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Fehlfunktion

Fehlfunktion

Titel: Fehlfunktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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gefährlich dicht vor der Überlastung in ihrem Bemühen, das Blut aus der unteren Hälfte seines verletzten Beins von Giftstoffen zu befreien.
    »Aber sonst ist alles in Ordnung«, sagte er zu sich selbst. Seine kratzende Stimme klang rauh und dissonant im ununterbrochenen Donnergrollen.
    Er schlug und wischte so viele Käfer und andere Insekten beiseite, wie er konnte. Natürlich gab es keine Paddel. Er durchschnitt die Riemen, die seine Schiene bis dahin zusammengehalten hatten, und benutzte eine der Latten, um den Kahn von der Untiefe weg und in die Hauptströmung zu steuern. Es dauerte eine ganze Weile, und die Schneelilien setzten ihm nicht wenig Widerstand entgegen, doch als er zurück in der Flußmitte war, glitt das Boot sichtbar schneller dahin.
    Er machte es sich so bequem wie möglich und beobachtete mit einem zunehmenden Gefühl der Erwartung, wie die großen Bäume vorüberglitten. Chas war ein leidenschaftlicher Amateurforscher, der sich ausgiebig mit Militärgeschichte beschäftigt hatte, und er wußte, daß es daheim auf der Erde einen Sinnspruch gab, nach dem alle Wege nach Rom führten. Hier auf Lalonde führten alle Flüsse letzten Endes nach Durringham.
     
    Eine Kugel aus weißem Licht hing besitzergreifend über Aberdale. Aus der Luft betrachtet sah es aus, als würde sich das Dorf unter einer transparenten, perlmuttfarbenen Kuppel ducken, um Schutz vor den perversen Elementen zu finden, die den Dschungel heimgesucht hatten. Octan umkreiste das Dorf in beträchtlicher Entfernung. Er hatte seine Flügel zu ihren ganzen eineinhalb Metern Spannweite entfaltet und glitt mit instinktiver Leichtigkeit in der Thermik, als wäre Gravitation für ihn etwas Unbekanntes. Der Dschungel tief unten war von der gleichen farblosen Trostlosigkeit wie der Himmel, doch ein ganzes Stück weit im Süden schimmerte ein schmaler Streifen hellen Grüns mit bestrickender Intensität. Instinktiv wollte Octan in die Richtung davonfliegen, ausbrechen in die Reinheit von richtigem Licht.
    Doppelte Gedanken kreisten im Kopf des Vogels; die freundlichen Wünsche des Meisters, die seinen Flug vom Licht weg steuerten und seinen Kopf nach unten neigten, so daß er die Gebäude in der Mitte der beleuchteten Lichtung sehen konnte. Retinaimplantate zoomten den Ausschnitt noch näher heran.
    »Praktisch genau das gleiche Bild wie in Pamiers«, sagte Pat Halahan schließlich. »Sie haben um die fünfzig von diesen schicken Häusern errichtet. Der Boden besteht aus einer gepflegten Parklandschaft und Gärten, bis direkt an den Rand des Dschungels. Nirgendwo ein Zeichen von Feldern oder Obstplantagen.« Er beugte sich blind vor. Octan bewegte lässig eine gefranste Flügelspitze und änderte seinen Kurs um ein Grad. »Also das ist wirklich seltsam. Diese Bäume dort unten am Flußufer sehen aus wie Weiden von der Erde, aber sie sind mindestens zwanzig Meter hoch. Sie müssen wenigstens dreißig Jahre alt sein.«
    »Verlaß dich nicht darauf«, murmelte Kelly verdrießlich, um tiefere Emotionen zu verdecken. »Das hier ist auf jeden Fall die falsche Klimazone.«
    »Ja, richtig«, stimmte Pat ihr zu. »Ich schalte jetzt auf Infrarot … Nichts. Falls es verborgene Einrichtungen unter der Erde gibt, Reza, dann liegen sie jedenfalls verdammt tief.«
    »OK«, sagte der Truppführer zögernd. »Laß Octan weiter im Osten kreisen.«
    »Wenn du meinst. Aber es sieht nicht so aus, als gäbe es in dieser Richtung noch irgendwelche bewohnten Lichtungen. So hoch oben kann Octan das Licht aus Schuster ziemlich deutlich erkennen. Weiter im Osten gibt es nichts dergleichen.«
    »Sie werden sicher keine Werbung mit Hundert-Kilowatt-Hologrammen machen, Pat.«
    »Jessir. Osten, Sir.«
    Plötzlich entwickelte sich ein drängendes Bedürfnis in Octans Synapsen, die unbekannten Landstriche weit hinter dem Dorf zu erkunden, und der mächtige Vogel drehte ab und ließ Parklandschaft und blutenden Himmel hinter sich zurück.
    Auch das Söldnerteam marschierte nach Osten, doch sie befanden sich am nördlichen Ufer des Quallheim und hielten sich einen Kilometer weit landeinwärts grob parallel zum Wasser. Sie waren westlich von Schuster an das Ufer gekommen, wo Dreiar-Bäume so regelmäßig standen, daß man glauben konnte, es handele sich um eine Plantage. Es machte das Vorankommen viel leichter als bei ihrem ersten Ausflug an Land, als sie einen großen Bogen um Pamiers geschlagen hatten.
    Die dichten glatten Stämme der Dreiar-Bäume ragten fünfundzwanzig

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