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Fehlfunktion

Fehlfunktion

Titel: Fehlfunktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Geisterbild über der Sensorvisualisierung zeigte ihm die Oenone, die auf den Planeten zuraste.
    Er befand sich nur noch einen Kilometer über dem Wasser, als er den Spin seines Fliegers endlich kompensiert hatte. Die Nase zeigte gefährlich steil nach unten. Er setzte die letzten Energiereserven ein, um sie wieder zu heben, wobei er die ellipsoide Form des Fliegers wie einen stumpfen Flügel benutzte, um Auftrieb zu gewinnen und von der Insel abzudrehen. Rückzug und möglichst große Entfernung waren seine einzige Chance. Auf dem schwarzen Wasser unter ihm reflektierten funkelnde Sterne. Sie kamen näher und näher. Kein Zeichen, daß die elektronischen Störmaßnahmen schwächer wurden.
    Perniks prächtige Silhouette erlosch schlagartig. Schweigen breitete sich im Affinitätsband aus, und der Konsensus, die mentale Stimme des gesamten Planeten, wurde absorbiert.
    In die Leere hinein erscholl ein einzelner vernichtender Identitätsruf.
    – Ich bitte um Aufmerksamkeit, sagte Laton. – Uns bleibt nicht viel Zeit. Oenone, bitte kehre unverzüglich in deinen Orbit zurück.
    Abrupt erwachten die zusammengebrochenen Systeme des Fliegers zu neuem, kraftvollem Leben. Und der vom Schock wie betäubt dasitzende Oxley wurde tief in seinen Sitz gepreßt, als das Fahrzeug fast senkrecht in den Himmel schoß.
     
    Lewis Sinclair beobachtete interessiert, wie der Folterknecht Syrinx’ übel zugerichtetes Bein weiter mit einer rotglühenden Zange und einem Holzhammer bearbeitete. Ihre Schreie waren in der Zwischenzeit leiser geworden. Die Kräfte schienen sie zu verlassen. Aber nicht der Wille, vermutete Lewis. Sie war verdammt hart, diese Frau. Er hatte diese Sorte Mensch schon früher gesehen, damals in Messopia; hauptsächlich Cops, die speziellen Eingreiftruppen, entschlossene Typen mit Kälte in den Augen. Einem Pusher, für den Lewis gearbeitet hatte, war es gelungen, einen von ihnen gefangen zu nehmen, und sie hatten mit ihm anstellen können, was sie wollten, ohne daß es ihnen gelungen wäre, ihm auch nur ein einziges Wort zu entlocken.
    Lewis glaubte nicht mehr daran, daß die Besessenen durch Syrinx die Kontrolle über den Voidhawk erlangen würden, doch er sagte kein Wort. Sollten sie es selbst herausfinden. Es war schließlich nicht mehr so sehr sein Problem; die Übernahme der Insel-Persönlichkeit verlieh ihm ein Maß an Sicherheit, das ein menschlicher Körper niemals hätte vermitteln können. Die Spannweite physischer Empfindungen und Erfahrungen, die ihm nun zur Verfügung standen, war wirklich überwältigend.
    Die sensitiven Zellen, die überall in den Polyp eingeflochten waren, empfingen eine phantastische Vielzahl von Eindrücken. Im Vergleich dazu waren Menschen mit ihren banalen Augen und Ohren und Nasen so gut wie empfindungslos. Lewis’ Bewußtsein streifte willkürlich durch den riesigen Leib der Insel und schmeckte und sah und hörte. Nach und nach fand er heraus, wie er sich in Mehrfache von sich selbst aufteilen und ein Dutzend verschiedene Aktionen gleichzeitig beobachten konnte.
    Syrinx stöhnte erneut, als die Seelen aus dem Jenseits mit ihren seltsamen, eiskalten Versprechungen in ihrem Verstand sangen. Und dann erblickte Lewis im hinteren Teil des Verlieses eine Frau. Das Beben, das ihr plötzliches Auftauchen durch seine Psyche sandte, war auf der gesamten Insel zu spüren, als sei Pernik auf eine Gezeitenwelle aufgeschwommen. Sie war es! Das junge Mädchen aus Messopia. Thérèse, das Mädchen, für das er gekämpft hatte und gestorben war.
    Thérèse war für ihre dreizehn Jahre ziemlich groß; mager, mit Brüsten, die aufgrund einer Behandlung mit Wachstumshormonen gereift waren. Langes rabenschwarzes Haar, braune Augen, ein hübsches jugendliches Gesicht mit genau der richtigen Dosis Gerissenheit, ein Gesicht zum Gernhaben. Sie trug schwarze enge Ledershorts, um ihren knackigen kleinen Hintern zu zeigen, und ihre Brüste drohten aus dem roten Top zu quellen. Ihre Haltung war träge; sie hatte eine Hand in die Hüfte gestemmt und kaute lässig auf ihrem Kaugummi.
    – Wo zur Hölle ist sie hergekommen? fragte Lewis.
    – Was? fragte der besessene Eysk.
    – Na, sie. Thérèse. Hinter dir.
    Eysk wandte sich um, dann warf er einen wütenden Blick an die Decke. – Sehr lustig, wirklich. Laß uns unsere Arbeit tun und verpiß dich.
    – Aber …
    Thérèse stieß einen gelangweilten Seufzer aus und schlenderte aus dem Kerker auf den Korridor hinaus.
    – Könnt ihr sie denn nicht

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