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Fehlfunktion

Fehlfunktion

Titel: Fehlfunktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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wunderbar! Die Geschichte, die alle anderen Geschichten beendete; menschliche Tote und Geheimnisse, die die Tyrathca seit Urzeiten bewahrt hatten, die weiter zurücklagen als die Eiszeiten auf der alten Erde.
    Wie lange waren ihre Generationenschiffe unterwegs gewesen? Tausende von Jahren, mindestens.
    »Er wird Tyrathca helfen, weil wir ihn darum bitten«, sagte Waboto-YAU.
    »Berichten eure Legenden, daß er eines Tages kommen und euch retten wird?«
    »Keine Legenden!« hupte der Brüter wütend. »Wahrheit! Menschen haben Legenden. Menschen lügen. Menschen werden Elementargeister! Schlafender Gott viel stärker als Menschenrasse. Schlafender Gott stärker als alle lebenden Wesen.«
    »Und warum schläft er?«
    »Tyrathca sagen, was sehen. Menschen lügen.«
    »Also hat euer Gott geschlafen, als euer Schiff ihn gefunden hat?«
    »Ja.«
    »Und woher wißt ihr dann, daß er stark genug ist, um die Elementargeister abzuwehren?«
    »Kelly!« warnte Reza ärgerlich.
    Waboto-YAU hupte erneut. Die Soldaten rührten sich unruhig als Reaktion, und ihre Augen bohrten sich in die entfesselte Reporterin.
    »Schlafender Gott stark. Menschen lernen. Menschen dürfen nicht werden Elementargeister. Schlafender Gott werden erwachen. Schlafender Gott rächen alle Tyrathca Leiden.«
    »Kelly, sei endlich still! Das ist ein Befehl!« sagte Reza per Datavis, als er sah, wie sie nach weiteren Fragen suchte. »Danke, daß du uns von eurem Schlafenden Gott erzählt hast«, sagte er laut zu Waboto-YAU.
    Kelly schäumte innerlich, doch sie schwieg.
    »Schlafender Gott träumen von Universum«, sagte der Brüter. »Schlafender Gott alles wissen, was geschehen. Schlafender Gott hören Ruf von Tyrathca. Schlafender Gott kommen.«
    »Die menschlichen Elementargeister greifen euch vielleicht erneut an«, warnte Reza. »Bevor der Schlafende Gott eintrifft.«
    »Tyrathca wissen. Tyrathca beten angestrengt.« Waboto-YAU zwitscherte traurig, und sein Kopf schwang zu der großen silbernen Scheibe herum. »Jetzt wissen von Schicksal Coastuc-RT. Helfen Soldatenkaste?«
    »Nein.« Reza hörte, wie Kelly zischend einatmete. »Unsere Waffen sind nicht so mächtig wie die eurer Soldaten. Wir wären euch keine Hilfe bei der Verteidigung.«
    »Dann gehen.«
     
    Mächtige Ströme elektrischer, elektromagnetischer und magnetischer Energien kochten in einem kreisförmigen Abschnitt im äußersten Band von Muroras Ringen, achttausend Kilometer im Durchmesser. Staub, der seit Äonen im Gleichgewicht mit seiner Umgebung geruht hatte, nutzte seine neue Freiheit, um in mikroskopischen Ausbrüchen rings um die größeren Felsen und Eisbrocken herumzuwirbeln, aus denen der größte Teil des Rings bestand, und ihre Rotation spiegelte die Wolkenlandschaft hundertsiebzigtausend Kilometer tiefer. Das Epizentrum, wo die Lady Macbeth zwischen die von ihrem Antrieb aufgeladenen Teilchen gestürzt war, leuchtete immer noch in nervösem Blau, während Wellen voller Statik durch den dünner werdenden molekularen Zephir aus verdampftem Fels und Eis jagten.
    Der Energiezufluß aus den Fusionsantrieben des Raumschiffs und von den zahlreichen Explosionen der Kombatwespen würde noch lange Zeit benötigen, um sich zu verteilen. Es würde Monate, wenn nicht Jahre dauern, bis der Ring wieder zur Normalität zurückgefunden hatte. Thermisch und elektromagnetisch kamen die Wellenfronten einem arktischen Schneesturm gleich; eine vollkommen undurchdringliche Barriere für jeden noch so hochentwickelten Sensor.
    Was bedeutete, daß die Maranta und die Gramine keine Ahnung von dem hatten, was unter der Oberfläche los war. Sie hielten sich zehn Kilometer über der unscharfen Grenze, wo Felsbrocken und Eisberge nach und nach in kleine Klumpen und Steine und schließlich in Staub übergingen. Sie hatten sämtliche Sensorbündel ausgefahren und auf die chaotische Schicht von Partikeln weiter unten gerichtet. Die ersten paar Kilometer war das Bild klar und einigermaßen deutlich, doch weiter entfernt löste es sich nach und nach immer weiter auf, und in sieben Kilometern war nur noch ein elektronisches Durcheinander zu sehen.
    Die Besessenen, die das Kommando über die beiden Raumschiffe an sich gerissen hatten, begannen ihre Suche exakt im Zentrum, den Koordinaten, wo die Lady Macbeth in den Ring eingetaucht war. Als sie nichts fanden, sank die Maranta fünf Kilometer tiefer, während die Gramine ihre Höhe um den gleichen Betrag steigerte. Langsam trieben die beiden Schiffe auseinander.

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