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Fehltritt Im Siebengebirge

Titel: Fehltritt Im Siebengebirge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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zurück zum Eingang – oder ich schreie.« Es klang schon nicht mehr so dramatisch.
    Freiberg kam sich vor wie beim Entenfüttern. Er wagte noch ein paar Schritte und streckte der Schwimmerin seinen Ausweis entgegen.
    »Auf den Rand legen, das Ding – und dann zurück. Oder…« Barbara Siemann hatte ihre Courage wiedergefunden. Sie schwamm vor, legte ihre Arme stützend auf den Beckenrand und sah sich aufmerksam das Paßbild und die Eintragungen an. Einige Wassertropfen verliefen zur Erinnerung auf dem amtlichen Papier.
    »Anerkannt«, rief sie. »Scheint alles echt zu sein. – Aber Unfall? Ist meinem Bruder etwas passiert? Er ist als einziger heute unterwegs.«
    »Ich weiß – nach Antwerpen«, bestätigte Freiberg. »Aber damit hat mein Besuch nichts zu tun«, beruhigte er sofort. »Ich muß Sie wegen einer anderen Sache sprechen.«
    »Gut, ich komme zur Sitzecke in der Pergola. Gehen Sie schon hin. Wenn es Sie stört, eine nackte Venus aus dem Schwimmbecken steigen zu sehen, müssen Sie wegschauen.« Damit schwamm sie zur Leiter. »Ich hole nur meinen Bademantel, dann können wir uns unterhalten.«
    Freiberg hätte gern noch einige lockere Bemerkungen gemacht, doch die Mitteilung von Klattes Tod, die sich nicht umgehen ließ, würde die heiter gewordene Situation umschlagen lassen, wenn Barbara Siemann mit Klatte mehr verband als ein paar durchtanzte Nächte im »Old-Sound«. Darum wollte er jetzt nicht den kessen Knaben spielen, aber er sah sich die blonde Barbara ganz genau an.
    Sie hatte etwas mehr zu bieten als nur goldenes Haar. Einen Körper ohne Fehl, braungetönt von der Sonne, die überall freien Zutritt hatte. Keine hellen Felder von Bikini oder Slip. Oben voll und fest, unten lang und schlank, um die Hüften noch eine Andeutung von Babyspeck. Keine Printe – eher ein Praline aus der feinsten Konfiserie.
    Sie ging lockeren Schrittes ins Haus und kam nach wenigen Minuten im roten Bademantel zurück. In der linken Hand hielt sie zwei kurzstielige Gläser mit der Öffnung nach unten und in der rechten eine Flasche Martini-Dry, die aus dem Kühlschrank kam und in der warmen Luft beschlug.
    »Auf den Schreck gehört ein Drink«, sagte sie, stellte die Gläser und die Flasche ab und gab Freiberg die Hand. »Mann, haben Sie mich erschreckt. Mein Bruder Guido hat wohl wieder einmal vergessen, die Tür abzuschließen.«
    »Und schon hat man die Polizei am Hals«, lächelte Freiberg.
    »So weit wird es nicht gleich kommen, denke ich«, konterte Barbara und füllte die Gläser auf. »Zum Wohl, Herr Kriminalhauptkommissar. Sie scheinen gar nicht so sauertöpfisch zu sein, wie Sie auf dem Paßbild wirken.«
    Er hatte antworten wollen, daß eine nackte Schönheit durchaus dazu angetan sei, ihn heiter zu stimmen, doch er schwieg.
    Sie ahnte, daß eine unangenehme Eröffnung bevorstand und fragte vorsichtig: »Bitte, was führt Sie hierher?«
    »Ermittlungen in einer Unfallsache. Wir versuchen, das Umfeld abzuklären, Freunde, Verwandte und Bekannte zu finden. Ich zögere Sie zu fragen, denn ich weiß nicht, wie gut Sie Werner Klatte, den Zollamtchef in Beuel, gekannt haben. – Er ist abgestürzt am Blauen See, die Wand hinunter.«
    Barbara Siemann schien unter dem Braun der Haut fahl zu werden, Ihr Körper zog sich zusammen, und ihre Hände rafften den Bademantel fester, aber sie blieb beherrscht. »Sie wollen sagen, er ist tot, nicht wahr?«
    »Ja, wir haben ihn vor ein paar Stunden geborgen.«
    »Hat er noch gelebt, als man ihn gefunden hat?«
    »Nein, es gibt auch keine Zeugen – wir wissen nichts.«
    »Und wie kommen Sie an meine Adresse?«
    »Über die Firma Erlenborn-Spirituosen. Klatte war der für die Steueraufsicht zuständige Zollbeamte und hat auch Erlenborns erste Kraft, Marianne Richter, gekannt. Wir haben mit ihr gesprochen, und sie hat von dem zufälligen Treffen vor einigen Wochen in der ›Old-Sound-Disco‹ erzählt und gesagt, daß Sie mit Klatte dort zurückgeblieben seien und sich vielleicht näher kennengelernt hätten.«
    »Marianne kannte ihn länger und bestimmt besser als ich. Das war nicht schwer festzustellen, wie die beiden miteinander den Tango getanzt haben. Die hatten früher was miteinander, da bin ich ganz sicher. Vielleicht hat es hier in Bonn wieder angefangen, wer weiß?«
    »Und darum haben Sie Klatte nicht mehr getroffen?«
    »Doch, schon noch. Nach dem ›Old-Sound‹ hat er sich sehr bemüht. Ich mochte ihn auch, aber er hat gleich alles verplanen wollen.«
    »Wie?

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