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Fehlfunktion

Fehlfunktion

Titel: Fehlfunktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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»Meine Güte, dieses Ding ist innen genauso naß wie außen!« schimpfte sie über ihren Anorak. »Ich habe in meinem ganzen Leben noch keinen derartigen Regen erlebt!«
    »Es ist eine rauhe Nacht, Lady, jawohl, das ist es«, sagte Shaun Wallace hinter Kelly.
    Reza kam durch das ovale Loch herein, das Sewell geschnitten hatte. Er trug zwei große Packen Ausrüstung und hatte sich mehrere Thermokarabiner über die Schultern geschlungen. »Pat, Sal, seht euch um.« Fenton und Ryall trotteten hinter ihrem Meister nach drinnen und schüttelten sich augenblicklich. Ein Schauer von Tropfen flog durch den Raum.
    »Großartig«, murmelte Kelly. Die Blocks an ihrem Gürtel waren klatschnaß. Sie wischte sie wenig erfolgreich an ihrem T-Shirt ab. »Kann ich bitte mitkommen?«
    »Sicher«, sagte Pat.
    Sie öffnete den Verschluß ihrer Tasche und kramte darin herum, bis sie einen Lichtstab gefunden hatte. Die Schatten wichen zurück. Collins mochte keine Infrarotaufnahmen, es sei denn, sie ließen sich nicht umgehen.
    Sie befanden sich in einer Eingangshalle, die durch den gesamten Durchmesser des Turms verlief. Zahlreiche Bogengänge führten in Nebenräume davon, und am entgegengesetzten Ende befand sich eine Spiralrampe nach oben. Nach Kellys didaktischer Erinnerung benutzten Tyrathca keine Treppen. Möglicherweise konnten sie keine Stufen steigen.
    Pat und Sal Young setzten sich in Richtung der Eingangshalle in Bewegung. Kelly folgte ihnen, und ihr wurde bewußt, daß Shaun Wallace einen Schritt hinter ihr blieb. Er hatte wieder seinen einteiligen LEG-Overall an und war vollkommen trocken, wie sie neidisch feststellte. Die Hose ihres Kampfanzugs gab bei jedem Schritt glucksende Geräusche von sich.
    »Ihr habt doch nichts dagegen, wenn ich mich anschließe, Mrs. Kelly, oder? Ich habe noch nie einen Turm der Tyrathca von innen gesehen.«
    »Nein, schon gut.«
    »Unser Mister Malin tut gut daran, wenn er vorsichtig ist. Dieser Turm steht scheinbar seit vielen Jahren leer. Was erwartet er zu finden?«
    »Das wissen wir erst, wenn wir nachgesehen haben, oder?« entgegnete sie geziert.
    »Also schön, dann werfen wir eben einen Blick in die Runde.«
    Das Haus war faszinierend. Absolut fremdartiges Mobiliar und verblüffend menschliche Utensilien. Doch es gab nur wenig Technologie; die Arbeiter hatten offensichtlich Instruktionen erhalten, möglichst nur Holz zu benutzen. Sie waren exzellente Zimmerleute.
    Regen trommelte auf die Wände und verstärkte noch das Gefühl von Isolation und Einsamkeit, während sie die Rampe hinaufstiegen. Die Vasallenkasten besaßen ihre eigenen Räume; Kelly war nicht sicher, ob Ställe der richtige Ausdruck war. Einige Zimmer, schätzungsweise Soldatenunterkünfte, waren möbliert. Es gab nur eine dünne Staubschicht. Alles sah aus, als wäre der Turm eher eingemottet und für den späteren Gebrauch versiegelt statt verlassen worden. Unter den gegebenen Umständen nicht der beruhigendste aller Gedanken. Kellys neurale Nanonik speicherte alles ohne Unterschied.
    Die ersten Leichen fanden sie im zweiten Obergeschoß. Drei Angehörige der Haushälterkaste (von der gleichen Größe wie die Farmer), fünf Jäger und vier Soldaten. Sie waren ausgetrocknet wie zerknitterte lederne Mumien. Kelly hätte gerne eine davon berührt, doch sie fürchtete, der Leichnam könnte zu Staub zerfallen.
    »Sie sitzen einfach nur da, seht«, sagte Shaun Wallace. »Nirgendwo in der Nähe steht Nahrung. Sieht so aus, als hätten sie auf ihren Tod gewartet.«
    »Ohne ihre Brüter sind sie nichts«, sagte Pat.
    »Trotzdem, eine schreckliche Sache, das. Wie die alten Pharaonen, die ihre gesamte Dienerschaft mit in ihr Grab genommen haben.«
    »Haben Sie eigentlich Tyrathca-Seelen im Jenseits gesehen?« fragte Kelly unvermittelt.
    Shaun Wallace hielt am Fuß der Rampe zum dritten Obergeschoß inne und legte die Stirn in Falten. »Hm, jetzt, wo Ihr es sagt – ich glaube nicht, Mrs. Kelly. Oder zumindest bin ich nie einem Tyrathca begegnet.«
    »Vielleicht kommen sie in eine andere Nachwelt?« vermutete sie.
    »Falls sie überhaupt eine haben. Sie scheinen mir eher heidnische Kreaturen zu sein. Vielleicht hat der Herr im Himmel ihnen gar keine Seelen gegeben?«
    »Aber sie haben einen Gott. Ihren eigenen Gott.«
    »Ach ja? Seit wann?«
    »Nun ja, sie werden wohl kaum einen Jesus oder einen Allah besitzen, nicht wahr?« entgegnete Kelly. »Bestimmt keinen menschlichen Messias.«
    »Ihr seid wirklich schlau, Mrs. Kelly. Ich

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