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Fehlfunktion

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Titel: Fehlfunktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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    Niemand antwortete ihm, doch Lewis wußte, daß sie real war. Er konnte ihren klickenden Gang hören, spürte das Gewicht ihrer schwarzen Stilettos auf seinem Polyp, und Geruchszellen fingen das Aroma des Kaugummis in ihrem Atem ein. Sie ging durch einen langen Korridor davon.
    Aus irgendeinem unbestimmbaren Grund fiel es Lewis schwer, seine Wahrnehmung auf sie gerichtet zu halten. Sie ging nur, aber sie entfernte sich unglaublich rasch. Er bemerkte kaum, daß das Polypmaterial des Korridors sich in Beton verwandelte. Das Licht wurde zu einem grellen elektrischen Gelb und kam aus Glühlampen an der Decke, jede einzelne davon umgeben von einem schützenden Drahtkäfig. Sie eilte weiter vor ihm davon, und ihre Stilettos erzeugten das vertraute monotone Geräusch, wenn sie über den Boden klackerten. Seine schmutzige Jeans behinderte seine Bewegung, klebte ihm an den Beinen, während er hinter ihr her schlich. Die Luft war kühler; er sah seinen Atem in der Luft kondensieren.
    Thérèse schlüpfte durch eine große, grau gestrichene metallene Doppeltür, und Lewis folgte ihr in die leere unterirdische Lagerhalle von Messopia – fünfhundertfünfzig Jahre in der Vergangenheit. Er zuckte erschrocken zusammen. Es war eine quadratische Kammer, sechzig Meter Seitenlänge, zwanzig Meter hoch, nackter gegossener Beton durchsetzt von Stahlträgern, die mit roter Rostschutzfarbe gestrichen waren. Leuchtstreifen an der Decke erzeugten einen schwachen mondfarbenen Lichtschein, und wie schon damals tropften stinkende Flüssigkeiten aus undichten Abwasserrohren auf den Boden.
    Thérèse stand mitten in der Halle und blickte ihn erwartungsvoll an.
    Er starrte an sich herab und bemerkte zum ersten Mal seinen Körper. »O nein!« stöhnte er mit Verzweiflung in der Stimme. »Das ist doch alles nicht wahr!«
    Laute, entschlossene Schritte erklangen am anderen Ende der Lagerhalle. Lewis wartete nicht erst ab, wer dort ins Licht treten würde, sondern wirbelte herum. Da war keine Tür mehr, nichts außer einer Betonwand! »Allmächtige Scheiße! Verflucht!«
    »Hallo Lewis.«
    Sein Körper drehte sich unfreiwillig um. Die Beinmuskulatur arbeitete fast wie totes Fleisch, angefeuert von den elektrischen Schocks eines Viehstocks. Er biß sich auf die bebende Lippe.
    Thérèse war verschwunden. Die Person, die auf ihn zukam, war der Körper, von dem Lewis auf Lalonde Besitz ergriffen hatte!
    »Du … du bist tot!« flüsterte er mit vor Furcht wie zugeschnürter Kehle.
    Laton lächelte statt einer Antwort nur sein überlegenes Lächeln. »Von allen Wesen, die sich heutzutage in diesem Universum bewegen, solltest du eigentlich am besten wissen, daß es so etwas wie den Tod nicht gibt, Lewis.«
    »Ich habe hier das Kommando!« kreischte Lewis. »Ich bin Pernik!« Er wollte das weiße Feuer schleudern und energistische Vernichtung heraufbeschwören, um den Hundesohn bei lebendigem Leib das Fleisch von den Knochen zu reißen – umsonst.
    Laton blieb fünf Meter vor ihm stehen. »Du warst Pernik. Ich habe dir gesagt, daß wir uns wiedersehen würden, und dann als Ebenbürtige. Ich habe gelogen. Du bist nicht einmal ansatzweise in der Lage, den Prozeß zu verstehen, der zu deiner Manifestation in diesem Universum geführt hat. Du bist ein Neandertaler aus der fernsten Vergangenheit, Lewis. Du hast geglaubt, brutale Gewalt sei der Schlüssel zur Macht, und doch hast du nicht eine Sekunde über die Quelle deiner energistischen Kräfte nachgedacht. Ich muß es wissen, schließlich habe ich deine ermüdend schwerfälligen Gedanken von dem Augenblick an analysiert, seit du Besitz von meinem Körper ergriffen hast.«
    »Was hast du mit mir gemacht?«
    »Gemacht? Ich? Lewis, ich habe dich zu einem Teil von mir gemacht. Ich bin sozusagen in den gefahren, der in mich gefahren ist. Das ist durchaus nicht unmöglich, wenn man die Umstände bedenkt. Ich mußte lediglich Perniks neurales Stratum mit meiner biologischen Waffe manipulieren. Du kannst die Zellen nur töten, aber nicht unterwandern. Alles eine Frage der Kodierung, verstehst du? Ich kenne die Kodes, du kennst sie nicht. Und bitte frag nicht weiter, Lewis, es ist mehr als eine einzelne Zahl. Jetzt bist du nur noch ein untergeordneter Teil von mir; du denkst nur noch, weil ich es dir erlaube. Genauso, wie ich dich hierher beschworen habe.«
    »Ich denke, weil ich bin! Ich bin schon viele Jahrhunderte lang ich, du Bastard.«
    »Und wenn du in das Jenseits zurückkehren würdest, Lewis, dann

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