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Fehlfunktion

Fehlfunktion

Titel: Fehlfunktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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den farblosen Stein auf; Liebe, was sonst. Die Liebesgöttin. »Wie durchdringe ich ihn?«
    Sie zuckte nur die Schultern.
    Er drückte einen der Steine nach dem anderen und legte sie in die Ziegenhauttasche zurück. Er kam sich zunehmend dumm dabei vor. Anastasia Rigel nahm die Tasche und schüttelte sie, dann kippte sie den Inhalt auf den Teppich zurück.
    »Und? Was sagen deine Kristalle?« fragte Dariat mehr als eine Spur zu begierig für jemanden, der angeblich skeptisch war.
    Sie starrte eine Weile auf die Steine, und ihre Augen wanderten besorgt von einer Rune zur anderen. »Größe«, sagte sie schließlich. »Du wirst Größe erlangen.«
    »Hah! Ja!«
    Sie hob die Hand, und er verstummte wieder. »Sie wird nicht von Dauer sein. Du strahlst sehr hell, Dariat, aber nur kurze Zeit. Und es ist eine dunkle Flamme, die dich entzündet.«
    »Und dann?« fragte er verstimmt.
    »Schmerz. Tod.«
    »Tod?«
    »Nicht dein eigener. Viele, viele Menschen, aber nicht du.«
    Anastasia Rigel gab ihm kein Zeichen, daß sie mit ihm schlafen wollte. Auch später nicht, bei seinen zahlreichen Besuchen im Verlauf des sich anschließenden Monats. Sie spazierten gemeinsam durch die Savanne und alberten herum, fast wie Bruder und Schwester. Sie erzählte ihm von der Philosophie hinter Starbridge und von den Eigenarten der sechs Reiche. Er lauschte ihren Worten, doch er verlor immer wieder die Geduld mit ihrer Weltanschauung, die so wenig interne Logik zu besitzen schien. Im Gegenzug erzählte er von seinem Vater, von seiner Ablehnung und dem Gefühl von Verlust – hauptsächlich in der Hoffnung, ihr Mitleid zu erwecken. Er nahm sie mit hinunter in einen der Sternenkratzer; sie gestand, daß sie noch nie in einem gewesen war. Es gefiel ihr nicht. Die Wände der Appartements engten sie zu sehr ein, obwohl sie vom Anblick des langsam rotierenden Sternenhimmels draußen vor dem Fenster fasziniert war.
    Das anfängliche Feuer der sexuellen Spannung brannte allmählich nieder, doch es erlosch nie ganz. Es wurde zu einer Art Spiel voller versteckter Andeutungen und Albernheit, und keiner von beiden wußte so recht, was er machen sollte, um zu gewinnen. Dariat genoß ihre Gesellschaft sehr. Endlich jemand, der ihn anständig behandelte, der sich Zeit nahm, um auf das zu hören, was er sagte. Weil sie es so wollte. Er verstand nie ganz, was sie aus diesem Arrangement gewann. Sie las seine Zukunft noch mehrere Male, doch die Ergebnisse waren nie mehr so unheilvoll wie beim ersten Mal.
    Dariat verbrachte mehr und mehr Zeit mit ihr und verlor fast den Kontakt mit dem Leben in den Sternenkratzern und auf den Industriestationen (mit Ausnahme seiner didaktischen Kurse, die er weiterhin regelmäßig besuchte). Der unheimliche Antrieb in seinem Kopf verlor etwas von seiner Macht, wenn er in ihrer Nähe war.
    Dariat lernte, wie man eine Ziege molk – nicht, daß er sich darum geschlagen hätte. Die Tiere rochen streng und waren unberechenbar. Sie kochte Fisch für ihn, den sie selbst in den Bächen und Flüssen gefangen hatte, und sie zeigte ihm, welche Pflanzen eßbare Wurzeln hatten. Er lernte viel über die Art und Weise, wie die Starbridge-Leute lebten. Sie verkauften ihre handwerklichen Erzeugnisse an Raumschiffsbesatzungen, hauptsächlich die Knüpfteppiche und Töpferwaren, und sie hielten sich von jeglicher Technologie fern. »Mit Ausnahme von nanonischen Medipacks«, erklärte sie mit einem schiefen Grinsen. »Es ist immer wieder erstaunlich, wie viele Frauen um die Zeit ihrer Niederkunft herum zu ausgesprochenen Technokraten werden.« Er besuchte einige ihrer Zeremonien, die wenig mehr schienen als große Open-Air-Partys, wo jeder starken Selbstgebrannten Schnaps trank und bis spät in die Nacht Gospellieder sang.
    Eines Abends, als sie nichts weiter als einen einfachen weißen Baumwollponcho trug, lud sie ihn in ihr Tipi ein. Er spürte, wie all die sexuelle Hitze zurückkehrte, als die Umrisse ihres Körpers im Licht der mageren Öllampe des Tipis durch den dünnen Stoff schimmerten. In der Mitte des Zeltes stand eine Art Tontopf mit einem gewundenen Schlauch an der Seite. Verhaltener Rauch stieg aus dem Topf und erfüllte die Luft mit einem eigenartigen, süßlichen Duft.
    Anastasia nahm einen Zug aus der Pfeife und erschauerte, als hätte sie einen dreifachen Whisky getrunken. »Probier mal«, sagte sie, und ihre Stimme klang dunkel und herausfordernd.
    »Was ist das?«
    »Ein weit offenes Tor in das Reich von Tarrug. Es wird dir

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