ausgegangen und ich weiß nicht, wo man die kaufen kann. Bei DM war ich schon, die führen keine. Könnt ihr mir weiterhelfen, bevor ich im Chaos versinke?
    (ein Ahnungsloser, der noch viel Ärger vor sich hat, im Webforum gutefrage. net)
     
    »Für welchen Sauger denn?«
    Statistik hilft aber wenig, wenn man den falschen Beutel hat, das erst bemerkt, wenn die Läden geschlossen sind, und die Wohnung folglich fegen muss.
    Die Staubbeuteldatenbank verriet mir an solch einem Samstagabend: Die im Drogeriemarkt empfohlenen und gekauften Y98er-Beutel waren definitiv die falschen für meinen Dirt Devil - sie passen nur in den Picco Bello M 1440 bis M 1446, aber
auch in den Swiffy M 1550 bis M 1554 und ein paar andere Dirt-Devil-Modelle. Nur nicht in den Derby. Der braucht Y93er. Alles klar?
    Mir nicht. Und ein paar Hunderttausend anderen Staubsaugerbesitzern auch nicht. Zum Beispiel Herrn Marzinowsky aus Recklinghausen. Einem Lokalreporter der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung hat der 67-jährige Rentner in der großartigen Rubrik »Unterwegs« erzählt, er komme gerade aus einem Elektroladen: »Dort sollte ich Staubsaugerbeutel einkaufen. Aber meine Frau hat mir wohl die falsche Typennummer gegeben.« Jetzt erst mal Mittagessen (»Sauerkraut, das kocht meine Frau immer besonders lecker«), dann nachmittags der nächste Versuch beim Elektrohändler - »hoffentlich mit der richtigen Nummer für die Staubbeutel«.

    Beutelvielfalt: YP86 = Y93 - diese Beutel passen in einen Dirt-Devil-Derby-Sauger, mit Y98er sollte man es nicht versuchen.

    Muss das sein? Nein, fand das Deutsche Institut für Normung (DIN) immer schon. Vor elf Jahren erzählte der damalige Direktor Helmut Reihlen der Deutschen Presse-Agentur bereits, man arbeite an einer Norm für Staubsaugerbeutel, nach Einführung könnten von den gut 1000 angebotenen Typen womöglich nur noch zehn Beutelarten übrig bleiben.
    Guter Plan. Doch die Sauger- und Beutelbauer verhinderten die Norm. Das DIN hat zwar schon die »Büschelauszugskraftprüfung« (DIN 20126 für die Bürstenherstellung) und »nicht haftende Verschmutzung« (DIN 77400 zur Reinigung von Schulen) genormt, beim Staubbeutel floppte die DIN-Initiative aber.
    Die Geschäftsführerin des DIN-Verbraucherrats Karin Both erinnert sich an den Prozess: Der Verbraucherrat hatte einen Normungsantrag mit dem schönen Titel »Staubsaugerbeutel, Maße und Bezeichnungen« gestellt. Ziel war es, die Typenvielfalt einzuschränken und eine einheitliche Bezeichnung der unterschiedlichen Typen festzuschreiben. Die Hersteller diskutierten den Antrag im Komitee, das sich mit Gebrauchseigenschaften von Staubsaugern beschäftigt - und lehnten ihn ab.
    Both: »Zwar zeigten diese ein gewisses Verständnis für das Anliegen der Verbraucherseite, und es wurde uns versichert, dass man bereits versuche, die Vielfalt firmenintern einzuschränken. Eine firmenübergreifende Lösung aber wurde abgelehnt.« Die Argumente: Genormte Beutel seien ein

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