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Fehlfunktion

Fehlfunktion

Titel: Fehlfunktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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hinterhältige Versprechungen von Liebe, von sklavischer Hingabe, von Unterwerfung. Alles, wirklich alles, nur um zurückgebracht zu werden.
    Edmund Rigby erschauerte innerlich vor Abscheu. Bitte, lieber Gott, wenn wir Norfolk erst aus diesem Universum weggeführt haben, dann laß es auch vor dem Jenseits versteckt sein. Laß mich in Frieden leben, und mach all dem hier ein Ende.
    Drei seiner Lieutenants – ausgewählt aus den stabileren der neu Besessenen – zerrten einen Gefangenen durch einen der Korridore in Richtung seines Zimmers. Er straffte die Schultern, ließ die Macht in sich anwachsen, verlieh seinem Körper neue Größe und eine erhabene Haltung – und die Uniform Napoleon Bonapartes –, bevor er sich der Tür zuwandte.
    Sie platzten grölend und lachend herein, junge Burschen aus den schlimmsten Hinterhöfen, die glaubten, Lärm und Gewalt sei ein Ersatz für Autorität. Er grinste sie trotzdem freundlich grüßend an.
    Grant Kavanagh wurde zu Boden geschleudert. Er blutete aus Schnitten im Gesicht und an den Händen, starrte vor Dreck, und seine schicke Miliz-Uniform war zerrissen. Trotzdem wollte er sich nicht unterwerfen. Edmund Rigby respektierte seine Haltung – obwohl sie auch Traurigkeit in ihm weckte. Dieser Mann dort, mit all seiner Hingabe an Gott und seiner Überzeugung, würde nur schwer zu brechen sein. Der Gedanke bereitete ihm fast physischen Schmerz. Warum nur, warum nur konnten sie nicht einfach aufgeben?
    »Ein Geschenk für dich, Edmund«, sagte Iqabl Geertz. Er hatte seine bevorzugte Ghoul-Gestalt angenommen, eine Haut, die fast grau war, eingesunkene Wangen, Augäpfel, die durch und durch purpurn leuchteten, eine hagere Gestalt, die ganz in Schwarz gehüllt war. »Einer von den Noblen. Hat sich gewehrt wie sonstwas. Ich dachte, vielleicht könnte er wichtig sein.«
    Don Padwick in Gestalt eines Löwenmenschen grollte vielsagend. Grant Kavanagh zuckte zusammen, als das mächtige gelbe Raubtier sich auf alle viere sinken ließ und mit zuckendem Schwanz zu ihm trottete.
    »Wir haben seine Truppen gefangen«, informierte Chen Tambiah leise seinen Anführer. »Es war die letzte Miliz, die noch frei herumgelaufen ist. Sie haben sich mit Zähnen und Klauen gewehrt und ans schwere Verluste zugefügt. Acht von uns sind ins Jenseits zurückgekehrt.« Der elegante Orientale in altertümlichen schwarzen und orangefarbenen Seidengewändern deutete widerwillig mit dem Kopf in Grants Richtung. »Dieser Bursche ist ein verdammt guter Führer.«
    »Tatsächlich?« fragte Edmund Rigby.
    Iqabl Geertz leckte sich mit einer langen gelben Zunge über die Lippen. »Am Ende macht es doch keinen Unterschied«, sagte er. »Er gehört jetzt uns. Wir können mit ihm machen, was wir wollen. Und wir wissen, was wir wollen.«
    Grant Kavanagh hob den Blick und starrte ihn an. Eins seiner Augen war zugeschwollen. »Wenn das hier erst vorbei ist, du elender Haufen Scheiße, und wenn der Rest von deinen Freunden erst erschossen wurde, dann werde ich mir die Freude machen, dir jedes einzelne deiner aufsässigen Chromosomen aus dem Leib zu reißen, und zwar mit meinen eigenen Händen.«
    »Na, wenn das kein Mann ist, dann habe ich noch nie einen gesehen«, sagte Iqabl Geertz in gespielt weibischem Tonfall.
    »Das reicht jetzt«, sagte Edmund Rigby. »Sie haben einen guten Kampf geliefert«, wandte er sich an Grant, »doch das ist vorbei.«
    »Das denkst du vielleicht, Bursche! Wenn ihr glaubt, ich lasse zu, daß dieses braune Gesindel den Planeten übernimmt, den meine Vorfahren im Schweiße ihres Angesichts aufgebaut haben, dann seid ihr auf dem Holzweg!«
    »Dann sind wir also auf dem Holzweg«, sagte Edmund. »Wie Sie meinen.«
    Grant Kavanagh wollte etwas erwidern, doch dann grunzte er erschrocken, als Don Padwick eine Pfote auf seine Brust setzte und die Krallen spreizte.
    Edmund Rigby legte die Hand auf Grants Kopf. Er spürte die unverwüstliche Zuversicht und die Wut des Mannes, und sie machte ihm angst. Soviel Angst, daß seine kostbare funkelnde Uniform wieder verschwand und seine gewöhnliche Bordkleidung durchschimmerte. Die Seelen im Jenseits schrien auf, als er seine Macht bündelte und sie um sich herum konzentrierte.
    »Kämpf nicht gegen mich«, sagte er mehr aus Hoffnung als erwartungsvoll.
    »Verpiß dich!« schnarrte Grant.
    Edmund Rigby hörte, wie der widerliche, begeisterte Chor der Seelen einsetzte. Müdigkeit umfing ihn; er hatte das, was nun kommen würde, seit seiner Rückkehr schon zu

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