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Fehlfunktion

Fehlfunktion

Titel: Fehlfunktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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einen Sexualtrieb, ich weiß, wie das ist. Aber jetzt hattest du deinen Spaß, also zieh deine Sachen an und sag auf Wiedersehen. Wir werden dir jemanden suchen, der besser zu dir paßt.
    – Ich kann sie nicht verlassen. Nicht nach … nach heute nacht!
    – Jetzt sieh dich einmal an, Junge. Sieh dich genau an! Du bumst auf einem dreckigen Teppich in einem Tipi mit einer bekifften Geistesschwachen. Mein Freund, sie hat dein Gehirn ganz schön mit Scheiße angefüllt. Das soll der zukünftige Herrscher über Valisk sein? Ist das dein Ernst?
    – Nein, Sir.
    – Guter Junge.
    Dariat machte Anstalten, seine Kleidung an sich zu nehmen.
    »Was hast du vor?« fragte Anastasia.
    »Ich gehe nach Hause.«
    »Er hat es dir befohlen.«
    »Ich … was wartet schon hier auf mich?«
    Sie schenkte ihm einen verlorenen Blick über ihren weißen Poncho hinweg, den sie noch immer an sich gedrückt hielt. »Ich. Deine Freundin. Deine Geliebte.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Ich bin ein Mensch. Das ist mehr, als er ist.«
    – Nun komm schon. Verschwinde von hier.
    Dariat zog seine Schuhe an. Bei der Eingangsklappe drehte er sich noch einmal um.
    »Es ist Anstid«, sagte sie voller Trauer. »Anstid ist es, mit dem du die ganze Zeit gesprochen hast.«
    – Blablabla. Ignoriere ihr Gewäsch.
    Dariat ging langsam aus dem Dorf. Ein paar der Älteren musterten ihn mit seltsamen Blicken, als er an ihren Kochfeuern mit den dampfenden Töpfen vorbeikam. Sie konnten es nicht verstehen. Warum sollte irgend jemand auf der Welt Anastasias Bett meiden?
    – Das ist ihr Problem, Junge. Sie sind einfach zu rückständig. Die wirkliche Welt ist jenseits ihres Begriffsvermögens. Ich denke wirklich, daß ich sie eines Tages hinauswerfen sollte.
     
    Nachdem Dariat wußte, wer er war und wofür er bestimmt war, bekamen die didaktischen Kurse eine ganz neue Bedeutung für ihn. Er hörte auf Rubras Rat, in welche Fachrichtungen er sein Wissen vertiefen sollte, welche Abschlüsse er anstreben sollte. Er wurde zu einem gehorsamen Untergebenen und ekelte sich ein wenig vor sich selbst. Aber was sonst auf der Welt gab es für ihn? Starbridge?
    Im Gegenzug für seinen Gehorsam leerte Rubra ihn, wie er das Affinitätsband zum Habitat benutzen konnte. Wie er auf die sensitiven Zellen des Polyps zugreifen konnte, um zu sehen, was ringsum vor sich ging, wie er Zugriff auf gewaltige Rechenkapazitäten erhielt und welche unglaubliche Mengen an Daten gespeichert waren.
    Als eines der ersten Dinge ging Rubra mit ihm eine Liste von Mädchen durch, die begierig darauf warteten, die immer noch in Dariat schwelende Sehnsucht nach Anastasia Rigel zu ersticken. Dariat fühlte sich wie ein voyeuristischer Geist, während er die möglichen Kandidatinnen mit Hilfe der sensitiven Polypzellen beobachtete. Er sah sie zu Hause, sah sie mit ihren Freunden und Freundinnen reden, beobachtete einige beim Sex mit ihren Liebhabern und zwei beim Sex mit anderen Frauen, was ihn sehr faszinierte. Rubra schien keine Einwände gegen seine ausgiebigen Observationen zu haben. Zumindest mußte Dariat auf diese Weise kein Geld für Pornos ausgeben.
    Eins der Mädchen gefiel ihm ausnehmend gut. Chilone war neun Monate älter als er und genauso dunkelhäutig wie Anastasia (was eigentlich seine Aufmerksamkeit überhaupt erst weckte), doch mit dunkelrotem Haar. Scheu und hübsch, und sie unterhielt sich mit ihren Freundinnen sehr häufig über Sex und Jungen.
    Trotzdem zögerte er, ihr gegenüberzutreten, obwohl er inzwischen ihre tägliche Routine kannte, ihre Interessen, worüber sie redete, in welchen Clubs sie Mitglied war. Er hätte leicht ein Dutzend zufälliger Begegnungen arrangieren können.
    – Mach weiter, riet Rubra ihm nach einer Woche vorsichtigen Beobachtens. – Fick ihr das Gehirn aus dem Schädel. Du glaubst doch wohl nicht ernsthaft, daß Anastasia noch immer wegen dir trauert, oder?
    – Was?
    – Versuch doch einfach, die sensitiven Zellen um ihr Tipi herum einzusetzen.
    Darauf war er noch gar nicht gekommen, die Wahrnehmungsfähigkeiten des Habitats dazu zu benutzen, Anastasia heimlich zu beobachten. Doch der Ton, in dem Rubra zu ihm gesprochen hatte, war andeutungsweise voller grausamer Schadenfreude gewesen.
    Tatsächlich, Anastasia hatte einen Liebhaber. Mersin Columba, ein Starbridge-Mann Mitte Vierzig, übergewichtig, mit beginnender Glatze und weißer, blasser Haut. Sie sahen schrecklich aus nebeneinander. Und Anastasia schien sich insgeheim zu winden, wenn sie unter

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