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Fehltritt Im Siebengebirge

Titel: Fehltritt Im Siebengebirge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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nur.
    »Können Sie uns sagen, was das bedeutet?« Drei Augenpaare sahen gespannt auf.
    »Na klar«, antwortete Guido ohne ein Zeichen von Überraschung. »Die beiden sind mal wieder spazierengegangen. Da liegt doch nichts drin. Die wollen heiraten, wenn das Trauerjahr um ist – vielleicht auch schon früher, wer weiß.«
    Kommissar Freiberg legte das Bild zurück. »So ist das also. Vergessen wir es – und Sie bitte auch. Herr Siemann, Sie können jetzt gehen. Tun Sie sich und mir einen Gefallen und bauen Sie keinen Mist, Sie sollten noch einmal ganz genau überlegen, was am Rheinhöhenweg gelaufen ist. Jede Beobachtung kann nützlich sein.«
    »Ja, das will ich tun. Ich danke Ihnen, daß Sie mir glauben.«
    »Bitte keine Feststellungen dieser Art«, winkte Freiberg ab. »Sie sind nicht festgenommen worden – das ist alles.«
    Guido erhob sich, und Fräulein Kuhnert nickte ihm aufmunternd zu.
    »Danke«, sagte er noch einmal leise und verließ den Raum.
    Nur Lupus sagte laut und deutlich: »Auf Wiedersehen!«

 
    Kapitel 12
     
     
     
    Auch durch die vieldeutigen Blicke von Fräulein Kuhnert und Freiberg ließ sich Lupus nicht beirren. Er stand am Fenster und sang, diesmal allerdings mehr richtig als laut, mit Inbrunst und Betonung:
    »O du mein Kessenich – frag nicht, wie lieb’ ich dich…«
    Dann hätte er die passende Variation gefunden, sein Gesicht wurde noch breiter und runder:
    »O du mein Erlenborn, dich ziert ein Doppelhorn…« Erklärend fuhr er fort: »Was können unsere Heimatmelodien doch für innige Stimmungen vermitteln. Nun höret noch die über hundert Jahre alte Liebesklage aus dem Siebengebirge:
    ›Ach, könnt’ ich diesen Abend noch einmal freien gehn…‹ – und zum Schluß den Seufzer der Maid: ›…der rechte Liebste bist du nicht.‹«
    Lupus schüttelte sich. »Wir haben wirklich genug Versatzstücke beisammen, um daraus eine Posse mit Musik zu komponieren. Wer hat nun eigentlich mit wem und wer mit wem nicht? Wie sagte der Siemann so schön zu dem Bild mit der Freundin neben Erlenborn? ›Ach so, Barbara! Die beiden wollen heiraten.‹ Was genau hat dir dieselbe Barbara über ihr Verhältnis zu Klatte gesagt?«
    Freiberg rekapitulierte aus seinem Gespräch in der Pergola: »Einmal ist keinmal und zweimal ist auch nicht viel mehr.«
    »Unsere Wildkatze Marianne dürfte ein noch rasanterer Racker sein«, überlegte Lupus weiter. »Mit Klatte viermal intim in der Hausdorfstraße – so lange ist er ja nun wirklich noch nicht in Bonn. Und wie hat sie auf deine impertinente Frage nach ihrer Beziehung zu Guido Siemann geantwortet? ›Wir… Punkte, Punkte – Fassung für unsere Kuhnert – liebten uns auch körperlich‹ und hinzugefügt: ›So, jetzt ist das klargestellt!‹ – Doch noch fehlt ein Glied in der Kette. Welches wohl?«
    Freiberg winkte ab. »Keines fehlt.«
    »Ich meine doch«, fuhr Lupus fort. »Die Frage an die Richter nämlich, ob auch sie mit Erlenborn der Liebe gefrönt? – Vernehmen Sie bitte, Fräulein Kuhnert, wie fein wir uns in Gegenwart einer Dame auszudrücken vermögen.«
    Fräulein Kuhnert lachte laut auf: »Natürlich bumsen die miteinander – das spürt man als Frau sofort.«
    »Ja, Lupus, unsere Dame hat recht«, meinte Freiberg bestätigend. »Der Firmenwagen ist Antwort genug. Damit hätte sich der Reigen, sagen wir lieber die Kette, geschlossen. Nur – was fangen wir mit all den Gliedern an?«
    »Eines davon ist kaputt, Chef«, stellte Lupus fest. »Cui bono?«
    Kommissar Freiberg wollte die gute Laune nicht ausufern lassen. »Nun entsagt der schönen Aussicht auf das Siebengebirge und zieht ab. Ich muß mit Sörensen telefonieren, ob die beim 19. K. Informationen haben. Eigentlich müßten auch die Pathologen inzwischen etwas mehr wissen. Frag mal nach. Und Sie, Dame Kuhnert, können das Protokoll schreiben. – Wo stecken Ahrens und Peters?«
    »Die sehen die Unterlagen aus dem Zollamt durch«, antwortete Lupus. »Viel war dort nicht zu holen. Man merkt, daß Klatte erst vor vier Wochen die Leitung der Dienststelle übernommen hat.«
    Freiberg verließ noch vor den beiden anderen den Raum, wobei er murmelte: »Setze statt des schwachen Wortes ›ich muß‹ das stolze Wort ›ich will‹«, und ging den Gang hinunter bis zur letzten Tür rechts.
    Als er zurückkam, stand sein Mitarbeiter schon wieder am Schreibtisch. Nebenan schnurrte die elektrische Schreibmaschine.
    »Ich habe bei den Pathologen angerufen. Die Verletzung an Klattes Hals

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