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Fehltritt Im Siebengebirge

Titel: Fehltritt Im Siebengebirge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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der es besser gewußt hätte und auf uns einprügelt – und wir prügeln auch.«
    »Jedes Wort, was du sagst, stimmt, Lupus. Und doch – ich werde Siemann nicht festnehmen.«
    »Der hat mehr auf dem Kerbholz, als wir wissen. Das ist kein so harmloser Bubi. Das viele Geld kommt doch nicht nur von ein paar Kaminholzfuhren. Bei dem läuft nicht nur ein Rad für den Fahrer. Da läuft mehr!«
    »Mag alles stimmen, Lupus, aber Mord und Totschlag ist ein anderes Ding. Ich werde ihn nicht festnehmen. Vielleicht kann er uns bei den weiteren Ermittlungen nützlich sein.«
    »Die wird es wohl nicht geben. Wir haben alles in der Hand, um den Fall abzuschließen und die Sache dem Staatsanwalt oder dem Untersuchungsrichter vorzulegen.«
    »Lupus, ich kann nicht anders. Beschlossen und verkündet: keine Festnahme. Noch nie habe ich das gemacht, was jetzt kommt, aber du sollst den Rücken frei haben. Ich erteile dir hiermit die dienstliche Weisung, deine abweichende Meinung in einem Aktenvermerk niederzulegen. Der bleibt bei den Akten, wenn ich unrecht habe. Im anderen Falle machen wir einen Fidibus daraus.«
    »Mensch, Walter, muß das sein? Das geht mir unter die Haut!«
    »Es gibt noch einen anderen Weg. Du kannst dich über mich beim Gruppenleiter, beim Chef der Kripo oder beim Präsidenten beschweren und eine andere Entscheidung erbitten.«
    »Walter, entschuldige, jetzt spielst du total verrückt. Ich will doch keinen Persilschein von dir haben.«
    »Keine weitere Diskussion – meine Weisung gilt!«
    Sie kehrten ins Dienstzimmer zurück.
    Guido Siemann hockte apathisch auf dem Stuhl. Fräulein Kuhnert hob die Schultern und gab zu verstehen, daß kein Gespräch stattgefunden hatte.
    Freiberg ging zum Fenster und sah noch einmal zu den Hängen des Ennert hinüber. Grell hoben sich die Steinbruchwände von den grünen Höhen des Siebengebirges ab. Das Hotel Petersberg und der Drachenfels standen klar gegen den Himmel. Guido sah zögernd auf, als der Kommissar das Wort an ihn richtete.
    »Sie wissen, was wir erwägen mußten?«
    »Untersuchungshaft?«
    Fräulein Kuhnert versuchte die Gedanken ihres Chefs zu erahnen. Wie sie ihn kannte, hätte er jetzt kurz und knapp seine Entscheidung verkündet, wenn er sich zur Festnahme entschlossen hätte.
    »Herr Siemann«, begann der Kommissar noch einmal, »wie würden Sie sich verhalten, wenn wir Sie jetzt laufen ließen, Sie aber zu jeder Stunde mit einer Festnahme rechnen müßten?«
    Lupus wunderte sich. Der Chef war immer wieder für eine Überraschung gut.
    »Ich würde meine Arbeit tun«, antwortete Guido. »Was sonst?«
    »Abhauen?«
    »Wenn ich schuldig wäre – vielleicht.«
    »Über Interpol hätten wir Sie in ein paar Tagen wieder hier. Haben Sie oder jemand aus der Familie Auslandsbesitz?«
    »Nein, wir nicht – doch! Das Ferienhaus der Erlenborns in Beaulieu im Argonnerwald haben wir schon oft benutzt. Durch die Erbschaft gehört es jetzt meiner Schwester Barbara.«
    Kommissar Freiberg überlegte: »Sie wollen Ihre Arbeit tun – nun gut. Ich kann Sie aber nicht ins Ausland fahren lassen.«
    »Das geht für ein paar Tage. Dann haben Sie den Fall bestimmt geklärt.«
    »Der ist geklärt«, murmelte Lupus kaum hörbar.
    »Herr Siemann«, verkündete der Kommissar, »ich lasse Sie jetzt gehen. Informieren Sie Ihren Vater, den Firmenchef, über den Holzdiebstahl und in irgendeiner Weise auch über unseren Verdacht gegen Sie. Den Mumm müssen Sie schon aufbringen. Und machen Sie sich keine Illusionen – die Sache ist für Sie noch nicht ausgestanden.«
    »Danke, Herr Kommissar, ich werde Sie nicht enttäuschen. Darf ich das auch mit Barbara besprechen?« Guido lächelte ein wenig. »Die schafft es besser als ich, dem alten Herrn unangenehme Wahrheiten beizubringen.«
    »Ich habe keine Bedenken. Tun Sie, was Sie für richtig halten. – Ach, da fällt mir ein, wir haben hier einige Bilder.« Freiberg zog die Schreibtischschublade auf, nahm ein Blatt Papier aus dem Zettelkasten und deckte damit die eine Hälfte des Fotos zu. »Kennen Sie zufällig den Herrn?«
    Guido warf einen kurzen Blick auf das Bild und sah verblüfft auf. »Aber ja, das ist Hartmut Erlenborn, mein angeheirateter Onkel. – Sie wollen mir nicht zeigen, wen er da bei sich hat?«
    »Nein!« sagte Freiberg spontan. Dann überlegte er einen Augenblick und sah Lupus an. Der nickte. »Warum eigentlich nicht?« berichtigte sich der Kommissar und schob den Zettel beiseite.
    »Ach so, Barbara«, sagte Guido

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