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Fehltritt Im Siebengebirge

Titel: Fehltritt Im Siebengebirge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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Ahrens. »Ich bin dabei, alles aufzulisten und werde zu den einzelnen Positionen erläuternde Hinweise notieren.«
    »Was haben wir vorliegen?«
    Ahrens trug vor: »1. Eine Organisationspinne des Zollamtes Bonn-Beuel und eine vom Hauptzollamt in Köln. 2. Ein Ringbuch mit Telefonnummern. Auf dem ersten Blatt geht es von der Feuerwehr über das Rote Kreuz zu einigen Anschlüssen in Aachen und Helmstedt. Schließlich die Zollfahndung, sowie die Nummer unseres Polizeipräsidiums. Dann einige Nummern von Firmen, mit denen Klatte offenbar dienstlich zu tun hatte. Ein weiteres Blatt enthält private Anschlüsse, nur wenige Eintragungen – alle für den Bonner Raum. Ich habe bei der Post zurückgefragt. Die dazugehörigen Namen sind auf einem besonderen Beiblatt notiert.«
    »Bestens«, unterbrach Freiberg, »lies die mal vor!«
    »Also – obenan Marianne Richter, Anschluß Hausdorfstraße, dann Firma Erlenborn in Kessenich und Firma Spedimpex Beuel.«
    Freiberg nickte. »Bei Erlenborn konnte Klatte die Richter auch tagsüber erreichen und über Spedimpex die Barbara Siemann.«
    Ahrens fuhr fort: »Dann nur noch zwei Telefonnummern, Zolloberinspektor Wernitz – das ist der Vertreter von Klatte – und eine Wäscherei in Beuel. Damit kommen wir schon zur Position drei. Der übliche Terminkalender von der Bundesdruckerei.«
    »Den schauen wir uns noch ganz genau an«, warf Freiberg ein.
    Ahrens erläuterte weiter: »Die amtlichen Handstücke wie Zolltarif, Geschäftsordnungen, Vorschriftensammlungen, Kommentare zum Zoll- und Verbrauchssteuerrecht, zum Branntweinmonopol und so weiter haben wir nicht mitgenommen.«
    »In Ordnung.«
    »Dann haben wir viertens die Steuerlagerakten Erlenborn, fünftens Unterlagen über das Mineralölsteuerlager im Rheinhafen. Sechstens Akten über die Verzollung von Hochfrequenzschaltanlagen für eine Bonner Firma und siebtens schließlich einige lose Notizzettel. Die lagen unter der Schreibtischauflage. Dabei handelt es sich um Berechnungen von Mineralölmengen, ferner um Formeln irgendwelcher Mischungsverhältnisse. Daraus läßt sich zunächst nichts Besonderes erkennen oder ableiten. Zum Schluß Position acht: noch ein einzelnes Blättchen mit der Notiz ›Umsatz‹ und einem dicken Fragezeichen dahinter. Auf einem Packen alter Tageszeitungen lagen ein halbes Dutzend Preislisten von Bonner Supermärkten. Der Junggeselle wollte wohl möglichst preiswert einkaufen.«
    Lupus ergänzte: »Daß Klatte erst vor kurzer Zeit die Leitung des Zollamtes übernommen hatte, zeigte deutlich sein Dienstzimmer. Diese ordentliche Leere in Verbindung mit dem Geruch von Fußbodenreinigungsmitteln konnte schon trübsinnig stimmen. Ich hätte mich in seinem Alter auch in die Arme schöner Frauen geflüchtet. Doch diese tiefschürfenden Betrachtungen, Chef, helfen ihm und uns nicht weiter. Was tun? sprach Zeus.«
    Freiberg schob die vor ihm liegenden Unterlagen hin und her. »Tja, so kann es aussehen, wenn die Polizei fieberhaft fahndet. Greifen wir also nach den langen Stangen und stochern wir in bewährter Weise im Nebel herum. Niemand soll sagen, daß die Schule der Nation, unsere stolze Bundeswehr, mir nicht auch etwas vermittelt hätte. Ein Ausbilder, der seine Weisheit wohl aus alten Landserheften gelöffelt hat, ließ uns Fähnriche wissen, ein schlechter Befehl sei besser als keiner. Darum, lieber Kollege Müller, meine Bitte an dich – die Bitte ist die zivile Form des Befehls –, zunächst einmal dem POLTRANSIT-Büro deine Aufmerksamkeit zu schenken.«
    »Au weia – und das mir, dem Mann mit der Theorie erster Klasse.«
    »Ja, Differentialdiagnostik nennen das wohl die Mediziner. Alle denkbaren Erkrankungen so lange untersuchen und ausschließen, bis die tatsächliche Krankheit wie ein Phönix aus der Asche steigt. Ihr wißt doch, gesund ist nur der Mensch, der nicht gründlich genug untersucht worden ist.«
    »Au weia-weia, deine Visionen sind ja unerträglich – es muß schlimm mit uns stehen.«
    »Drei erwachsene Männer, die Seelen des Kommissariats«, unterbrach Fräulein Kuhnert das Geplänkel, »gepeinigt durch Visionen, resignierend vor der Macht der Gewalt, im Nebel stochernd. Dazu dieser Zug von Chauvinismus, als ob die Menschheit nur von Männern dezimiert werden könnte. Mir bricht es das Herz. Wir vier brauchen jetzt Kaffee. Die Maschine arbeitet schon – gleich wird serviert.«
    »Endlich eine zukunftsweisende Idee«, atmete Kommissar Frei berg auf. »Danach werde ich mal Klattes

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