Fehlfunktion
Bergen auf der gegenüberliegenden Seite einer großen Savanne. Sie brauchten gerade fünf Minuten, bis sie die Mündung gefunden hatten, und dann schoben sich die Hovercrafts über den Hügel aus Schneelilien, die sich dort angestaut hatten. Die ineinander verschlungenen Kronen der Bäume an beiden Ufern bildeten ein durchgehendes Blätterdach, das ihnen Deckung gab.
»Wenn wir den Burschen haben, fahren wir weiter diesen Fluß hinauf und in die Savanne«, entschied Reza, als sie den Quallheim hinter sich gelassen hatten. »Ich will ihn und uns so schnell wie möglich unter dieser verdammten roten Wolke herausschaffen. Außerdem sollten wir wieder Kontakt zu den Satelliten erhalten, sobald wir im Freien sind. Falls es uns also gelingt, nützliche Informationen aus unserem Gefangenen herauszuholen, können wir sie auf direktem Weg an Terrance Smith weiterleiten.«
Wenn Smith überhaupt noch dort oben ist, dachte Kelly. Sie konnte einfach nicht vergessen, was die Frau in Pamiers über die kämpfenden Raumschiffe gesagt hatte. Aber Joshua hatte versprochen dazubleiben und sie wieder abzuholen. Sie rümpfte sarkastisch die Nase. Joshua, die Zuverlässigkeit in Person.
»Alles in Ordnung?« fragte Ariadne mit lauter Stimme, um den Lärm der Propeller und das ewige Donnergrollen zu übertönen.
»Meine analgetischen Blocks halten jedenfalls«, sagte Kelly. »Es war nur die Größe der Wunde, die den Schock verursacht hat.« Sie widerstand dem Impuls, an den nanonischen Medipacks zu kratzen.
»Na ja, das verleiht deiner Geschichte den gewissen Tiefgang, die Dramatik«, sagte Ariadne. »Und wenn wir schon davon sprechen, du wirst uns ja wohl nicht zerreißen, oder? Ich meine, wir sind immerhin die Guten.«
»Ja. Ihr seid wirklich die Guten.«
»Großartig. Ich wollte schon immer mal ein Sens-O-Vis-Star sein.«
Kelly aktivierte die Speicherdatei ihrer bisherigen Aufzeichnungen und drehte den Kopf, bis Ariadne voll im Zentrum ihres Sichtfeldes war (sie wünschte nur, die kampfangepaßte Frau wäre halbwegs zu einem Gesichtsausdruck fähig gewesen). »Was hat die Probe ergeben, die du bei dem Haus genommen hast?«
»Nichts. Es war Staub, das ist alles. Genaugenommen getrockneter, zerfallener Lehm.«
»Also sind diese kunstvollen, schönen Gebäude nichts weiter als eine Illusion?«
»Halb und halb. Es ist keine vollständige Illusion; sie haben den Lehm in die Form gepreßt, die du gesehen hast, und ihn dann mit einer optischen Illusion überzogen. Ganz ähnlich wie unsere Chamäleonanzüge.«
»Aber wie machen sie das?«
»Keine Ahnung. Unsere Technologie ist dazu nicht imstande. Am nächsten kommen noch die Molekularbindungsgeneratoren, die unsere Schiffe einsetzen, um die Rümpfe zu verstärken. Aber diese Generatoren sind sehr teuer, und sie verbrauchen Unmengen an Energie. Es wäre bestimmt billiger, ein Haus zu bauen oder zumindest programmiertes Silizium zu benutzen, wie du es vorgeschlagen hast. Andererseits …« Sie legte den Kopf in den Nacken und starrte auf das rote Wolkenband über den Baumwipfeln. »Logik scheint im Augenblick nicht gerade eine große Rolle für das Leben auf Lalonde zu spielen.«
Die beiden Hovercrafts steuerten auf die weiche Lehmbank des Ufers zu. Ryall stand unter den Qualtook-Bäumen oben auf der Böschung und wartete auf sie. Reza sprang ans Ufer und streichelte den Kopf des mächtigen Hundes. Ryall drückte sich in blind ergebener Verehrung an die Beine seines Meisters.
»Jalal und Ariadne, ihr kommt mit mir«, sagte Reza. »Die anderen bleiben hier und halten die Hovercrafts einsatzbereit. Pat, du wirst uns durch Octan im Auge behalten. Falls wir die Sache vermasseln, schlage ich vor, ihr zieht weiter nach Süden. Auf der anderen Seite der Savanne befindet sich eine landwirtschaftliche Siedlung der Tyrathca. Dort könnt ihr euch genauso verkriechen wie sonst überall. Das hier ist unser letzter Versuch, die Mission zu erfüllen. Verschwendet nicht eure Kraft, um weitere Informationen zu sammeln, und versucht nicht, uns zu Hilfe zu kommen. Verstanden?«
»Jessir«, sagte Pat. Jalal und Ariadne kletterten die Böschung hinauf zu Reza. Der große kampfangepaßte Söldner hatte in einen Ellbogensockel ein Gaußgewehr und in den anderen einen Thermokarabiner gesteckt. Zwei dicke Stromkabel und eine Munitionskette führten in seinen Tornister auf dem Rücken.
»Kelly?« fragte Reza in süffisantem Ton. »Keine Lust, uns zu begleiten?«
»Arschloch«, erwiderte sie.
Die drei
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