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Fehltritt Im Siebengebirge

Titel: Fehltritt Im Siebengebirge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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fragte Freiberg.
    »Großangelegter Embargoschmuggel, den Klatte aufgedeckt hat. Die Akten kommen mit Kurierpost. Vorab einiges aus dem Fernschreiben: Eine norwegische Firma hatte in den Vereinigten Staaten elektronische Zieloptiken für Fernlenkwaffen gekauft. Norwegen gehört ja zur NATO. Von dort sind die vollständig miniaturisierten Geräte und Rechner mit gefälschten Papieren, ausgewiesen als elektronische Speicher für Schreib- und Rechenmaschinen, über Hamburg in die Bundesrepublik gekommen. Sie waren als Transitfracht für Berlin deklariert. Der Transport erfolgte über Hamburg durch eine internationale Spedition mit dem Sitz in Polen, die laufend Berlin wie auch Orte in der DDR anfährt. Unterwegs auf der Autobahn zwischen Helmstedt und Berlin hätte die Ware umgeladen werden sollen. Unser Zolloberinspektor Klatte hat sich nun ganz einfach gefragt, warum der Transport nicht über die neue und kürzere Autobahnstrecke Hamburg-Berlin erfolgte. Dadurch hat er den ersten Verdacht geschöpft und die Sache ins Rollen gebracht. Lkw und Ladung wurden mit plausibel klingenden Erklärungen beim Zoll in Helmstedt vierundzwanzig Stunden festgehalten. In dieser Zeit hatte das Zollkriminalinstitut mit seinen Top-Spezialisten die Fälschung der Frachtpapiere aufgedeckt. Damit war der Coup geplatzt, Fahrer eingesperrt, Fahrzeug und Ladung beschlagnahmt. Dann großer Dampf auf allen geheimen Kanälen. Die Fahrer waren natürlich unschuldig. Sogar die Lkw wurden wieder freigegeben. Die heiße Ware blieb allerdings der NATO erhalten.«
    »Das ist ja ein tolles Stück! Und danach meinten unsere Geheimdienste, der Klatte sei gefährdet?«
    »Ja, sie haben entsprechende Hinweise gegeben. Das hat dann die Oberfinanzdirektion und das Finanzministerium als obersten Dienstherrn veranlaßt, Klatte nach Aachen zu versetzen. Auch unser LKA hat die Information erhalten. Die spätere Versetzung nach Bonn steht damit wohl nicht mehr im direkten Zusammenhang, jedenfalls ist darüber im Fernschreiben nichts gesagt. Der VS-Bote wird es dir – mit der Bitte um alsbaldige Rückgabe – gleich zutragen.«
    »Ich danke für die ausführliche Information, Herr Sörensen. Vielleicht müssen wir uns in dieser Sache noch öfter kurzschalten. Bis bald also.«
    »Das 19. K. steht immer zu Diensten.«
    Als Freiberg aufgelegt hatte, sah er Lupus an. »Na?«
    Der schüttelte sich mehrmals. »Ich sage nur: Külz, Külz.«
    »Aber es könnte durchaus sein, daß die andere Seite Klattes Lebensgewohnheiten, sein regelmäßiges Trimmen und so weiter ausbaldowert hat und durch einen gezielten Unfall das beschädigte Politgleichgewicht wiederherstellen wollte.«
    »Chef, das kann doch nicht dein Ernst sein. Solche Fleischermeister-Theorien bitte nicht von uns. Den blühenden Unsinn der Gefährdung aus Vergeltungsdrang der Stasi-Leute dürfen wir den Oberverdachtschöpfern nicht abnehmen. Die da drüben betreiben keine Indianerspiele – das sind Profis. Unser militärischer Abschirmdienst ist bei diesem Embargoschmuggel bestimmt eingeschaltet gewesen. Dessen hanebüchene Phantasie ist seit der Generalsaffäre auch dem letzten Leser der Regenbogenpresse bekannt.«
    »Du bist eben auf Guido Siemann fixiert.«
    »Allenfalls noch auf deinen geheimnisvollen Dritten, aber nie und nimmer auf Ostagenten, die rachedurstig im Siebengebirge lauern.«
    Das Läuten des Telefons unterbrach ihre Überlegungen. Freiberg nahm zögernd ab und hörte Sörensens Stimme. Auf das Zeichen mit dem Daumen hin hielt Lupus die Mithörmuschel ans Ohr.
    »Vor lauter Fernschreibinformation hätte ich bald vergessen, aus eigener Kenntnis noch etwas beizusteuern«, sagte Sörensen. »Das Transportunternehmen aus Polen hat hier in Bonn eine Art Verbindungsbüro. Es firmiert unter POLTRANSIT. Zwei oder drei Mitarbeiter, mehr nicht. Der Verfassungsschutz vermutet dahinter eine legale Residentur. – Wir haben keine eigenen Erkenntnisse.«
    Freiberg war von dieser Nachricht wenig erbaut. »Wir danken dem 19. K. für jede Information, auch wenn sie geeignet ist, dem 1. K. das Leben schwerzumachen.«
    Dann legte er auf, sah hoch und knurrte abermals. »Na?«
    Lupus seufzte: »Chef, bitte nicht schon wieder eine Theorie – es reicht.«
    Als die Schreibmaschine aussetzte, rief Freiberg laut zu Fräulein Kuhnert in den Nebenraum hinüber: »Ahrens soll kommen – mit den Unterlagen vom Zollamt!«
    Wenige Minuten später hatte der Kommissar das Material vor sich.
    »Das ist wenig genug«, erklärte

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