Fehltritt Im Siebengebirge
kein Gewinn«, bremste Marianne.
Hartmut Erlenborn winkte ab. »Den puschen wir schon. Übrigens, auch das Essen war überzeugend. Angemessen, sage ich nur, durchaus angemessen. Einige Aperitifs vorweg, geeiste Melone mit Schinken als Vorspeise, Kalbsmedaillon mit diversen Gemüsen und Pommes croquettes. Als Nachspeise Eis mit Rumtopf. Zum obligaten Kaffee Obstler oder Cognac nach Wahl. Behörden-Arbeitsessen sind allerdings doch etwas bescheidener als die bei Erlenborn.«
»Der Gedanke mit der Parteispende war wirklich gut. Ich sage es ja, im Einkauf liegt der Gewinn. Die späteren Raten können wir vergessen. Nach dem Theater mit dem Amnestiegesetz wird keiner weitere Zahlungen anmahnen.«
»Genauso wird es laufen«, freute sich Hartmut Erlenborn. »Übrigens habe ich die Gesprächspartner zur Betriebsbesichtigung eingeladen. Auch der Minister kommt gern. Meine Tischnachbarin wird vorher ein Pröbchen nehmen und den Termin abstimmen. Diese persönliche Referentin ist ein lecker Mädchen. Ob sie auch mit dem Chef freit?«
»Eine Frau in solcher Funktion?«
»Jung, knusprig und ohne glatte Ringe. Na ja, ein paar kleine Klunker trägt sie schon, und ihre ganze Art verlangt nach mehr. Sie wird meine künftige Ansprechpartnerin sein. Der Herr Europaminister weiß eben, wie man Repräsentanten der Wirtschaft behandelt.«
Marianne war nicht länger gewillt, solche Suaden stillschweigend hinzunehmen. »Im Tausch gegen das goldene Kalb wären dir wohl auch die Frau und die Freundin nicht zu schade.«
Das Lächeln Hartmuts wirkte wie Hohn. »Erst das Geschäft – und dann die Moral.«
»Wann muß das Geld bereitgestellt werden?« fragte Marianne betont kühl.
Erlenborn wollte nicht gleich mit der ganzen Wahrheit heraus.
»Der Minister meinte, die supranationale Ebene sei nun einmal etwas mehr wert als das kleindeutsche Gewusel. Er habe in einigen Wochen die Spitzen aus ganz Europa zu Gast. Daher werde es gewiß zu den Absichten von Erlenborn passen, ein Rahmenprogramm auszurichten. War für mich doch selbstverständlich, den Part zu übernehmen.«
Marianne sah schräg zu ihm hinüber. »Das erfordert also zusätzliche Mittel?«
»War doch wohl zu erwarten. Wir stellen erst einmal siebzigtausend auf einem Dispositionskonto bereit. Dafür darf Erlenborn groß herauskommen, wie es sich eben machen läßt. Ich werde alles mit meiner reizenden Geschäftspartnerin bei ihrem nächsten Besuch regeln.«
»Um Himmels willen – der Kredit ist erschöpft. Zehntausend für die Partei und siebzigtausend für die Schirmherrschaft sofort – und keine Grenze nach oben. Das trägt die Firma nicht!«
»Äußerstenfalls noch zusätzliche zwanzig Mille, haben wir geschätzt. – Was ist das schon, bei solch einem Objekt?«
Marianne schüttelte energisch den Kopf. »Hunderttausend in vier Wochen – ausgeschlossen! Vollkommen unmöglich! Der Herr Minister hat dich sauber geleimt.«
Erlenborn fuhr auf: »Deine Kleinkariertheit ist ja entsetzlich. Du bumst zwar gut, aber geschäftliche Wagnisse sind nicht deine Stärke. Schließlich liegen noch zwei Trümpfe im Skat. Ich habe es am Sonntag perfekt gemacht. Barbara steigt sofort voll mit ein. Ankündigung der Hochzeit beim hundertjährigen Geschäftsjubiläum. Außerdem nehme ich noch eine Zisterne dazu und fahre die Produktion hoch, daß der Konkurrenz Hören und Sehen vergeht. Guido muß noch einmal ein paar Überstunden einlegen.«
Marianne blieb kühl. »Hartmut, auch wenn du es nicht gerne hörst: Jetzt steige ich aus. Das ist mein Ernst, und ich schwöre dir, meine Abfindung wird nicht niedriger sein als deine Zahlung für die lumpige Schirmherrschaft.«
Erlenborn sprang auf. »Du bist verrückt, total verrückt. Das wird es bei mir nicht geben. Wir sitzen schließlich in einem Boot. Deine Eskapaden werde ich zu verhindern wissen. Ein starkes Stück, mich unter Druck setzen zu wollen!«
»Du unterschätzt mich ebenso, wie du diesen Minister unterschätzt hast. Ich habe nicht vor, die kleine graue Maus zu spielen. Du hast dich für Barbara und ihr Geld entschieden – und wirst darum meine Forderungen erfüllen, oder…«
Marianne Richter ahnte die Reaktion. Als Hartmut Erlenborn zum Schlag ausholte, federte sie hoch, stieß ihm den niedrigen Couchtisch mit Macht gegen den Unterleib und bewies in der gleichen Sekunde, daß sie Judo und die Selbstverteidigung beherrschte. Ein gezielter Handkantenschlag auf die Halsschlagader ließ den Angreifer wie vom Blitz getroffen
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