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Feind aus der Vergangenheit

Feind aus der Vergangenheit

Titel: Feind aus der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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hier, in
meiner Bude, sitzen wir wie in einer Falle.“
    „Meine Schuld ist das nicht“,
knurrte Trensl. Er gewann etwas Spannkraft zurück. Gegen die K. O.-Tropfen
behielt der Kaffee die Oberhand.
    „Verfluchter Mist!“ Flühm
spuckte Speicheltröpfchen beim Schimpfen. „Ich hätte auf mein liebes Muttchen
hören sollen. Sie sagte immer: Junge, lern was Anständiges. Statt dessen bin
ich Terrorist geworden. Und ausgerechnet in Neros Verein — bei Nero, nach dem
in ganz Europa gesucht wird.“
    „Als du anfingst, war das
aussichtsreich. Wir konnten nicht ahnen, wie sich alles entwickelt — besonders
unsere Situation. Heutzutage muß man anpassungsfähig sein und notfalls
umsatteln. Vielleicht werde ich Gebrauchtwagen-Händler. Es gibt immer noch
Möglichkeiten.“
    Das also war gestern gewesen.
    Heute, gegen 17 Uhr, war Trensl
nach 18stündigem Schlaf munter wie ein Siebenschläfer, der geratzt hat von
Oktober bis Mai.
    Trensl breitete sich aus in der
Wohnung, und Flühm wäre am liebsten auf die Straße gerannt. Doch das durfte er
nicht. Die Vorsicht gebot, sich bedeckt zu halten. Möglicherweise hatte
Paluschke im Verhör schlappgemacht und von ihm, Flühm, eine Beschreibung geliefert.
    Flühm war 191 cm groß, mager
und blond. In dem hageren Gesicht wuchs die Nase nach links. Wegen der kurzen
Oberlippe zeigte Flühm ständig die Zähne.
    „Hast du schon mal darüber
nachgedacht, daß wir eigentlich doof sind“, sagte er zu Trensl.
    „Wieso?“
    „Seit zwei Jahren arbeiten wir
für Nero. Telefonisch hat er uns angeworben. Telefonisch erteilt er Aufträge.
Telefonisch befiehlt er. Nun gut. Wir sind nicht schlecht gefahren, haben
enormen Wirbel gemacht und immer Kies gehabt in der Tasche. Aber wenn wir auffliegen,
wird das ihn nicht bekümmern. Wir kennen ihn nicht. Also können wir ihn nicht
verraten. Nur er hatte jeden unserer Schritte im Auge.“
    Trensl dachte eine Weile nach.
    „Hast recht“, meinte er dann.
„Er hat nichts zu befürchten. Obwohl ihn die Hauptschuld trifft. Denn jede
Aktion wurde von ihm ausgetüftelt. Er hat ausgekundschaftet, uns alle Daten und
näheren Umstände genannt. Wir haben nur ausgeführt, was er wollte. Er ist das
Gehirn. Wir sind seine verlängerten Arme.“
    „Nimm mal an, wir werden erwischt
— glaubst du, daß er uns freipreßt?“
    „Hm, hm. Ich hoffe doch.“
    „Du hoffst. Aha! Um uns
freizupressen, müßte er sich in Gefahr begeben. Aber so ein heißer Typ ist er
nicht. Sonst wäre er nicht nur am Telefon gewesen, sondern mit uns — wenn eine
gefährliche action läuft.“
    „Hm, hm. Du kannst recht
haben.“
    „Ich habe recht.“
    „Worauf willst du raus,
Karl-Erich?“
    „Ich will wissen, wer er ist.
Werde ich gefaßt, kann ich dem Staatsanwalt ein Geschäftchen anbieten. Er
mildert meine Umstände — oder wie man das gerichtsmäßig nennt — und ich sage
ihm, wer unser Nero ist.“
    Diesmal dachte Trensl noch
länger nach. Dann nickte er bedächtig.
    „Dem schließe ich mich an,
Karl-Erich. Aber leider ist deine Überlegung nur graue Theorie. Denn wie willst
du rauskriegen, wer sich hinter der Telefonstimme versteckt?“
    „Seine Stimme! Du sagst es. Das
ist der Knackpunkt. Ist dir aufgefallen, daß die Stimme sehr ausgeprägt klingt?
Sie schnurrt etwas, hat metallischen Glanz, ist musikalisch bei den Vokalen und
rollt die Rs. Manchmal schwingt auch ein undeutscher Beiklang mit. Alles in
allem eine Stimme, die man leicht wiedererkennt.“
    „Das wissen wir. Aber
wie willst du seine Stimmband-Leistungen den Bullen beschreiben?“
    „Beschreiben? Ich übergebe
ihnen die Stimme. Neros nächster Anruf steht bevor, kann stündlich, ja jeden
Moment erfolgen. Ich habe einen Kassetten-Recorder mit erstklassigem Mikrophon.
Wenn Nero anruft, nehme ich das Gespräch auf — schön deutlich. Dann haben wir
dem Staatsanwalt was zu bieten.“
    „Wahnsinnig gute Idee!“
    „Für den äußersten Notfall. Zu
dem es hoffentlich nie kommt. Nur für den Notfall. Denn wir sind keine
Verräter. Doch jeder muß sehen, wo er bleibt.“
    Trensl nickte.
    Das Telefon klingelte um 20.16
Uhr, also kurz nach der Tagesschau.
    Trensl stellte den Ton des
Fernsehapparats leise.
    Flühm nahm den Hörer ab und
meldete sich. „Wendelin Andreesen.“
     „Ich bin’s“, sagte Nero.
    „’n Abend, Chef.“ Flühm
hustete, um das Knacken zu übertönen, das beim Einschalten des Bandgeräts
entstand.
    „Trensl ist bei dir — nehme ich
an?“
    „Er sitzt neben mir.“
    „Mit

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