Fehltritt Im Siebengebirge
Landen ist auch nicht zu verachten.«
»Zumal dann nicht«, erklärte Guido, »wenn Erlenborn dafür die besten Weine der Charente einkauft. Der Trunk muß nur zu 85 % hier destilliert und verarbeitet werden und schon wird daraus ein echter deutschen Weinbrand. Lagern muß das Zeug wenigstens sechs Monate in Eichenfässern, die besseren Sorten mindestens ein Jahr.«
»Sie kennen sich gut aus. Kein Wunder bei einem Samson-Sproß«, lobte Freiberg und vergewisserte sich nochmals: »Also kein deutscher Wein und auch keine germanische Eiche erforderlich?«
»Bestimmt nicht. Aber wenn Sie mehr wissen wollen, können Sie ja bei Erlenborn nachfragen.«
»Und wie ist es mit dem Doppelkorn?«
»Ich weiß nicht, ob da Brennrechte bestehen. Jedenfalls bezieht die Firma jede Menge Alkohol von der Bundesmonopolverwaltung.«
»Und den transportieren Sie auch?«
»Na klar! Wir fahren aber auch für andere Schnapshersteller.«
Freiberg sah, daß sich die Tür ein wenig öffnete. Lupus schaute um die Ecke und wollte sich sofort wieder zurückziehen.
»Nur herein! Wir können unser Gespräch auch zu dritt fortsetzen. Darf ich bekannt machen: Mein Mitarbeiter Kriminalhauptmeister Müller – Herr Siemann.«
Lupus nickte kurz und nahm seinen Stammplatz neben der Tür ein.
Freiberg wandte sich wieder Guido Siemann zu: »Entschuldigen Sie, ich springe mit meinen Fragen dauernd hin und her. Mit dem Zollamtmann Klatte haben Sie dienstlich nichts zu tun gehabt – aber Sie kannten ihn doch privat?«
»Kennen ist zuviel gesagt, ich habe ihn nur per Zufall in der ›Old-Sound-Disco‹ getroffen und ein paar Worte mit ihm gewechselt. Ich bin dann bald mit, na ja, einer Freundin in den Rockschuppen in der Nordstadt gezogen.«
»Mit Marianne Richter«, stellte Freiberg fest.
»Das wissen Sie auch schon wieder!« Guidos Äußerung deutete wachsendes Unbehagen an.
»Ihnen muß doch sehr schnell deutlich geworden sein, wie gut sich Ihre Freundin Marianne und Klatte von Aachen her kannten?«
»Viel zu gut«, rutschte es Guido heraus.
Freiberg heizte noch mehr an: »Es ist wohl kein so gutes Gefühl, wenn man tagelang am Steuer sitzt und sich vorstellt, daß die Freundin daheim ihre Vergangenheit wiederentdeckt.«
»Diese Schnalle! Aber jetzt, wo Sie es auch sagen, bin ich sicher – die hat mit mir den Molly gemacht. Ich habe es nicht glauben wollen, was unsere Packer mir unter die Nase gerieben haben.«
»Nun ist Ihnen Klatte ja nicht mehr im Wege«, stellte Freiberg sachlich fest.
Lupus überlegte laut: »Vielleicht hat jemand dem Schicksal auf die Sprünge geholfen?!« Und er fügte hinzu: »Cui bono?«
Guido Siemann fuhr herum. »Ich habe Latein gelernt – wenn auch schlecht. Cui bono? – Wem nützt es? Was wollen Sie mir da anhängen?«
»Nicht gleich so empfindlich«, wiegelte Freiberg ab. »Wie ging es weiter in der Disco?«
»Meine Schwester hat sich auch in diesen Klatte verknallt. Was macht denn diesen Zöllner bloß so anziehend? Barbara ist nicht zu bremsen, wenn der richtige Kerl auftaucht. Dabei hätte sie allen Grund, etwas zurückhaltender zu sein. Na ja, mein Bier ist das nicht.«
Freiberg dachte an die Aufforderung der blonden Venus, daß die Polizei im Adamskostüm mal zeigen solle, was sie vom Vermummungsverbot hält, und mußte lächeln.
»Jetzt sind meine Gedanken schon wieder bei einem anderen Punkt. Sie sind doch am Sonnabend ziemlich früh gestartet?«
»Ja, ich war in Antwerpen und habe Brennwein geholt. Diesmal nicht aus der Charente, sondern vom Großhändler.«
»Und für wen?«
»Auch für Erlenborn. Der billige Weinbrand muß ja den Massenumsatz bringen. Danach sind auch die Lagertanks für den Brennwein ausgelegt. Das sind mächtige Zisternen, die fassen glatt eine Viertel Million Liter.«
»Mit welchem Fahrzeug waren Sie unterwegs?«
Guido Siemann schüttelte den Kopf. »Mit dem großen Tankwagen natürlich – nicht mit ‘nem Pritschen wagen.«
»Ein Dreitonner schafft aber doch nichts.«
Guido schob die Finger beider Hände ineinander und zuckte zusammen, als die Gelenke knackten. »Wer spricht denn von drei? Der Tankwagen bringt achtundzwanzig Tonnen auf die Achsen bei rund zwanzigtausend Liter Zuladung.«
»Das mag ja sein«, bohrte Kommissar Freiberg weiter, »aber Sie sind zwischen sechs und sieben Uhr mit dem Dreitonner weggefahren. Das sollten Sie uns mal erklären.«
»Wer sagt denn so etwas?«
»Wir haben eben präzise Informationen«, warf Lupus ein, ohne den
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