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Fehltritt Im Siebengebirge

Titel: Fehltritt Im Siebengebirge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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war es ein Verhältnis mit Sex und so? Wir sind nicht prüde – und Sie wohl auch nicht.« Er wollte eine schärfere Gangart einschlagen. Sein Kommissar konnte dann sanfter moderieren. Durch diese Mischung aus Härte und Entgegenkommen wurden Gedanken und Gefühle schneller ausfiltriert, als bei einer Anhörung nach Schema F.
    »Sie bringen mich in eine unangenehme Lage«, sagte Marianne Richter bedrückt. »So hatte ich mir das Gespräch nicht vorgestellt.«
    Kommissar Freiberg versuchte, sie zu beruhigen, »Bedenken Sie, daß wir Ihre Hilfe erbitten. Sie müssen selbst entscheiden, was Sie sich und dem toten Klatte schuldig sind. Wir vertrauen Ihrer Urteilskraft. Hier wird nichts notiert oder heimlich auf Tonband aufgenommen. Wenn es an der Zeit sein sollte, machen wir ein Protokoll. Dann werden Sie Ihre Aussage so modifizieren, wie Sie es für richtig halten. – Also, wie war Ihr persönliches Verhältnis zu Klatte?«
    Traurig und skeptisch zugleich wanderten ihre Augen durch den Raum, dann zu Lupus und fanden schließlich Halt in Freibergs Blick.
    »Ja, in Aachen hatten wir ein Verhältnis – wie Sie es nennen. Wir waren einige Male in Brüssel und Lüttich auf Sight-Seeing-Tour und zum Tanzen. Wir freuten uns des Lebens. Aber es zog sich nicht richtig fest. Klatte hing Tag und Nacht in so einem Schmuggelfall. Ich hatte das Gefühl, der Geruch von Dieselöl regte ihn mehr auf als mein Parfüm.«
    »Haben Sie sich getrennt?«
    »Eigentlich nicht. Das Angebot von Erlenborn kam zur richtigen Zeit. Ich bin nach Bonn, und wir gingen auseinander. Das war alles kein Drama und schien erledigt zu sein.«
    »Bis Klatte dann in Bonn auftauchte?« wollte Lupus wissen.
    »Nein, auch dann kein Drama. – Vielleicht war dafür die Zeit zu kurz.«
    »Wie oft waren Sie hier wieder zusammen?« fragte Freiberg direkt.
    »Viermal.«
    »Intim?«
    »Ja.«
    »Wo?«
    »In meinem Apartment in der Hausdorfstraße.«
    »Wem war das bekannt?«
    »Niemandem, glaube ich.«
    »Gehen wir einen Schritt weiter. Wußte Guido Siemann von dem Verhältnis zwischen Klatte und Barbara – wenn es eines war? Und hatte er etwas dagegen? Glaubte er vielleicht, die Tugend seiner Schwester schützen zu müssen?«
    »Glaube, Hoffnung, Liebe – diese und andere christlichen Tugenden erleben eine Renaissance in unserer Zeit und sind bei vielen wieder gefragt«, setzte Lupus hinzu.
    »Ach, Sie Philosoph«, Marianne Richter zeigte erstmals den Anflug eines Lächelns. »Guido ist ein Klotz von einem Mann, der die Qualitäten einer Frau nach Kriterien beurteilt, die im wahrsten Sinne des Wortes unterhalb dieser Ebene zu suchen sind. Barbaras Liebesleben ist bestimmt nicht sein Problem.«
    »So gut kennen Sie ihn?« fragte Lupus wieder.
    Marianne Richter schüttelte den Kopf. »Sie setzen mich hier unter Druck, als ob ich etwas verbrochen hätte.«
    »Aber nein, wirklich nicht«, versuchte Freiberg die Spannung abzufangen. »Wir möchten, ich sage es noch einmal, daß Sie uns helfen, die Persönlichkeit von Werner Klatte zu erfassen, seinen Umgang zu erkennen, kurzum, ein Bild von ihm zu gewinnen. Für uns ist jedes Bild zunächst ein Puzzle. Wir fangen fast immer bei Null an, wenn eine Sache zu klären ist. Jeder Tote hat einen Anspruch an diese Welt, seiner Persönlichkeit gerecht zu werden. So jedenfalls sehe ich auch die Aufgaben der Polizei. Sie sollten uns helfen, diesen Anspruch zu verwirklichen.«
    »Bei uns können Sie natürlich noch schweigen. Als Zeugin vor Gericht aber nur dann, wenn Sie sich selbst der Gefahr einer Strafverfolgung aussetzen. Dort werden Sie in aller Öffentlichkeit Rede und Antwort stehen müssen«, stellte Lupus kühl fest.
    »Sie wollen mich vor Gericht bringen?« Marianne Richter riß die Augen weit auf. »Warum denn?«
    »Aber nein«, beruhigte Freiberg. »Mein Kollege wollte nur darauf hinweisen, daß Sie bei uns frei und offen reden können. Wir versuchen, einen mysteriösen Unfall aufzuklären. Sie haben mein Wort: Was jetzt besprochen wird, bleibt unter uns. Also zurück zu Guido Siemann. Wie…«
    Sie unterbrach: »Nun gut, wir sind befreundet.«
    »Richtig?«
    »Ja, wenn Sie es so genau wissen wollen. Wir bumsen auch miteinander. So, jetzt ist das wohl klargestellt.« Trotz schwang in dieser Antwort mit.
    »Okay – kein Pathos – danke! Das klärt die Verhältnisse«, sagte Freiberg. »Nun können wir offen miteinander reden. Wann war Klatte das letztemal bei Ihnen?«
    »In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch. Er ist

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