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Fehltritt Im Siebengebirge

Titel: Fehltritt Im Siebengebirge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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erzählt. Ihr Galan hatte wohl andere Wünsche, als in ein steinernes Loch zu starren.«
    »Du magst recht haben«, erwiderte Freiberg und konnte seine Enttäuschung über die einfache Erklärung nicht verhehlen. »Aber wissen möchte ich doch, mit wem die Dame dort am Tatort promeniert hat.«
    »Bestimmt kein Problem. Das wird uns um elf Uhr Bruder Guido erklären.«
    Freiberg nickte. »Wir sollten uns auch die anderen Bilder genauer ansehen.«
    Lupus dozierte: »Den Täter zieht es immer wieder an den Ort der Tat zurück. – Wer sich den Quatsch wohl ausgedacht hat? Gibt es dazu eine Lehrmeinung?«
    Freiberg zuckte mit den Schultern. »Bei Brandstiftung dürfte die These einigermaßen erwiesen sein. Schon mancher mutwillige Feuerwehrmann hat fleißig gezündelt, damit er an der Brandstelle durch besonderen Eifer glänzen konnte. Aber bei Mord und Totschlag? Ich glaube nicht.«
    Die übrigen Hochglanzprodukte hatten auch ihren Reiz. Da sah man Halbwüchsige an der Steinbruchkante herumturnen und sich beim Blick nach unten die Gliedmaßen verrenken. Ein distinguiert wirkender Spaziergänger im Sonntagsstaat löste ungeniert einige Maschen des Schutzzaunes, um die Durchtrittsöffnung zu erweitern. Den hätte die Ordnungsbehörde aufgrund der beiden Dokumentarfotos von Ahrens für den angerichteten Schaden sofort und ohne Beweisnot in Regreß nehmen können. Eine mit viel Mut, aber offensichtlich wenig Verstand versehene junge Frau schob ihren drei- bis vierjährigen Sprößling durch das Loch im Zaun. Ein weiteres Bild zeigte, wie Mütter und Kind Hand in Hand zum Blauen See hinunterstarrten, kaum einen halben Meter von der tödlichen Absturzkante entfernt.
    Einer, der es ganz genau wissen wollte, lag bäuchlings wie Grand-Pere und der Notarzt auf dem Boden und suchte den Steinbruch mit dem Fernglas ab. Sein Gesicht war nicht zu erkennen. Als Freiberg das Bild nahm, erklärte Ahrens: »Das ist so ein Fall. Erst harmloser Spaziergänger, plötzlich liegt er auf dem Bauch und stiert nach unten. Ich habe ihn nicht besser erwischen können.«
    »Schon gut«, sagte Freiberg. »Der wird seine Neugier bei der chemischen Reinigung des Anzugs bezahlen müssen. Mensch, Ahrens, deine Flugstudien aus der Vogelwelt sind große Klasse.«
    Ahrens lächelte stolz. »Was da alles herumfleucht – Buntspechte, Schwarzspechte, Bussarde, Turmfalken, Schwalben. Wunderschöner Segelflug im Luv des Westhanges. Könnte mein neues Hobby werden: Ornithologe mit dem Tele im Siebengebirge.«
    »Doch nun zu des Lebens tödlicher Seite«, unterbrach Freiberg den Ausflug in die heile Welt. »Lupus, fahr mit Peters mal fix rüber zum Zollamt. Ein paar nette Worte mit dem Vertreter von Klatte und alles aus dem Dienstzimmer mitbringen, was für uns nützlich sein könnte, einvernehmlich natürlich und gegen Quittung. Vergeßt nicht, unter die Schreibtischunterlage zu sehen. Da liegen oft Zettel mit persönlichen Notizen, die bei einer Durchsuchung manchmal übersehen werden.«

 
    Kapitel 11
     
     
     
    Die morgendliche Frühbesprechung mit den anderen Kommissariaten hatte keine neuen Erkenntnisse gebracht. Kurz nach elf klopfte es an der Vorzimmertür. Kommissar Freiberg hörte, wie das Schreibmaschinengeklapper abbrach und Fräulein Kuhnert sich mit einem Besucher unterhielt. Freiberg hatte – Dienst hin, Dienst her – das Manuskript seiner studentischen Hilfskraft auf dem Schreibtisch liegen, um die am Sonntag zu kurz gekommenen Lektorpflichten im Rahmen seiner Fünfzig- bis Sechzig-Stunden-Woche nachzuholen. Hätte es die vielgepriesenen Rechte der 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich schon gegeben, wäre ihm die Gewissensfrage erspart geblieben, ob sein Verhalten dienstrechtlich zu beanstanden sei. Doch er hielt nichts von der Rechenschiebermoral. Auch seine Mörder hielten sich nicht an tariflich gesicherte Arbeitszeitregelungen. Freiberg fühlte sich reif genug, seine Dienstpflichten selbst zu definieren.
    Jetzt legte er die Manuskriptblätter in die Mappe zurück und sah Fräulein Kuhnert entgegen, die ins Zimmer trat und die Tür hinter sich schloß.
    »Herr Freiberg, ein Riese ist da und will Sie sprechen. – Mein Gott«, seufzte sie anerkennend, »was für ein Bongo von einem Mann – und der sieht dabei auch noch gut aus.«
    »Guido Siemann, vermute ich«, half der Kommissar nach.
    Sie nickte. »Solch einen Typen gibt es im ganzen Präsidium nicht.«
    Freiberg stand auf. »Keine Angst, Fräulein Kuhnert. Wir werden ihn schon

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