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Fehlfunktion

Fehlfunktion

Titel: Fehlfunktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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energistischen Kräfte in einem verzweifelten Versuch, den irrsinnigen Eindringling aus seinem Körper und in das Jenseits zu vertreiben. Quinn lachte brüllend und blieb ungerührt inmitten eines phantastischen Gewitters aus Blitzen stehen, das den gesamten Raum erfüllte. Blendende Speere aus reiner Energie zuckten in die Wände und gegen Decke und Boden wie die rasiermesserscharfen Klauen eines rasenden Greifs. Doch kein einziger berührte ihn, keiner konnte durchdringen zu ihm; er war gehüllt in einen schützenden Kokon aus leuchtend violettem Nebel.
    Die Blitze verebbten, schwächten sich ab zu kleinen Funken, die knisternd in die Körper der verhinderten Donnergötter zurückkehrten. Rauch erfüllte den geschwärzten Raum, und kleine Flammen leckten gierig an den Polstern und den zerfetzten Vorhängen.
    Quinn wünschte Gerechtigkeit.
    Ihre Körper fielen. Jede einzelne Zelle durchlief die feinen Perversionen, von denen er träumte, und wandte sich gegen ihre Nachbarn. Quinn beobachtete ungerührt, wie die terrorisierten, erniedrigten Seelen der Possessoren schreiend und heulend aus den monströsen Mißgestalten flohen, die Quinn geschaffen hatte … zurück in das Nichts des Jenseits. Dann folgten die zweiten Seelen, die gefangenen, ursprünglichen Besitzer der Körper, und verließen ebenfalls das gequälte Fleisch.
    Der Körper Grant Kavanaghs stöhnte vor Quinns Füßen, und die Seele des Possessors blickte in betäubter Angst zu ihm auf. Die schlimmsten Schnitte und Knochenbrüche waren inzwischen verheilt und bildeten ein Zickzackmuster aus empfindlichem, rosigem Narbenfleisch.
    »Wie lautet dein Name?« fragte Quinn Dexter.
    »Luca Comar.«
    »Konntest du sehen, was ich mit ihnen gemacht habe, Luca?«
    »Ja. O mein Gott, ja!« Er senkte den Kopf, und in seiner Kehle stieg Brechreiz auf.
    »Sie waren schwach, Luca, verstehst du? Unwürdige Dreckskerle. Sie hatten kein wirkliches Vertrauen in ihre Fähigkeiten, anders als ich.« Quinn nahm einen tiefen Atemzug und versuchte, seine euphorische Stimmung zu dämpfen. Sein einteiliger Bordanzug verwandelte sich in ein weites Priestergewand, und der Stoff schimmerte mitternachtsschwarz. »Hast du Vertrauen in dich selbst, Luca?«
    »Ja. Ja, ich habe Vertrauen. Ich glaube an mich, wirklich.«
    »Möchtest du, daß ich dir von der Schlange erzähle? Möchtest du, daß ich dir dein eigenes Herz zeige und deine Schlange befreie?«
    »Ja. Bitte, bitte zeig es mir.«
    »Gut. Ich denke, das ist meine neue Aufgabe, jetzt, da die Vorzeichen sich geändert haben. Jetzt, da die Toten auferstanden sind, um die letzte Schlacht gegen die Lebenden zu schlagen und die Zeit des Lichtbringers näher rückt. Ich bin gesegnet, Luca, ich bin wahrlich gesegnet mit Seiner Kraft. Allein mein Glaube an Ihn hat mich zurückgebracht, mich allein von all den Millionen, die besessen sind. Ich bin der eine, den Gottes Bruder als Seinen Messias auserwählt hat.«
     
    Dort, wo sich der Nebenfluß endlich in den Juliffe ergoß, war er bereits hundertdreißig Meter breit. Dörfer standen an beiden Ufern, Gebäude, die unter ihren abgeschirmten Kuppeln aus weißem Licht erstrahlten. Inzwischen hatte Chas Paske sich an die berauschenden Phantasiebilder der prächtigen Weiler gewöhnt, die friedlich in den Tag hinein dösten. Er hatte auf seiner langsamen Fahrt den Fluß hinunter acht oder neun von ihnen passiert, und alle hatten gleich ausgesehen. Gleich unwirklich.
    Gewarnt vom hellen Lichtschein auf beiden Seiten des Ufers hatte er sein kleines Boot in die Mitte des Flusses gerudert und dabei jeden Zentimeter seines Weges gegen den dichten Teppich aus Schneelilien angekämpft. Jetzt befand er sich in einem schmalen Schacht aus rotem Licht zwischen den beiden weißen Kuppeln rechts und links und duckte sich so tief in das flache Boot, wie er nur konnte.
    Sein Körper war in einem erbärmlichen Zustand. Die nanonischen Medipacks waren bereits vor einiger Zeit durchgebrannt, nachdem sie mit der Last der Dekontamination seines verunreinigten Blutes nicht mehr fertig geworden waren. Jetzt konnten sie nichts mehr weiter tun, als die geklebten und abgedichteten Blutgefäße daran zu hindern, daß sie wieder aufrissen. Chas’ neurale Nanonik hielt noch immer die analgetischen Blocks aufrecht und verhinderte, daß der Schmerz bis zu seinem Gehirn vordrang. Doch das allein schien nicht mehr zu reichen. Durch die Wunde in seinem Bein schlich eine kalte Lethargie in ihn und zehrte an seinen verbliebenen

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