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Fehltritt Im Siebengebirge

Titel: Fehltritt Im Siebengebirge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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Verlobung, Heirat, Häuslebau, Kinder und Pension? Da müssen Sie sich aber sehr schnell sehr nahegekommen sein.«
    Barbara winkte ab. »Einmal ist keinmal und zweimal ist auch nicht viel mehr. Er habe viel zu tun, hat er gemeint, da müsse man sich an feste Termine halten für das Wiedersehen. Im ›Old-Sound‹ hatte ich das Gefühl, es könne ein Spiel mit dem Feuer werden. Doch bald kamen Zweifel – und nun ist er tot. Damit ist das Strohfeuer erloschen.«
    »Sie sind doch nicht so cool, wie Sie mich glauben machen wollen. Sie haben mehr für ihn empfunden.«
    »Das sind Worte, Herr Freiberg. Aber selbst wenn! Wir haben uns nur noch dreimal getroffen in den vergangenen vier Wochen. Was weiß man da schon voneinander? Er war ein fröhlicher Mensch, ein guter vielleicht auch. Ein ehrlicher? Ich weiß es nicht. Und was er von mir wollte, das wissen Sie genausogut wie ich. Dienstlich muß er viel am Hals gehabt haben. Auch ich habe manchmal bis spät in die Nacht im Büro festgehangen. Das kommt davon, wenn man im Hause wohnt und im Familienbetrieb arbeitet. Meine Freizeit ließ sich nicht so planen, daß alles zusammenpaßte. Warum sehen Sie mich so zweifelnd an? Ohne diese Sonnenoase hier müßte ich wie ein Mehlwurm wirken – wenn Sie das meinen.«
    »Wer wohnt im Hause?«
    »Mein Bruder und ich. Jeder hat seine separate Wohnung. Eine Konzession an unser Erwachsensein, als die Eltern den neuen Bungalow am Finkenberg bezogen haben. Wir hüten hier den Stall.«
    »Und keine Angst so allein?«
    »Kennen Sie meinen Bruder? Wohl nicht, wenn Sie so fragen. Der macht Kleinholz aus allen bösen Buben. Das hat sich rumgesprochen.«
    »Er ist mit Marianne Richter liiert, nicht wahr?«
    »Die Vokabel dürfte zutreffen. Ein Trucker ohne Mieze – das würde er sich nie verzeihen. Er läßt sich sein Image etwas kosten.«
    »Haben Sie mit ihm über Klatte gesprochen?«
    »Beiläufig.«
    »Wußte er mehr?«
    »Kaum, was auch? War ja nichts Rechtes – dazu war die Zeit auch wohl zu kurz. Guido hängt dauernd hinterm Steuer und lebt seinen eigenen Interessen.«
    »Wenn ich das nicht falsch verstanden habe, geht Marianne Richter davon aus, daß Sie und Klatte ein – na ja – ein richtiges Verhältnis miteinander hatten.«
    »Das möchte sie wohl.«
    »Wieso?«
    Barbara Siemann warf kurz den Kopf zurück: »O ja, das möchte sie wohl. Reines Überlebenstraining. Denken Sie nach! Wenn die dem Guido sagt, daß Klatte und ich… dann wird er ihr eher glauben, daß nicht Klatte und sie… So einfach können die Dinge liegen, auch für die Polizei. Verstanden? Nur für mich wäre alles viel komplizierter geworden. Nun hat sich der Fall erledigt. Aus und vorbei!«
    »Ja, verstanden«, bestätigte Freiberg, ohne ganz überzeugt zu sein, daß sie alles gesagt hatte.
    Sie nahm ihren vierten oder fünften Martini. »Entschuldigung, ich bin mein bester Gast. Sie können sich bitte selbst bedienen.« Barbara schob die Flasche über den Tisch und überraschte mit einer nicht so leicht zu deutenden Feststellung: »Was ist das alles für eine ganz verdämmte Scheiße!«
    Das Praline begann sich in der Mischung aus Sonne und Alkohol aufzulösen. Freiberg befürchtete schon, sie würde jetzt einen Moralischen bekommen und in Schnapstränen ausbrechen. Doch Barbara fuhr fort: »Wofür lebt man eigentlich, wenn es so schnell zu Ende geht?! – Die Steilwand hinunter, über die Basaltsäulen – nein, ich will es mir nicht vorstellen.«
    Um es ihr leichter zu machen, die Bilder zu verdrängen, fragte Kommissar Freiberg: »Warum muß Ihr Bruder am Wochenende unterwegs sein?«
    »Wir haben eine Sonderlizenz für Alkoholtransporte und für Brennweine. Das ist Guidos Domäne. Außerdem, so meint er, ließen Antwerpens Nachtlokale Bonns Lasterstätten – hi, hi – als reine Tugendclubs erscheinen.«
    »Darum ist er heute morgen schon so früh gestartet?«
    »Denke doch. Ich habe länger geschlafen und weiß nicht genau, wann er los ist. Sicherlich wie üblich. Kurz nach zehn habe ich meine morgendlichen Bahnen geschwommen und vorher die Tür dort kontrolliert und abgeschlossen.« Sie zeigte auf die Bohlenpforte.
    »Aber die war doch offen«, wunderte sich Freiberg.
    »Ja, richtig, die war offen. Hm, ganz einfach – dann war Guido noch im Haus oder wird noch einmal zurückgekommen sein und ist erst losgebraust, als ich nach dem Schwimmen in Beuel war, um bei Rosenberg Steaks zu holen. Ich meine allerdings in den Morgenstunden im Halbschlaf das

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