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Fehlfunktion

Fehlfunktion

Titel: Fehlfunktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Strömung des Juliffe. Das Boot gewann nach und nach an Geschwindigkeit und trieb weiter vom südlichen Ufer mit seiner dichten Kette von Siedlungen und Dörfern weg.
    Nachdem Chas sicher war, daß es nicht mehr kentern würde, entspannte er sich ein wenig und ließ sich wieder zu Boden gleiten. Er atmete schwer, so hatte ihn die Anstrengung des einfachen Aufrichtens erschöpft. Ein Stück voraus verwandelte sich die massive Decke der roten Wolke in einen hellen orangeroten Zyklon mit einer gewaltigen Auswölbung im Zentrum, deren Apex nicht zu erkennen war. Chas konnte sehen, wie die schweren roten Schichtwolken aus ihrer Gleichförmigkeit gerissen wurden und über den Rand des Zyklons hinweg in einer langsamen, gleichförmigen Prozession spiralförmig nach oben wanderten. Das Auge des Zyklons maß an der Unterseite bestimmt zwanzig Kilometer: ein umgekehrter Mahlstrom, der sich auf die andere Seite des Himmels ergoß.
    Plötzlich wurde ihm bewußt, daß der intensive orangerote Farbton von einem strahlenden Licht stammte, das von der verborgenen Spitze ausging. Und genau darunter leuchtete die Stadt Durringham in himmlischer Pracht.
     
    Gaura schwebte durch die Luftschleuse der Lady Macbeth auf die Brücke. Er achtete darauf, keine plötzlichen Bewegungen mit dem Kopf oder den Armen zu machen – sein gesamter Körper wurde von Schmerzen gepeinigt. Er hatte Glück gehabt, daß er sich während der letzten wahnwitzigen Verzögerungsphase nichts gebrochen hatte. Selbst als er die Raumschiffe bei ihrem Angriff auf die unbewaffnete Station beobachtet hatte, war er sich nicht so hilflos vorgekommen. Er hatte flach auf dem Deck der Messe gelegen und gespürt, wie sich seine Rippen nach innen gewölbt hatten, während Schwärze sein Gesichtsfeld einengte. Dreimal hatte er das Geräusch splitternder Knochen gehört, begleitet von mentalen Schreien – es war ganz unmöglich, einen physischen Laut auszustoßen. Gemeinsam hatten die Edeniten es durchgestanden, ihre Bewußtseine vereint, den Schmerz verteilt und besänftigt.
    Als es endlich vorüber gewesen war, hatte Gaura nicht als einziger die Tränen aus dem Gesicht gewischt. Aethra war die ganze Zeit über bei ihnen gewesen, hatte ihren atemberaubenden Sturz in das Ringsystem verfolgt und ihnen die Bilder seiner externen Wahrnehmungsorgane gezeigt. Gaura war überzeugt gewesen, daß das Ende nahte, unausweichlich und zum zweiten Mal im Verlauf der letzten Stunde. Doch die Abgasströme des Adamistenschiffs hatten alles in seinem Weg verdampft, während es in den Ring eingetaucht war, und jede Gefahr einer Kollision buchstäblich eliminiert. Der Kommandant hatte die Geschwindigkeiten mit einer schier unglaublichen Perfektion angepaßt (zum zweiten Mal innerhalb einer Stunde!) und das Schiff tief im Zentrum des Rings relativ zu den Felsbrocken und dem Eis zum Stillstand gebracht. Jetzt trieben sie in einem wunderbar ausbalancierten Orbit im Ring dahin. Der Schwarm verfolgender Kombatwespen mitsamt ihrer Submunition war Sekunden hinter ihnen auf den Ring geprallt, und kinetische Explosionen hatten einen feurigen Vorhang über das Geschehen gelegt. Kein einziges gegnerisches Geschoß war tiefer als hundert Meter unter die Oberfläche vorgedrungen.
    Es war ein meisterhaftes Stück Navigation gewesen. Gaura war sehr neugierig, die Person kennenzulernen, die so phantastische Kontrolle über ein adamistisches Schiff besaß. Sie war durchaus vergleichbar mit der Einheit zwischen einem Voidhawk und seinem Kommandanten.
    Drei Menschen hatten sich auf den StikPads rings um eine der Konsolen verankert, zwei Männer und eine Frau.
    Sie unterhielten sich gedämpft. Gauras Selbstbewußtsein erhielt einen weiteren Dämpfer, als er erkannte, daß ausgerechnet der jüngste der drei, ein Mann mit einem glatten, beinahe jugendlichen Gesicht, den Stern des Kommandanten auf der Schulter trug. Er hatte jemanden erwartet, der … anders war.
    – Keine Vorurteile, ermahnte ihn Tiya streng. Die meisten Edeniten benutzten Gauras Sinne, um die Szene zu beobachten. – Voidhawk-Kommandanten sind auch erst achtzehn, wenn sie ihr Schiff übernehmen.
    – Ich hab’ doch gar nichts gesagt! beschwerte sich Gaura sanft. Er trieb an dem Kreis aus Beschleunigungsliegen vorbei und hakte die Füße ebenfalls in ein StikPad auf dem Decksboden ein. »Kommandant Calvert?«
    Der junge Mann zuckte die Schultern. »Nennen Sie mich ruhig Joshua.«
    Gaura spürte, wie seine angestauten Emotionen kurz davor standen

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