Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feind aus der Vergangenheit

Feind aus der Vergangenheit

Titel: Feind aus der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
verstehen, was er wissen wollte.
Ich glaube, der Verbrecher hat alles gesagt — hatte nämlich schreckliche Angst,
daß er noch mehr Prügel kriegt.“
    „Ich weiß“, murmelte Havliczek,
„was Tim von ihm wissen wollte. Mit unseren Methoden hätten wir sicherlich
länger gebraucht, um den Kerl zum Reden zu bringen.“
     
    *
     
    In der Garage war es fast
dunkel. Korf lehnte an Karin Meihäuslers kleinem Auto, das hier versteckt war
seit gestern. Auf dem Geiergesicht perlte kalter Schweiß.
    Korf hatte Neros Schritte
gehört, aber keinen Blick riskiert. Nein, das wagte der Ganove nicht.
    Jetzt wurde dreimal ans Tor
geklopft. Schritte entfernten sich, und Korf begann zu zählen.
    Er ließ sich Zeit.
    „...neunundneunzig... hun...
nein, einhundert...“
    Er öffnete das Tor, trat hinaus
und war einen Moment geblendet vom Licht, obwohl der Tag trüb war.
    Vorn an der Straße hielt ein
Taxi. Jemand stieg aus und kam auf ihn zu: ein hochgewachsener, athletischer
Junge mit braunen Locken und einem unheilvollen Ausdruck im gebräunten Gesicht.
    „Hallo, Geiergesicht!“ sagte
Tim. „Henry läßt grüßen. Für seinen lieben Freund Lothar.“
    Dann wurde es Korf schwarz vor
Augen. Eine Granate war eingeschlagen irgendwo an seinem Schädel.
    Tim schleifte den Bewußtlosen
ins Haus, rollte ihn ins fensterlose Klo, verschloß die Tür von außen und zog
den Schlüssel ab.
    Wo ging’s zum Keller?
    Er stürmte die Treppe hinunter.
    „Mutti!“
    Stille. Oder war da ein Laut?
Ein Seufzer wie Todesfurcht? Ein ersticktes Weinen? Hinter der Eichentür? Sie
war verschlossen. Aber der Schlüssel steckte.
    Tim stieß sie auf.
    Mattes Licht aus einer
Glühbirne unter der Decke.
    Seine Mutter saß auf einer
abgewetzten Gartenliege, kerzengerade aufgerichtet vor Entsetzen. Der Blick war
auf eine grünschillernde Schlange gerichtet, ein armlanges flinkes Reptil, das
offenbar gereizt war und angriffslustig. Denn es schlängelte sich zu auf
Susanne, die Zunge weit aus dem Rachen geschoben.

    „Zieh die Füße an, Mutti!“
    Blitzartig streifte Tim sein
Sweatshirt ab, sprang hinter die Schlange und ließ es auf sie fallen. Sofort
griff er zu, spürte den muskulösen Leib und hatte die richtige Stelle erwischt,
nämlich dicht hinter dem Kopf.
    Eisern hielt er fest. Der
Schwanz peitschte unter dem Pullover hervor. Wohin damit?
    Draußen vor der Tür hatte er
einen Deckelkorb gesehen. Hinein mit dem Vieh, Deckel drauf, und der
Schlangenleib warf sich gegen das ächzende Weidengeflecht. Tim atmete auf.
    Dann lagen sich Mutter und Sohn
in den Armen.

11. Wieder bei seinen Freunden
     
    Es wurde Donnerstag. Der Tag
der Abreise. Karin weinte schon beim Frühstück. Susanne sah noch blaß aus,
hatte sich aber seelisch erholt von Schrecken und Todesangst. Tim war frohgemut.
Heute ging’s zurück ins Internat, zurück zu seinen Freunden, sicherlich zu
neuen Abenteuern.
    Jederzeit bereit, dachte er.
Aber Menschenleben sollten nicht in Gefahr kommen.
    Hier war leider eine Rechnung
offengeblieben. Korf und Spähtvolger saßen zwar hinter Gittern und würden büßen
müssen langjährig für Bankraub, terroristische Umtriebe und Kidnapping sowie
Beteiligung an einem Mordversuch — aber den Anstifter zu allem, das Gehirn der
Neroisten, den Unbekannten, hatte man nicht ermittelt.
    Die beiden Ganoven hatten keine
Ahnung, um wen es sich handelte. Und Susanne hatte ihn leider nicht gesehen,
sondern war aufgeschreckt aus einem Halbschlaf, als die giftige Schlange auf
den Boden fiel und sich die Kerkertür bereits wieder schloß.
    Würde er weiterhin sein Um
wesen treiben? Mit neuen Helfershelfern? Hier und/oder in Deutschland?
    Sie waren gerade mit dem
Frühstück fertig, als Inspektor Havliczek anrief.
    „Zum einen, Tim, wollte ich
mich verabschieden von dir und deiner Mutter. Zum andern wollte ich berichten, daß
wir, was Nero betrifft, leider keinen Schritt weiterkommen. Allerdings haben
Korf und Spähtvolger im Verhör Aussagen gemacht, die vielleicht ein Hinweis
sind. Nämlich darauf, daß Nero nun in Deutschland was vorhat. Und zwar in der
Gegend, wo du zur Schule gehst.“
    „Was? Echt wahr?“
    „Ich kann’s nicht garantieren.
Doch es scheint so.“
    „Sollte mich freuen, Inspektor
Havliczek. Eine Begegnung mit Nero wäre mein heißester Wunsch.“
     
    *
     
    Tränenreicher Abschied. Tim
blieb natürlich cool, obwohl er Karin fünfmal umarmte. Dann fuhren Mutter und
Sohn nach Deutschland zurück — hatten zwar keine Platzkarten, dennoch

Weitere Kostenlose Bücher