Fehltritt Im Siebengebirge
Gelegenheit, etwas mehr von einander zu erfahren.«
Freiberg merkte, daß Lupus nachhaken wollte und gab dem Gespräch eine andere Wendung. »Was war mit der Bedrohung von Werner Klatte? Wissen Sie darüber Genaueres?«
»Nein, aber da müssen wohl Hinweise vom BND gekommen sein.«
»Seltsam. Das paßt nicht so recht zum Absturz im Steinbruch. Was wissen Sie sonst von Herrn Klatte? Wir müssen ein Bild von ihm gewinnen.«
»Er ist sportlich und ein guter Tänzer«, antwortete sie spontan. »Der Rheinhöhenweg ist sein Trimmkurs. Meist joggt er morgens vor dem Dienst, immer zur gleichen Zeit, so gegen sieben – auch an den freien Tagen. Wann ist denn der Absturz am Blauen See passiert?«
»Der Absturz kann gestern, also am Freitag, oder auch heute morgen erfolgt sein. Durch die Auskühlung im Wasser ist der Zeitpunkt nicht leicht zu bestimmen. Geborgen wurde die Leiche um die Mittagszeit. Sie haben sich gewiß in den letzten Wochen in Bonn getroffen. Wo war das? Und wer war dabei? Uns interessiert jeder Hinweis auf den Umgang, den der Tote gehabt hat.«
»Sie suchen nach Angehörigen, denke ich. Es war doch ein Unfall?«
Kommissar Freiberg sah Marianne Richter eindringlich an. »Es kann ein Unfall gewesen sein. Genau das ist die zu klärende Frage.«
Sie nickte. »Ich will Ihnen gern helfen. Herr Klatte hatte vor ungefähr vier Wochen seinen Dienst angetreten. Einige Tage später war er im Betrieb Erlenborn, um sich als Steueraufsichtsbeamter mit dem Chef bekannt zu machen. Dann hat er die Steuerbücher sowie das Branntweinlager kontrolliert. Früher kam dafür jemand von der Oberfinanzdirektion. Doch das ist wohl umorganisiert worden, Rationalisierung und so.«
»Weitere Kontakte?«
»Wir haben uns drei- oder viermal getroffen. Das erstemal zufällig in der ›Old-Sound-Disco‹, wo ich mit Bekannten war.«
»Der Schuppen ist reichlich teuer.«
»Nun ja, ein Bekannter, Guido Siemann, wollte seinen Hundefinderlohn auf den Kopp hauen, wie er sagte, und hat zum Erschrecken seiner Schwester ein paar Hunderter springen lassen.«
»Was ist das für ein Spiel?« fragte Lupus dazwischen. »Dürfen Wolfe dabei auch mitmachen?«
Marianne Richter hob erstaunt den Blick. »Wieso Wölfe?«
Freiberg klärte sie auf: »Mein Kollege wird Lupus genannt, das heißt ja Wolf, und so beißt er manchmal auch. Aber Hundefinderlohn? Das müssen Sie uns erklären.«
»Guido Siemann ist Fernfahrer, ein richtiger Trucker, Sohn von Siemann und Co. Die fahren auch für Erlenborn. Daher kenne ich ihn.«
»Spedimpex in Beuel?«
»Richtig. Er hatte von Antwerpen einen Tramper mitgenommen, der ihm dann auf dem Parkplatz kurz hinter der Grenze bei Lichtenbusch die Brieftasche geklaut hat. Zufällig war eine Zollstreife in der Nähe, und ein Zollhund hat den Dieb gestellt. Guido war aufgekratzt: fünftausend Mark gerettet. Das war ihm eine Feier wert.«
»Mäuse scheint die fahrende Zunft ja zu haben«, kommentierte Lupus.
»Und wie paßt Klatte in dieses Bild?« wollte Freiberg wissen.
»Der schaute zufällig herein. Da ich ihn kannte, haben wir ihn an den Tisch gebeten. Guido Siemanns Schwester, die bei uns war, hat sich mit Klatte gleich gut verstanden. Guido und ich sind dann zum Driver-Rock in die Nordstadt. Klatte und Barbara blieben im ›Old-Sound‹ zurück. Die dürften wohl… na ja, ihre Sache.«
»Kannten die Männer sich schon?«
»Nein, bis dahin nicht.«
»Sind Sie mit Guido Siemann befreundet? Ich meine, auch noch, nachdem Werner Klatte von Aachen nach Bonn gekommen war?«
Marianne Richter spürte, wie die Fragen in ihren persönlichen Bereich einzudringen begannen und formulierte ihre Antworten vorsichtiger. »Ich sagte doch, Guido Siemann und ich, wir kennen uns.«
»Nun gut. Wann und wo haben Sie sich nach dem ›Old-Sound‹ mit Klatte getroffen? Nur das eine Mal in der Firma?« Freiberg sah sie an. »Wir müssen es wissen. Uns wird nichts anderes übrig bleiben, als jeden Tag von Klattes Aufenthalt in Bonn zu analysieren. Im übrigen werden wir Auskünfte von den Dienststellen einholen, die uns über die angebliche Bedrohung Näheres sagen können. Auch wenn es manchem nicht recht sein wird. Wir haben so unsere Methoden – und nichts wird unentdeckt bleiben.«
Lupus fuhr fort: »Sie machen es sich und uns leichter, wenn Sie Ihr Verhältnis zu Klatte offen darlegen. Sie können natürlich auch schweigen, aber dann werden wir Gott und die Welt befragen, um den Dingen auf den Grund zu kommen. – Also,
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