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Fehlfunktion

Fehlfunktion

Titel: Fehlfunktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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wenn sein Blick darauf fiel, waren neue Mengen Eiter hervorgequollen und rannen über sein Schienbein. Es schien unmöglich, die Insekten von der Wunde fernzuhalten. Im Gegensatz zu scheinbar jeder anderen lebenden Kreatur hatten sie den Dschungel nicht verlassen – und weil es keine anderen Zielobjekte gab, stürzten sie sich auf ihn. Moskitoähnliche Fliegen, Maden-Analoge, Kreaturen mit Beinen und Flügeln und Scheren, wie es sie auf der Erde nicht gab, und alle saugten sie an seinem empfindlichen Fleisch. Zweimal hatte er den Blätterverband inzwischen gewechselt nur um eine wimmelnde Masse von winzigen schwarzen Tierchen darunter zu finden. Fliegen krochen über seine Verbrennungen, als seien sie die einzige Nahrungsquelle auf einer öden Welt.
    Nach seinem Trägheitsleitsystem war er in den letzten drei Stunden zweieinhalb Kilometer weit gekommen. Es war schwer, sich einen Weg durch das jungfräuliche Unterholz zu bahnen, das sich am Fluß entlang erstreckte. Immer wieder verfing sich seine Krücke in dichten Schlingpflanzen, die den weichen Lehm überwucherten, und die dünnen Zweige und Ranken, die von oben herabhingen, neigten dazu, sich in den Latten seiner Schiene zu verfangen.
    Während er weiterging, pflückte er die kleinen verschrumpelten Früchte, die in Unmengen an den Zweigen hingen. Er kaute unablässig, um seinen Flüssigkeitsspiegel und den Vorrat an Proteinen auf einem gleichmäßigen Niveau zu halten. Trotzdem würde er Wochen benötigen, um irgendwo anzukommen, wenn das so weiterging.
    Durringham war sein Ziel. Welche Ressourcen auf diesem elenden Planeten auch existieren mochten, sie waren unzweifelhaft in der Hauptstadt konzentriert. Das auszukundschaften war die Mission seines Trupps gewesen, und Chas sah keinen Grund, diesen Auftrag nicht weiter auszuführen. Besser jedenfalls, als im Dschungel zu sitzen und auf den Tod zu warten. Es stand offensichtlich nicht mehr zur Debatte, daß er sich erholen würde, geschweige denn, daß Rettung kam. Und da war sie, die ehrenvolle Lösung: Eine Lösung, die ihn beschäftigt halten und motivieren würde, und die, sollte er das Unmögliche schaffen und bis nach Durringham kommen, vielleicht sogar zu etwas nützlich war. Chas Paske würde jedenfalls mit wehenden Fahnen untergehen.
    Doch trotz aller Entschlossenheit war ihm bewußt, daß er einen besseren Weg finden mußte, um im Dschungel voranzukommen. Das medizinische Programm in seiner Nanonik schüttete große Mengen Endokrine aus seinen Implantaten aus, analgetische Blocks, die gut zwanzig Prozent seines gesamten Nervensystems lahmgelegt hatten. Aufgerüsteter Metabolismus oder nicht, lange konnte sein Körper derartige Mengen an Energie nicht mehr bereitstellen.
    Er aktivierte sein Trägheitsleitsystem und rief die Karte auf. Fünfzehnhundert Meter flußabwärts am anderen Ufer lag ein Dorf namens Wryde. Nach den Daten der LEG war es neun Jahre zuvor gegründet worden.
    Es mußte gehen.
    Er pflückte eine Elwisie-Frucht und humpelte weiter. Ein Vorteil des ständigen Donners war, daß niemand hören konnte, wie er sich durch die dichte Vegetation schlug.
    Das Licht war lange vor den ersten Häusern zu sehen. Ein willkommener goldgelber Glanz, der über den Fluß herüber schimmerte. Schneelilien glitzerten und funkelten in ihrer natürlichen Farbenpracht. Chas hörte zum ersten Mal seit langer Zeit wieder einen Vogel, das überraschte Fiepen eines Chikrows. Er ließ sich mühsam zu Boden gleiten und arbeitete sich auf dem Bauch liegend weiter vor.
    Wryde war zu einer blühenden, reichen Gemeinde herangewachsen, weit über das gewöhnliche Maß eines so jungen Dorfes auf einer neuen Koloniewelt hinaus. Die Stadt ruhte malerisch inmitten einer sechs Quadratkilometer großen Lichtung, die von den Siedlern in eine wunderbare Parklandschaft verwandelt worden war. Große Häuser aus Natur- oder Ziegelsteinen drängten sich aneinander, allesamt die Sorte von eleganten Wohnhäusern, die ein wohlhabender Händler oder Farmer sein eigen genannt hätte. Die Hauptstraße bildete ein eleganter, von Bäumen gesäumter Boulevard, auf dem es vor Geschäftigkeit wimmelte. Menschen gingen in den Läden ein und aus oder saßen an den Tischen gemütlicher Straßencafés. Pferdedroschken fuhren hin und her. An einem Ende der Straße stand ein eindrucksvolles viergeschossiges Gemeindehaus aus rotem Backstein mit einem reich verzierten zentralen Uhrenturm. Direkt hinter den Häusern erblickte Chas einige

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