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Fehlfunktion

Fehlfunktion

Titel: Fehlfunktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Meter hoch auf, bevor sie sich verzweigten und ein fast undurchlässiges Blätterdach bildeten. In ihrer Menge bildeten sie eine natürliche Kathedrale von gigantischen Ausmaßen. Wohin die Menschen auch sahen, überall ragten die massiven schwarzen Stämme in die Höhe, die das ineinander verflochtene Blätterdach trugen. Auf dieser Seite des Flusses war das übliche Gewirr aus Schlingpflanzen und Unterholz kaum mehr als eine dünne, nach Sonne durstende Schicht von bleichen Blättern mit langen, schwachen Stengeln, überzogen von dickem Schimmel.
    Reza führte den Trupp an, doch er hatte Theo durch die Bäume vorausgeschickt, um nach Bedrohungen Ausschau zu halten. Fast alle hatten durch den Zwischenfall in Pamiers Verletzungen davongetragen. Reza selbst zählte sich zu den glücklicheren; er hatte nur ein paar Verbrennungen auf der Rückseite seines Schädels, die zwei Sensoren bis hinunter auf den monogebundenen Kohlenstoff seiner verstärkten Knochen hatten wegschmelzen lassen; dazu leichtere Verbrennungen überall am Leib und ein paar blutige Striemen am rechten Bein. Kelly hatte es mit Abstand am schlimmsten erwischt, doch die nanonischen Medipacks hatten ihren Zustand zumindest stabilisiert. Sie hatte eine kleine zylindrische Schultertasche umgehängt, in der ihre Ausrüstung verstaut war; die Hose ihres Kampfanzugs schützte sie vor den Dornen. Ihr olivgrünes T-Shirt, das die Auswölbungen der nanonischen Medipacks an ihrer Seite bedeckte, schimmerte im roten Schein der Wolke dunkelbraun-schwarz.
    Pamiers war eine harte Lektion gewesen, und es hatte nicht nur ihre Haut, sondern auch ihren Stolz erwischt. Aber sie lebten noch, und sie hatten daraus gelernt. Sie wußten nun, daß die sequestrierte Bevölkerung mit gehöriger Vorsicht zu genießen war, und Reza würde das Risiko, einfach in ein weiteres Dorf zu marschieren, ganz bestimmt nicht mehr eingehen.
    Fenton und Ryall trabten unermüdlich durch den Dschungel des südlichen Ufers. Die beiden affinitätsgebundenen Hunde hatten Aberdale in einem weiten Bogen umgangen. In den kurzen Pausen zwischen den Donnerschlägen aus der roten Wolke drangen Dschungelgeräusche an ihre Ohren, und das organische Parfüm Hunderter verschiedener Pflanzen und reifender Früchte wurde durch die feuchte Luft getragen, ein absoluter Kontrast zum Gestank der toten Kinder.
    Reza schickte die Hunde weiter nach Süden, weg von dem fremd gewordenen Dorf, vom Gestank kleiner verwesender Körper und dem unheimlichen Voodoo-Zauber, weg von dem schrecklichen Preis, den Lalondes Einwohner unter der Herrschaft der Invasoren hatten zahlen müssen. Dünne Blätter, überkrustet von Flechten und Pilzen, teilten sich vor den Nasen der Hunde. Ein Gefühl des Fröstelns und der Schande – fast unausweichlich, dieses Gefühl – bahnte sich einen Weg über das Affinitätsband in ihr Bewußtsein; sie teilten das Feingefühl ihres Meisters, waren genauso begierig darauf wie er, den Ort dieses herzlosen Verbrechens hinter sich zu lassen.
    Neue Gerüche schwebten in der Luft: herabtropfender Saft von abgebrochenen Reben, von zertretenen Blättern, Lehm, der von Schritten aufgeweicht war, Radspuren. Die Hunde rannten los, getrieben von urtümlichen Instinkten. Menschen waren noch vor kurzem hier entlang gegangen. Nicht viele, aber eindeutig Menschen.
    Reza sah den Pfad durch den Dschungel. Ein alter Wildwechsel, der in nord-südliche Richtung führte und vor einiger Zeit verbreitert worden war – Äste, die von Fissionsklingen abgetrennt und Büsche, die umgehackt worden waren –, nur um wieder in Vergessenheit zu geraten und von neuem zuzuwachsen. Fast, nicht ganz. Irgend jemand benutzte ihn noch. Irgend jemand hatte ihn vor weniger als zwei Stunden benutzt.
    Mit aufgepeitschten Sinnen und angespannten Nerven jagten Fenton und Ryall durch das feuchte Gras nach Süden. Nach zwei Kilometern fanden sie eine Geruchsspur, die vom Pfad in den Dschungel abzweigte. Eine Person. Männlich. Seine Kleidung hatte Schweiß und Baumwollspuren auf den Blättern hinterlassen.
    »Pat, bring Octan zurück! Ich denke, wir haben unseren Mann!«
     
    Reza machte die Falle so einfach wie möglich. Der Trupp aktivierte ein weiteres Mal die Hovercrafts, als sie östlich von Aberdale wieder zurück am Quallheim waren, und dann suchten sie am Südufer nach einem Nebenfluß. Nach der Karte in Rezas Trägheitsleitsystem gab es einen kleinen Fluß, der nach Süden durch den Dschungel lief. Er entsprang irgendwo in den

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