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Fehlfunktion

Fehlfunktion

Titel: Fehlfunktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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oft erlebt. Soviel Schmerz und Qualen, so willentlich verursacht. Zuerst hatte er noch gelacht und die Angst seiner Opfer genossen, doch jetzt wünschte er sich einfach nur, daß es vorüber wäre.
    Er zögerte, und in diesem Augenblick rührte sich die gefangene Seele in dem Kerker, den er in seinem eigenen Verstand für sie geschmiedet hatte.
    »Es gibt einen Weg«, sagte die gefangene Seele, und zeigte sich gehorsam wie immer ihrem Possessor. »Es gibt einen Weg, wie du Grant Kavanagh dazu bringen kannst, sich schnell zu unterwerfen. Einen Weg, dem kein Fleisch lange widerstehen kann.«
    Da war es, das Verlangen, widerwärtig und zerstörerisch troff es aus dem Kerker.
    »Aber es ist Teil von uns allen«, beeilte sich die gefangene Seele zu sagen. »Wir alle teilen die Schlange in unserer Brust, unserem tiefsten Inneren. Wie sonst hättest du erreichen können, was du geschafft hast, auf dem Weg, den du genommen hast, wenn du nicht die Schlange in dir freigelassen hättest?«
    Bebend ließ Edmund Rigby das Verlangen in sich aufsteigen, ließ zu, daß es die Abscheu und den Widerwillen übertrumpfte, die er selbst empfand … und dann war alles ganz einfach. Es war einfach, Grant Kavanagh Schmerzen zuzufügen. Einfach, die Ruchlosigkeiten zu begehen, die seine Lieutenants zum Verstummen brachten. Einfach, das Verlangen zu füttern und immer weiter zu füttern.
    Es war gut, weil es Freiheit war. Vollständige und äußerste Freiheit. Das Verlangen herrschte, wie es bestimmt war, ungezügelt, ungebrochen. Sie nährten die Psyche, diese unaussprechlichen Perversitäten, die Grant Kavanagh zu ertragen gezwungen wurde. Sie waren erhaben und läuternd.
    Iqabl Geertz und Chen Tambiah brüllten ihn an aufzuhören, doch sie waren nichts. Weniger als Dreck.
    Selbst die Seelen aus dem Jenseits zogen sich zurück. Sie fürchteten das, was von ihm zu ihnen drang.
    »Schwach! Sie alle sind schwächer, viel schwächer als wir! Gemeinsam überwinden wir sie alle!«
    War das seine eigene Stimme?
    Und immer noch ging die Raserei weiter. Es war unmöglich aufzuhören. Die andere Seele, die gefangene – sie war zu weit gegangen. Jetzt mußte er es bis zum Ende durchstehen. Bis zum schrecklichen Ende.
    Edmund Rigby schrie vor Entsetzen.
    »Aber du hast es selbst getan!« sagte die gefangene Seele.
    »Nein! Du warst das!«
    »Ich habe dir nur gezeigt wie. Du wolltest es. Das Verlangen war deines, die Gier.«
    »Niemals! Nicht nach dem dort!«
    »Und ob. Du hast dich zum ersten Mal gehen lassen. Das warst du und sonst niemand. Die Schlange ist in uns allen. Umarme sie, und du wirst mit dir selbst in Frieden sein. Erkenne dich selbst!«
    »Das bin ich nicht! So bin ich nicht!«
    »Doch, bist du. Sieh nur hin! Sieh hin!«
    »Nein!« Edmund Rigby wich vor dem zurück, was er getan hatte. Er floh, er jagte davon, als wäre die Geschwindigkeit allein der Beweis für seine Unschuld. Er sperrte die Welt aus und das, wovon er ein Teil gewesen war, jagte hinunter in das leere Verlies, das er im Zentrum seines Bewußtseins errichtet hatte, wo es still war und dunkel, wo er nichts spürte und nichts schmeckte. Ein Zufluchtsort ohne jede Form. Er verhärtete sich rings um ihn.
    »Und dort wirst du bleiben. Ein Teil von mir bis in alle Ewigkeit.«
    Quinn Dexter öffnete die Augen. Die drei Besessenen hatten ihre exotischen Erscheinungsformen verloren. Mit aschfahlen Gesichtern und unverhohlener Bestürzung wichen sie vor ihm zurück; ihr Vertrauen in die eigene Überlegenheit war zerbrochen. Grant Kavanaghs zerfetzter Körper inmitten der Lache aus Blut und Urin bebte, als die Seele, die nun in ihm wohnte, sich tapfer bemühte, wenigstens die schlimmsten Verletzungen zu reparieren. Tief in seinem Innern hörte er Edmund Rigby leise wimmern.
    Quinn lächelte seine gebannt dastehenden Gefolgsleute glückselig an. »Ich bin zurückgekehrt«, sagte er leise und hob beschwörend die Hände. »Aus der Nacht, die keine war, gestärkt von der Dunkelheit, wie es nur ein wahrer Gläubiger sein kann. Ich sah die Schwachheit in meinem Possessor, seine Furcht vor der Schlange in seiner Brust. Jetzt ist er in mir, weint und fleht, während er seiner wahren Natur die Form verweigert. Wie es sein sollte. Wie Gottes Bruder mir gezeigt hat. Daß die Nacht keine Furcht für die beherbergt, die ihr wahres Selbst lieben, wie Er es uns befiehlt. Aber nur so wenige folgen Ihm. Und ihr?«
    Sie versuchten es. Iqabl Geertz, Don Padwick und Chen Tambiah vereinigten ihre

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