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Fehlfunktion

Fehlfunktion

Titel: Fehlfunktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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echte Felsen herum auf ein Sims aus nacktem Polyp, das vom Wasser freigespült worden war. Er hockte sich im Schatten der Felsen hin und beobachtete, wie sie am Ufer kniete.
    Das Mädchen war groß und viel dunkler als alle Menschen, die Dariat zuvor in Valisk gesehen hatte. Sie schien auf die Zwanzig zuzugehen (sie war siebzehn, wie er später erfuhr), mit Beinen, die nur aus Muskelbändern bestanden und langen, schwarzen, zu Zöpfen geflochtenen und mit roten und gelben Perlen verzierten Haaren. Ihr Gesicht war schmal und hübsch mit einer kleinen Nase. An den Armen trug sie Dutzende schmaler bronzefarbener und silberner Reifen.
    Sie trug nichts außer einem blauen Rock aus dünner Baumwolle. Ein braunes Top lag neben ihr auf dem Polypsims. Dariat erhaschte ein paar flüchtige Blicke auf hohe, spitze Brüste, während sie Wasser über ihre Arme und die Brust schöpfte. Das war viel besser als Porno-Sens-O-Vis einzuwerfen und dabei zu onanieren. Zum ersten Mal seit langer Zeit verspürte er eine wunderbare innere Ruhe.
    Ich muß sie haben, dachte er. Ich muß sie unbedingt haben! Die Gewißheit war so stark, daß sie in seinen Gedanken zu brennen schien.
    Sie stand auf und zog ihr braunes Top wieder an. Es war eine ärmellose Weste aus hauchdünnem Leder, die auf der Vorderseite zusammengeschnürt wurde. »Du kannst jetzt rauskommen«, sagte sie mit klarer Stimme.
    Einen winzigen Augenblick lang fühlte er sich unglaublich unterlegen. Dann jedoch ging er mit einer Lässigkeit auf sie zu, die nicht vermuten ließ, daß sie ihn gerade beim Spannen erwischt hatte. »Ich wollte dich nicht erschrecken«, sagte er.
    Sie war zwanzig Zentimeter größer als er. Sie blickte auf ihn herab und grinste unverschämt. »Ach ja? Das wäre dir auch nicht gelungen.«
    »Hast du mich gehört? Ich dachte, ich wäre ganz leise gewesen.«
    »Ich konnte dich spüren.«
    »Mich spüren?«
    »Ja. Dein Geist ist voller Qualen. Es schreit förmlich aus dir heraus.«
    »Und das kannst du hören?«
    »Lin Yi war eine meiner entfernten Vorfahren.«
    »Oh.«
    »Du weißt nicht, wer Lin Yi war?«
    »Nein, tut mir leid.«
    »Sie war eine berühmte Spiritistin. Sie hat das große Beben Nummer Zwo in Kalifornien vorausgesehen, damals auf der Erde im Jahre 2058, und sie hat ihre Anhänger nach Oregon in Sicherheit geführt. Das war damals eine sehr gefährliche Pilgerfahrt.«
    »Ich würde gerne mehr über diese Geschichte erfahren.«
    »Wenn du möchtest, erzähle ich sie dir. Aber ich glaube nicht, daß du mir zuhören wirst. Dein Geist ist gegenüber dem Reich von Chi-Ri verschlossen.«
    »Du scheinst die Menschen sehr schnell zu beurteilen. Ich habe keine Chancen bei dir, wie?«
    »Weißt du, was das Reich von Chi-Ri ist?«
    »Nein.«
    »Soll ich es dir erzählen?«
    »Wenn du magst.«
    »Dann komm mit.«
    Sie führte ihn den Fluß hinauf, und die Reifen an ihren Armen klingelten musikalisch bei jeder Bewegung. Sie folgten der engen Kurve des Tals, und nach dreihundert Metern verbreiterte sich der Boden. Auf einer Seite des Flusses hatten Starbridge-Leute ihr Lager aufgeschlagen.
    Die Starbridge-Leute waren die Überreste der Kulte und Stämme und Spiritualisten, die während der Gründerjahre nach Valisk gekommen waren. Sie hatten sich im Verlauf der Jahrhunderte langsam miteinander vermischt und sich gegen die Feindseligkeit und Verachtung der restlichen Bewohner des Habitats verbündet. Heute bildeten sie eine große Gemeinde und hingen einer Mischreligion an, die für jeden Außenseiter unverständlich war. Sie lebten ein einfaches Leben, wanderten im Innern des Habitats umher wie Nomaden, hielten Viehherden, übten sich in handwerklichen Künsten, kultivierten Opiumfelder und warteten ansonsten auf ihr Nirwana.
    Dariat sah auf die Ansammlung heruntergekommener Tipis, die mageren Tiere, die das Gras abweideten, die Kinder, die barfuß und in Lumpen umherliefen. Er verspürte eine Geringschätzung, die so stark war, daß ihm fast übel wurde. Es war ein merkwürdiges Gefühl; er hatte keinen Grund, die Starbridge-Freaks zu hassen oder zu verabscheuen, denn er hatte noch niemals zuvor etwas mit ihnen zu tun gehabt. Noch während er diesen Gedanken dachte, nahm sein Ekel zu. Natürlich hatte er einen Grund. Das waren schleimige Parasiten, Abschaum auf zwei Beinen.
    Anastasia Rigel strich ihm besorgt über die Stirn. »Du leidest, und doch bist du stark«, sagte sie. »Du verbringst soviel Zeit im Reich von Anstid.«
    Sie führte ihn zu ihrem

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