Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fehlfunktion

Fehlfunktion

Titel: Fehlfunktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
Vom Netzwerk:
den Schatten ein Spiel zu machen, damit sie weniger unheimlich wirkten, doch ihre Augen sahen überall nur Monster und Hexen.
    Sie wandte sich vom Fenster ab und blickte in den Raum. Überall nur furchterfüllte Gesichter. »Danny, der Kühlschrank müßte inzwischen mehr Eis produziert haben. Sei so lieb und mach uns allen Orangenlimonade, ja?«
    Er nickte, glücklich, daß sie ihm eine Aufgabe zugewiesen hatte. Normalerweise stöhnte er immer, wenn man etwas von ihm wollte.
    »Jay!« kreischte die kleine Eustice. »Jay, dort draußen ist etwas!« Sie wich mit vor das Gesicht geschlagenen Händen von ihrem Fenster zurück.
    Hinter Jay setzte Schreien und Heulen ein. Möbel wurden umgestoßen und verschoben, als die Kinder instinktiv an die rückwärtige Wand zurückwichen.
    »Was denn?« fragte Jay tapfer.
    Eustice schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht«, sagte sie elend. »Irgendwas!«
    Jay hörte die Kühe klagend muhen, hin und wieder das Meckern einer Ziege. Vielleicht ist es nur ein Sayce, dachte sie. Gestern waren mehrere der Räuber vorbeigezogen, aus dem Dschungel vertrieben von der roten Wolke. Jay warf einen nervösen Blick auf die offene Tür; sie würde sie schließen müssen. Mit aufgerichteten Nackenhaaren schlich sie an das Fenster zurück und spähte vorsichtig nach draußen.
    Am Horizont tobten Blitze. Das dunkle Gras der Savanne stand still und starr wie versteinert, deswegen bemerkte Jay die Bewegung sogleich. Zwei dunkle Flecken bewegten sich über den Spitzen des Grases. Sie wurden ständig größer. Jay vernahm ein brummendes Geräusch. Mechanisch.
    Es war so lange her, daß sie irgendeine Form von Motorengeräusch gehört hatte, daß sie einen Augenblick benötigte, um es einzuordnen, und noch länger, bis sie es glauben konnte. Kein Mensch auf diesem Planeten besaß Bodentransporter.
    »Vater!« schrie sie mit sich überschlagender Stimme. »Vater! Er ist zurück!« Und dann war sie schon aus der offenen Tür hinaus und rannte den beiden Hovercrafts entgegen, ohne auf das harte Gras zu achten, das ihre nackten Beine zerkratzte und zerschnitt.
    Horst sah sie kommen und sprang aus dem Hovercraft, als Ariadne fünfzehn Meter vor dem Gehöft anhielt. Er hatte sich während der ganzen Zeit immer wieder sagen müssen, daß seinen Kindern nichts passiert war, nichts hatte passieren können, und daß sie wohlauf und munter waren. Er hatte gebetet und gebetet, daß es so war, doch als er jetzt Jay lebendig und unverletzt erblickte, war es zuviel für ihn. Sämtliche bis dahin unterdrückten Schuldgefühle und sämtliche heimlichen Befürchtungen bahnten sich einen Weg empor und überwältigten ihn. Er fiel auf die Knie und breitete die Arme aus.
    Jay warf sich ihm entgegen wie eine Rugbyspielerin. »Ich dachte, Sie wären tot!« stotterte sie. »Ich dachte, Sie hätten uns verlassen, Vater!«
    »O Jay, mein Liebes, nein. Du weißt, daß ich euch niemals verlassen würde.« Er hielt ihren Kopf in den Händen und wiegte sie sanft. Dann kamen die anderen Kindern unter lautem Weinen und Schreien aus dem Haus und über die morschen Stufen der Veranda gerannt. Er lächelte ihnen entgegen und breitete einmal mehr die Arme aus.
    »Wir hatten solche Angst!« beschwerte sich Eustice.
    »Der Himmel ist ganz merkwürdig geworden, Vater!«
    »Es ist so schrecklich heiß!«
    »Niemand hat die Eier eingesammelt!«
    »Niemand hat die Kühe gemolken.«
    Bo kniff die Augen zusammen, als die Söldner aus den Hovercrafts stiegen. »Sind das die Soldaten, die Sie uns versprochen haben?« fragte sie zweifelnd.
    »Nicht ganz«, antwortete Horst. »Aber sie sind mindestens genauso gut.«
    Danny glotzte den riesigen Sewell an. Der kampfangepaßte Söldner hatte zwei Gaußgewehre in den Unterarmsockeln. »Was ist das für einer?« fragte der Knabe.
    Vater Horst lächelte. »Eine besondere Sorte von Soldat. Sehr stark und sehr klug. Jetzt wird alles wieder gut. Er wird auf euch aufpassen.«
    Kelly hatte ihre Retinas die ganze Zeit über in einer Weitwinkeleinstellung belassen, um nichts von der Wiedersehensszene zu versäumen. In ihrer Kehle bildete sich ein großer trockener Klumpen.
    »Heiliger Himmel, sieh sich das ein Mensch an«, murmelte Shaun Wallace mit leiser, deprimierter Stimme. »Was ist das für ein Gott, der uns so etwas antut? Nicht der, der mir gelehrt wurde, das ist jedenfalls sicher. Seht sie euch nur alle an! Kleine Kinder! Kleine Kinder, die sich ihre Augen blutig weinen! Und warum das alles?«
    Kelly

Weitere Kostenlose Bücher