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Fehltritt Im Siebengebirge

Titel: Fehltritt Im Siebengebirge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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herein, die bereits in der Werbeabteilung ausgewertet worden waren. In dem beigefügten Kurzbericht wurde darauf hingewiesen, daß Erlenborn mit seiner Einschaltung und Placierung in den Medien richtig lag. Die Anzeigen der Konkurrenz seien gestalterisch und textlich weniger gelungen.
    Die sonst so zurückhaltende Sekretärin sprach Marianne Richter mit dem Ausdruck äußerster Überraschung an: »Haben Sie schon gelesen? Unser Steueraufsichtsbeamter, dieser flotte Zöllner, ist im Blauen See umgekommen. Er soll ermordet worden sein.«
    Marianne fuhr auf. »Ermordet? Wer sagt denn das?«
    »Nach den Zeitungsartikeln kann daran kein Zweifel sein«, erklärte die Sekretärin. »Das war wirklich ein sympathischer Mann. Wer mag es auf den abgesehen haben?«
    »Weiß ich doch nicht«, sagte Marianne kurz angebunden. »Geben Sie das Zeitungsgeschreibsel mal her. Diese Schreiberlinge spinnen viel zusammen, wenn sie nicht genau wissen, was los ist.«
    Marianne überflog die Texte. Sie wunderte sich, in jedem der Blätter einen Hinweis zu finden, daß der Tod von Klatte möglicherweise durch Fremdeinwirkung verursacht worden war. In drei Beiträgen wurde auf die vom Notarzt geäußerten Zweifel und die Besonderheiten der Halsverletzungen hingewiesen. Alle Artikel konnten nur aus einer Quelle stammen. Begriffe wie »Fremdeinwirkung« und die fast wörtliche Wiedergabe der Bemerkungen des Arztes ließen vermuten, daß der Journalist über zutreffende Informationen verfügte. Das war mehr als nur Spekulation. Das kam von der Polizei. Aber warum hatte dann weder der freundliche Kommissar noch sein bissiger Mitarbeiter ihr gegenüber eine Andeutung gemacht? Sie war es schließlich, die mit Klatte den längsten und intimsten Kontakt gehabt hatte. Für das Schweigen der Polizei mußte es einen Grund geben. Möglicherweise waren die Beamten gar nicht vom Unfalldezernat. Darüber wollte sie Gewißheit haben. Sie wählte die Nummer des Präsidiums. Auf ihre Frage an die Telefonistin der Zentrale erhielt sie die Antwort: »Herr Kriminalhauptkommissar Freiberg ist Leiter des ersten Kommissariats, Tötungsdelikte, „Brand, Sprengstoff, Waffendelikte und Geiselnahme.«
    Als Marianne den Hörer zurücklegte, war ihr klar, daß sie vor der Mordkommission ausgesagt hatte.
    Die Top-Set-Anlage surrte. Sie drückte den Lautsprecherknopf.
    »Ja, bitte, was ist?«
    »Ein Gespräch für Sie. Ich habe Herrn Siemann in der Leitung. Soll ich durchstellen?«
    Marianne zögerte einen Moment. Sie war nicht versessen darauf, ein Gespräch mit Guido zu führen. Doch durch Klattes Tod war alles anders geworden. Die Geschäfte mußten weiterlaufen. Business as usual hatte die Devise zu lauten. »Ja, gut, stellen Sie durch.«
    »Marianne, vergiß alles, was war«, dröhnte es aus der Hörmuschel. »Vergiß es! Ich habe die Polizei im Nacken.« Von Guido schien eine dumpfe Verzweiflung auszugehen. »Die wollen mir was wegen Klatte anhängen.«
    »Wieso denn das? Du warst doch bei mir und dann auf dem Weg nach Antwerpen. Das habe ich denen doch alles ganz genau erklärt.«
    »Wie, dich haben sie auch schon in der Mangel gehabt?« Seine Bestürzung wuchs.
    »Ja, schon am Sonnabend. Ich dachte, es ginge um die Aufklärung eines Unfalls. Diese hinterhältigen Typen haben mir nicht einmal gesagt, daß ich zur Mordkommission vorgeladen war. Erst vor ein paar Minuten habe ich von dem Verdacht in der Zeitung gelesen und im Präsidium nachgefragt, wofür dieser Kommissar Freiberg zuständig ist…«
    Guido unterbrach sie: »Ja, genau, das ist er. Bei dem war ich auch. Ein auf freundlich getrimmter Obermacker. Dieses Männlein mit dem gestützten Bart geht ja noch an, aber sein Adlatus, ein untersetzter Herr Müller, der raubt einem den letzten Nerv.«
    »Bei mir war dieser Nervtöter auch dabei«, bestätigte Marianne. »Lupus wird er genannt. Und so einer ist er auch. Aber was wollen die dir anhängen?«
    »Ich soll den Klatte umgebracht haben«, schrie Guido mit dem Ausdruck größter Bestürzung.
    »Quatsch! Wenn einer ein Alibi hat, dann doch du. Das habe ich den Schnüfflern schon am Sonnabend gesagt. Die wissen, was zwischen uns läuft.«
    »Verflucht – und jetzt drehen sie mir einen Strick daraus. Mord aus Eifersucht.«
    »Wie können erwachsene Menschen nur so viel Unsinn reden. Aber was höre ich da – Eifersucht? So ganz harmlos war deine Wut ja dann wohl doch nicht, als du mich niedergekämpft hast, oder? Laß dich von den Bullen nur nicht verrückt

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