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Fehlfunktion

Fehlfunktion

Titel: Fehlfunktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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zweihundert Kilometer hinter dem flüchtenden Raumschiff dahinzog.
    Der kleine Mond Murora VII lag tausend Kilometer vor der Lady, eine kraterübersäte Kugel aus grau-braunem Gestein mit einem Durchmesser von nicht ganz hundertzwanzig Kilometern. Zusammen mit den drei anderen Schäfermonden brachte Murora VII eine gewisse Ordnung in den Ring, indem sie eine relativ scharfe Grenze nach außen hin bewirkten. Staub, Eis und kleinere Gesteinsbrocken erstreckten sich über die ekliptische Ebene des Gasriesen nach bis weit über den Orbit des heranwachsenden Habitats nach draußen, obwohl ihre Dichte so stark abnahm, daß in einer Million Kilometern kein Unterschied mehr zum gewöhnlichen interplanetaren Raum bestand. Doch oberhalb von hundertachtzigtausend Kilometern, der orbitalen Bahn der vier Schäfermonde, waren keine größeren Ringpartikel mehr anzutreffen.
    Die Abgasflamme der Lady Macbeth bog sich um ein Grad, dann verlief sie wieder gerade. Eine winzige Kurskorrektur. Dreitausend Kilometer hinter ihr beschleunigten fünf Kombatwespen in einer exakten Diamantformation mit zwanzig g. Die Maranta hatte viel kostbare Zeit benötigt, um auf den Ausbruch zu reagieren; die Besatzung aus Possessoren hatte sieben Sekunden verschwendet, bevor ihre Kombatwespen gestartet waren – doch das konnten sie schließlich nicht wissen. Jetzt war es zu spät. Die Drohnen würden die Lady Macbeth nicht in tausend Jahren einholen.
    Für Aethra war das Gefühl emotionaler Anspannung völlig neu. Das Habitat hatte stets nur die Gefühle des Überwachungspersonals reflektiert. Jetzt, während es beobachtete, wie Joshuas Raumschiff um den Mond herumschwang, wußte – verstand – es zum ersten Mal, was Beklommenheit tatsächlich bedeutete. Es wünschte sich mit seinem ganzen Selbst, daß Joshua Erfolg haben würde. Die Stationsbesatzung lag auf den Beschleunigungsliegen und litt unter dem gnadenlosen Anpreßdruck. Aethra konnte die Kabinendecke durch ein Dutzend vor Schmerz tränender Augenpaare sehen und spüren, wie die Polsterung unter den überanstrengten Rückenmuskeln nachgab.
    Noch drei Sekunden bis zum Lagrange-Punkt. Die Fusionsantriebe der Lady Macbeth fuhren auf vier g zurück, als sie in acht Kilometern Distanz über Murora VII hinwegschoß und im schwachen Gravitationsfeld des Mondes eine leichte Parabel beschrieb. Zwei Ionentriebwerke feuerten. Die verfolgenden Kombatwespen ließen den Rand des Ringes hinter sich.
    Aethra bereitete dreiunddreißig Speicherzellen in seinem neuralen Stratum vor. Das Habitat war bereit, die Erinnerungen der Edeniten an Bord zu empfangen. Obwohl alles unglaublich schnell gehen würde …
    Ein Ereignishorizont hüllte die Lady Macbeth ein.
    Der Schweif ihrer Fusionstriebwerke leuchtete noch kurz nach wie ein verblassender Geist, bevor er verschwand. Dann gab es keinen physikalischen Beweis mehr, daß sie je existiert hätte.
    Fünf Kombatwespen jagten auf den Lagrange-Punkt zu. Ihre Kursvektoren schnitten sich, und die Antriebsflammen bildeten einen blendend hellen fünfzackigen Stern. Die Drohnen rasten auf voneinander wegführenden Vektoren weiter, bis ihre elektronischen Gehirne durchbrannten, weil sich die Zielerfassungsprogramme in einer Endlosschleife aufgehängt hatten.
    »Ich hab’ dir doch gesagt, daß Joshua dieses Manöver zustande bringt«, sagte Warlow.
    Aethra spürte die Selbstgefälligkeit in den Gedanken der subsidiären Mentalität. Das Habitat war nicht an derartige Empfindungen gewöhnt – andererseits waren die letzten vierundzwanzig Stunden voll gewesen mit unbekannten Dingen. »Ja, das hast du.«
    »Du solltest mehr Glauben haben.«
    »Und du bist derjenige, der mich lehrt?«
    »Über den Glauben? Ja, das wäre einen Versuch wert. Ich schätze, wir beide haben jetzt genügend Zeit.«
     
    Die beiden Hovercrafts kämpften sich ihren Weg durch das hohe, schwere Gras der Savanne. Sie waren nicht für dieses Terrain geschaffen worden. Das Gras war zu hoch, und es setzte den Schürzen der Hovercrafts zuviel Widerstand entgegen. Das alles kostete Energie, und die Tatsache, daß die Fahrzeuge mit Kindern überladen waren, half nicht gerade weiter.
    Kelly klinkte sich per Datavis in den Kontrollprozessor des Fahrzeugs ein, um sich einen Statusbericht geben zu lassen. Die Reserven waren herunter bis auf fünfunddreißig Prozent, nicht annähernd genug, um es bis zum Ende der roten Wolke zu schaffen. Die Monitorroutinen für die Propeller erzeugten gelbe blinkende

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