Feind aus der Vergangenheit
Richard hatte zwar keine Familie,
aber es gibt sicherlich Verwandte, denen es zustünde, daß der warme Regen auf
sie fällt.“
„Du willst mich erpressen.“
Casseur grinste. „Laß dich
überraschen. Wart’s ab!“
„Ich werde mich wehren.“
Casseur ließ sein Grinsen
fallen. „Keine Sorge! Alles wird sich regeln. Eine Weile bleibe ich hier. Habe
mir einen Bungalow gemietet. Etwas außerhalb — in Richtung Wexenstein — am
Amadeus-Hügel. Das erste der Häuser dort. Bist jederzeit willkommen — aber nur,
wenn du Fini mitbringst. Das arme Mädchen! Muß schlimm für sie sein mit einem
Kerl wie dir. Ich verehre sie immer noch.“
Casseur wandte sich ab und ging
in die Kaminhalle zurück.
17. Neue action
Gaby half Tim, als er sich am
Buffet den Teller belud.
Dann saßen die vier
TKKG-Freunde oben auf der Galerie.
„Ist schöner als Kino“, meinte
Klößchen.
„Du meinst das Gewusel dort
unten?“ fragte Gaby.
„Ist wie eine filmische
Massenszene. 130 Darsteller. Soviele sind’s immer noch.“
„Die Rollen sind gut verteilt“,
nickte Gaby. „Von hier oben sieht man genau, wer mit wem redet. Wer wen links
liegenläßt. Wer wem aus dem Weg geht. Nur Claudias Eltern müssen sich um jeden
kümmern. Gastgeber sein ist ein harter Job.“
„Es sei denn“, sagte Tim, „man
lädt nur jene Gäste ein, die man mag.“
„So kleine Partys lohnen doch
gar nicht“, sagte Klößchen.
„Willi Sauerlich, der
Menschenfeind“, lachte Gaby.
Gaby, die neben Tim saß, hob
lauschend den Kopf. „Hat da das Telefon geklingelt? Und niemand hebt ab.“
Sie stand auf und hüpfte die
Galerie entlang zur Bibliothek. Nach einer halben Minute war sie zurück.
„Es ist mein Vater. Für dich,
Tim.“
Der TKKG-Häuptling gab ihr
seinen Teller. „Laß keinen ran! Du, weil du mein Herzblatt bist, darfst an dem
Hühnerbein nagen.“
„Wie lieb von dir. Wenn du mir
noch ein Radieschen schenkst, schmelze ich hin — und schwöre dir ewige Liebe.“
„Also gut! Nimm ein Radieschen.
Aber das kleinste.“
„Diese Sorte Gäste ist es“,
lachte Gaby, „die man nicht einladen sollte.“
Tim lief zur Bibliothek und
nahm den Hörer ans Ohr.
„Ich bin’s, Herr Glockner.“
„Tim! Wir sind gelackmeiert.
Dieser Trensl hat in seiner eigenen Wohnung angerufen — weil er weiß, daß wir
hier sind. Woher er das weiß? Ich habe seine Stimme erkannt. Hans-Hennig von
Socke-Paulmann! Ja, der zittrige Tolpatsch, der unseren Streifenwagen demoliert
hat. Kein Wunder, daß dem die Reflexe versagten. Sah er doch, daß sein Komplice
Paluschke verhaftet war.“
„Uiiih!“ pfiff Tim. „Jetzt
begreife ich. Trensl hatte eine Brieftasche im Mantel. Das war deutlich zu
sehen. Aber der Kerl hat seine Ausweis-Papiere aus dem Handschuhfach genommen.
Klar! Als Trensl durfte er sich nicht zu erkennen geben. Es war immerhin
möglich, daß Paluschke schon geplaudert hatte. Aber ein Terrorist hat Ausweise
wie unsereins T-Shirts. Von Socke-Paulmann! Nicht übel. Und Sie haben sich gewundert,
daß dieser Nasenbär von adeligem Geblüt ist.“
„Tim, der Kerl sagte, wir
brauchten nicht auf ihn zu warten. Er käme nicht mehr zurück. Wir brauchten
auch nicht zu suchen. Alles Wichtige und Persönliche hätte in einem Koffer
bereitgestanden. Den hätte er abgeholt — nach dem Zusammenstoß mit uns. Ich
könnte mich staubig ärgern. Ein bißchen mehr Tempo, und wir hätten ihn
erwischt. Aber nein, wir mußten erst zum Bahnhof fahren und das Geld
sicherstellen.“
„War ja kein Umweg“, sagte Tim.
„Der Zeitverlust liegt bei null.“
„Trensl droht. Wenn wir nach
ihm suchen, werden er und Flühm nicht nur gegen politische Ziele vorgehen — mit
Anschlägen — sondern auch Privatpersonen mit Bomben eindecken.“
„Pfui Spinne!“
„Er behauptet, er besitze
Sprengstoff. Und das Geld sowieso. Das heißt, wir müssen mit allem rechnen. Ich
habe das BKA ( Bundeskriminalamt ) verständigt. Jetzt drückt mir ein
schrecklicher Verdacht aufs Gemüt.“
„Ja?“
„Ich habe nachgedacht“, sagte
Glockner, „alle Möglichkeiten erwogen. Im ganzen Gebiet hier, vornehmlich im
Landkreis, gibt es nur einen Betrieb, der sich für Terroristen als Ziel lohnt.
Ein Betrieb mit Zweigwerken in vier kleinen Orten des Umlandes.“
„Meinen Sie die
Meier-Micksner-Werke?“
„Genau. Bitte, sag dem
Hausherrn, daß er mich im Präsidium anrufen soll.“
„Mache ich, Herr Glockner.“
Der Kommissar legte auf. Tim
sockte zu seinen Freunden
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