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Fehlfunktion

Fehlfunktion

Titel: Fehlfunktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Subroutine, die das Haus am See durchdrang, informierte Ione, daß Dominique auf dem Weg in Iones Schlafzimmer war. Sie löste sich aus der Wahrnehmungsaffinität des Habitats und öffnete die Augen. Clement lag neben ihr auf der Fellmatratze. Er hatte die Augen geschlossen, und aus seinem weit geöffneten Mund drangen leise Schnarchgeräusche.
    Ione erinnerte sich an die vergangene Nacht. Clement war ein guter Liebhaber, begeisterungsfähig, erfahren und ein wenig egoistisch – aber das lag wahrscheinlich an seiner Jugend. Und trotz allen Vergnügens – er war nicht Joshua.
    Die Tür aus Muskelmembran schwang auf, und Dominique trat ein. Sie hatte ein purpurnes kurzes Gewand übergestreift und trug ein Tablett in den Händen. »Und?« fragte sie. »Wie war mein kleiner Bruder?« Sie grinste auf die beiden nackten Gestalten herab.
    Ione lachte. »Er wird eines Tages richtig groß und stark.«
    »Wirklich? Du solltest den Inzest abschaffen, dann kann ich es selbst herausfinden.«
    »Frag den Bischof. Ich kümmere mich nur um zivile und Steuergesetze. Moralische Angelegenheiten überlasse ich ihm allein.«
    »Frühstück?« fragte Dominique und hockte sich auf die Bettkante. »Ich hab’ euch Kaffee, Fruchtsaft, Toast und Quantatscheiben gebracht.«
    »Das klingt wunderbar.« Ione weckte Clement auf und befahl dem großen Fenster, sich zu klären. Das Glas verlor sein dunkles Braun und gab den Blick frei auf den still daliegenden See am Fuß der Klippe. Tranquilitys langsam heller werdende axiale Lichtröhre war eben erst im orangefarbenen Spektralbereich angelangt.
    »Irgendwelche Neuigkeiten über Laton?« erkundigte sich Dominique. Sie saß mit untergeschlagenen Beinen Ione und Clement zugewandt auf dem Bett, schenkte Fruchtsaft ein und reichte Toasts herum.
    »Nichts außer dem, was der Navy-Voidhawk gestern gebracht hat«, erwiderte Ione. Das war einer der Gründe gewesen, weshalb sie mit Clement geschlafen hatte: der physische Kontakt, das Gefühl, begehrt zu werden. Sie hatte den geheimen Bericht der Konföderierten Navy über den geheimnisvollen Energievirus mit wachsender Bestürzung studiert.
    Sofort nachdem sie durch Tranquility über den Inhalt von Graeme Nicholsons Flek informiert worden war, hatte sie bei den Industriestationen in der Umgebung des Raumhafens weitere zehn strategische Verteidigungsplattformen bestellt, um die fünfunddreißig anderen zu verstärken, die bereits zum Schutz des Habitats eingeteilt waren. Die Konzerne freuten sich über den Auftrag, denn die Auslastung ihrer Betriebe war zurückgegangen, seit die Zahl der Flüge gesunken war. Man mußte kein Genie sein, um sich auszurechnen, daß Laton alles versuchen würde, um seine Revolution auf andere Welten auszudehnen – und Tranquility befand sich fast direkt in einer Linie zwischen Lalonde und der Erde, dem Herzen der Konföderation. Die beiden ersten Plattformen waren fast fertiggestellt, der Rest würde im Verlauf der nächsten sechs Tage folgen – und Ione fragte sich bereits ernsthaft, ob sie noch weitere ordern sollte.
    Bereits eine Stunde nach Eintreffen des Navy-Voidhawks mit den Warnungen aus Trafalgar hatte sie zwölf Blackhawks eingeteilt, um den Nahbereich um Tranquility zu patrouillieren, und die Schiffe mit nuklearbestückten Kombatwespen aus den Waffenlagern Tranquilitys ausgerüstet. Sie war dankbar, daß genug der überlegenen BiTek-Raumschiffe zum Chartern zur Verfügung gestanden hatten. Andererseits waren die Blackhawks und ihre Kommandanten immer loyal gegenüber dem Lord Ruin und Tranquility gewesen, seit Iones Großvater das Habitat als Basis für die Paarungsflüge geöffnet hatte.
    Mit all den zusätzlichen Verteidigungsvorkehrungen und den Patrouillen, die seit Terrance Smith’ Abreise in Kraft getreten waren, entwickelte Tranquility so etwas wie eine Belagerungsmentalität.
    Aber waren Iones Vorkehrungen ausreichend?
    »Wie stark ist die Vasilkovsky Line vom Alarm betroffen?« fragte Ione.
    Dominique nahm einen Schluck Fruchtsaft. »Ziemlich schwer. Wir haben mittlerweile fünfundzwanzig Schiffe in den Docks von Tranquility liegen. Kein Händler will das Risiko eingehen, Fracht zu verschicken, bevor nicht sichergestellt ist, daß nicht Laton auf dem Zielplaneten wartet. Gestern sind drei Schiffe angekommen, und die Kommandanten haben alle das gleiche berichtet: Die planetaren Regierungen stellen praktisch jedes eintreffende Raumschiff unter Quarantäne, genau wie die Asteroidensiedlungen. Wenn das noch

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