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Fehlfunktion

Fehlfunktion

Titel: Fehlfunktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Sportflächen. Menschen, die ganz in Weiß gekleidet waren, vergnügten sich bei einem Spiel, das Chas noch nie gesehen hatte, während Zuschauer auf den Rasenflächen ringsum picknickten. Nahe dem Dschungel auf der Rückseite der Lichtung standen fünf Windmühlen an einem kleinen See. Ihre mächtigen Flügel drehten sich lebhaft, obwohl kaum Wind ging. Wunderbare Häuser reihten sich am Flußufer, und Rasenflächen erstreckten sich bis zum Wasser. Alle besaßen sie Bootshäuser oder zumindest kleine Landestege, an denen Ruderboote oder Dingis mit Segelmasten festgemacht dem anbrandenden Strom von Schneelilien trotzten. Eine Anzahl größerer Wasserfahrzeuge war über hölzerne Rutschen auf das Ufer gezogen worden.
    Es war genau die Art von Gemeinde, nach der sich jeder halbwegs normale Mensch sehnte; kleinstädtische Gemütlichkeit, verbunden mit der Stabilität einer großen Gemeinde. Selbst Chas, der auf dem gegenüberliegenden Ufer unter einem großen Busch im weichen Lehm lag, verspürte die geheimnisvolle Anziehungskraft des Ortes. Seine Existenz allein bot die verlockende Aussicht eines ewig währenden goldenen Zeitalters.
    Mit Hilfe seiner Retinaimplantate erkannte er die fröhlichen, gutgelaunten Gesichter der Einwohner, die ihren Geschäften nachgingen. Doch sosehr er sich auch anstrengte, er entdeckte niemanden, der in den tadellos gepflegten Gärten arbeitete oder die Straßen kehrte: kein Mensch, kein BiTek-Servitor, kein Mechanoid.
    Die einzigen, die etwas taten, was Arbeit gleichkam, waren die Besitzer der Straßencafés, und selbst sie schienen fröhlich und hatten Zeit, sich mit ihren Gästen zu unterhalten und zu scherzen. Nur Generäle und keine Mannschaften, dachte Chas bei sich. Das kann unmöglich real sein.
    Erneut aktivierte er sein Trägheitsleitsystem. Ein grünes Referenzgitter glitt über sein Sichtfeld, und er fokussierte den Blick auf einen Landesteg ganz am Ende der Lichtung. Der Prozessorblock berechnete die exakten Koordinaten und integrierte sie in seine Karte.
    Er überprüfte seinen physiologischen Status, und die neurale Nanonik meldete, daß seine Hämoglobinreserven bis auf eine halbe Stunde herunter aufgebraucht waren. Sein Metabolismus produzierte den Stoff nicht mit annähernd normaler Effizienz. Ein letztes Mal ging Chas die Daten des Trägheitsleitsystems durch. Eine halbe Stunde sollte ausreichen.
    Er setzte sich erneut kriechend in Bewegung und schob sich wie ein arthritisches Krokodil die Böschung hinunter und ins Wasser.
    Zwanzig Minuten später tauchte er vorsichtig zwischen zwei Schneelilien auf. Der Trägheitsleitblock hatte tadellos funktioniert und ihn direkt neben den Landesteg geführt. Ein schickes blaues Ruderboot zerrte in zwei Metern Entfernung sanft an seiner Leine. Niemand war in der Nähe. Chas streckte die Hand aus und schnitt die Leine mit der Fissionsklinge durch. Er packte das Ende, als es ins Wasser fiel.
    Das Boot driftete langsam mit den Schneelilien davon. Chas tauchte wieder unter.
    Er wartete so lange, wie er es wagte. Der physiologische Monitor seiner neuralen Nanonik gab grellrote Warnmeldungen über akuten Sauerstoffmangel von sich, bevor Chas riskierte, wieder an die Oberfläche zurückzukehren.
    Wryde war hinter einer Biegung außer Sicht verschwunden, obwohl das normale Tageslicht, das über der hügeligen Parklandschaft gehangen hatte, noch immer über die Bäume an den Ufern hinweg zu sehen war. Als Chas seine Beute betrachtete, war von dem schicken Skiff, das er gestohlen hatte, nichts mehr zu sehen. Statt dessen trieb ein heruntergekommener Stechkahn, kaum mehr als ein Floß, den Fluß hinab. Papierdünne Seitenwände, die wahrscheinlich in einer Art surrealem Einfall hinzugefügt worden waren, verrotteten unter seinen Blicken wie morscher Kork und hinterließen einen breiigen Staub auf den Schneelilien ringsum.
    Chas wartete noch eine Minute, um zu sehen, ob sich weitere drastische Veränderungen bemerkbar machen würden. Er klopfte prüfend auf das übriggebliebene Holz; es schien einigermaßen fest. Unter großer Anstrengung und gefährlich nah am Kentern gelang es ihm schließlich, sich halb an Bord zu ziehen, halb hineinzufallen.
    Lange Zeit blieb er reglos liegen, bevor er sich mühsam auf die Ellbogen aufrichtete. Das Boot trieb langsam gegen eine Sandbank. Lange schlüpfrige Stengel Foltwine hatten sich in seiner Beinschiene verfangen. Flußkäfer krabbelten über die Wunde am Oberschenkel. Beide nanonischen Medipacks standen

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