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Fehltritt Im Siebengebirge

Titel: Fehltritt Im Siebengebirge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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von der Hausdorfstraße schon ziemlich früh nach Köln gefahren, irgendwelches Material beim Zollkriminalinstitut überprüfen.«
    »Was das war, wissen Sie wohl nicht?«
    »Nein, keine Ahnung.«
    »Was war am Mittwoch und Donnerstag?«
    »Für mich Arbeit bei Erlenborn – knüppeldick.«
    »Und Guido Siemann?«
    »Der war seit Montag in Antwerpen. Die Strecke wird jede Woche befahren.«
    »Wann haben Sie sich mit ihm getroffen?«
    »Gestern abend.«
    »Bis wann?« fragte Lupus.
    Sie zögerte nicht: »Bis heute morgen. Er hat eine Sonderfahrt über das Wochenende nach Antwerpen. Zum Firmenjubiläum von Erlenborn muß er in der nächsten Woche zurück sein.«
    Freiberg spürte, wie sich die Bilder verdichteten und fragte weiter: »Was gibt es da für Zusammenhänge zwischen Siemann und Erlenborn? Nur geschäftliche oder auch private?«
    Marianne Richter bewies ihr Talent, einen Sachverhalt kurz und knapp darzulegen: »Erlenborns verstorbene Frau Sonja war eine geborene Samson. Ihre ältere Schwester Wally ist die Frau von Siemann – Spedimpex, Beuel. Das Elternhaus war die Feindestille Samson, heute die Firma Erlenborn-Spirituosen in Kessenich. Sonja Erlenborn war einige Jahre jünger als ihre Schwester Wally Siemann. – Erlenborns haben keine Kinder. Die Siemanns gleich zwei: Barbara und Guido. Barbara ist Alleinerbin ihrer Tante Sonja.«
    »Wann ist Sonja Erlenborn gestorben?«
    »Vor acht oder neun Monaten.«
    »Und wie alt ist der Witwer Erlenborn?« schaltete sich Lupus ein.
    »Der Junior – wie er im Betrieb immer noch genannt wird – ist fünfunddreißig Jahre alt.«
    »Sst, sst«, äußerte sich Lupus. »Dynamischer Jungunternehmer.«
    Freiberg wollte in eine andere Richtung. »Wann, sagten Sie, ist Guido Siemann zurückgekommen?«
    »In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag. Donnerstag war Ladetag. Anschließend sind die Leute hundemüde – Guido auch.«
    »Und gestern abend war er wieder putzmunter!«
    »Sie sagen es, Herr Müller.«
    Freiberg fragte noch einmal: »Gar keine Probleme wegen Klatte?«
    »Ich habe mich gehütet, für Probleme zu sorgen. Auch das sagte ich schon: Guido ist ein Klotz von einem Mann.«
    »Er müßte sich aber doch fragen, wie gut Sie Klatte in Aachen gekannt haben.«
    Marianne Richter wollte bei der Wahrheit bleiben, nachdem sie sich entschlossen hatte, die Karten offen auf den Tisch zu legen. »Hm, irgendwer muß ihm Andeutungen gemacht haben. Einer von den Fahrern oder Lagerarbeitern. Guido war sauer.«
    »Aber Sie haben ihn in der Nacht gewiß vom Gegenteil überzeugen können«, folgerte Lupus sanft.
    »Nicht so ganz – sein Abschied war abrupter als sonst.«
    »Wie sollen wir das verstehen?« wollte Freiberg genauer wissen. »Hat es Streit gegeben?«
    »Streit – na ja. Ich hatte kaum Zeit etwas zu sagen, wollte es auch nicht.« Marianne Richter warf das kurzgeschnittene Haar mit einer schnellen Kopfbewegung zurück. »Guido hat kein Recht, mich im Pferch zu halten. Niemand hat das Recht dazu!«
    »Sie lieben Ihre Unabhängigkeit?«
    »Ja, dafür habe ich lange genug gekämpft. Mit zwanzig muß man seine persönliche Freiheit gefunden haben – oder reich verheiratet sein.«
    »Wann ist Siemann heute nach Antwerpen gefahren, wissen Sie die Zeit?«
    »Zwischen sechs und sieben – das ist so üblich.«
    »Und bis dahin war er bei Ihnen?«
    »Ja, das sagte ich doch schon.«
    »Die ganze Nacht?« bohrte Lupus weiter.
    »Himmel ja! Vom frühen Abend bis zum frühen Morgen!« Marianne Richter sah Freiberg und Lupus abwechselnd an. »Ich gehe mit meinen Erlebnissen nicht hausieren, aber Sie haben ja alles wissen wollen. Für Guido ist das ein Alibi, nicht wahr? Sie haben es aus mir herausgequetscht und müssen jetzt sehen, wie Sie damit zurechtkommen.«
    »Wenn Klattes Absturz ein Unfall war, braucht niemand ein Alibi«, meinte Freiberg leichthin. »Sie haben uns jedenfalls sehr geholfen, Werner Klattes Lebensumstände während seines kurzen Aufenthaltes in Bonn zu erhellen. Sein Bild gewinnt Konturen. Herzlichen Dank für Ihren Besuch. Vielleicht müssen wir uns später noch einmal unterhalten. Wir melden uns dann. Sollte Ihnen noch etwas einfallen, was zur Aufklärung beitragen kann, rufen Sie bitte an.«
    Damit übergab Freiberg ihr seine Karte.
    Lupus freute sich, einer Kavalierspflicht nachkommen zu können und begleitete Marianne Richter zum Ausgang zurück. Mit einem Knopfdruck holte er den Aufzug herbei. Als sich die Tür öffnete, traten Ahrens und Fräulein

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